Familienmensch und Läufer

Altenwald · Hans Couturier

 Hans Couturier

Hans Couturier

Foto: privat



Altenwald. Hans Couturier wurde 1917, sein jüngerer Bruder Kurt 1921 geboren. Friedrich Couturier, der Vater der beiden Söhne, war Bergmann, Mutter Amalia war Näherin. Die Familie lebte in Altenwald. Sohn Hans besuchte in Altenwald die Volksschule und wechselte dann nach der vierten Klasse auf eine Mittelschule, die er 1934 mit der Mittleren Reife abschloss, und begann eine Speditionslehre in Saarbrücken.

Nach bestandener Kaufmannsgehilfenprüfung arbeitete er in Saarbrücken als Speditionskaufmann für die große deutsche Spedition Danzas in verschiedenen Aufgabenbereichen. Seine Tochter Gisela Böhn, geborene Couturier, und ihr Ehemann Paul Böhn haben das Familienstammbuch und ein paar Briefe und Dokumente bereit gelegt und erzählen, dass Hans Couturier 1938 zur Wehrmacht eingezogen wurde und in Norwegen stationiert war.

Im Stammbuch kann man lesen, dass Hans Couturier, damals Soldat, und Elisabeth am 26.3. 1940 während eines Fronturlaubs in Altenwald heirateten. Wie und wo die beiden sich kennen lernten, ist nicht bekannt. Gisela Böhn sagt: "Das war eine so genannte Kriegstrauung, hat meine Mutter später erzählt. Die kirchliche Trauung war in der katholischen Herz Jesu Kirche in Altenwald. Es gab keine Party. Er musste gleich wieder zurück nach Norwegen. Das kenne ich alles natürlich nur vom Hörensagen. Ich wurde 1947 geboren. Mein Bruder Wilfried 1944. Unser Vater hat nicht viel über die Kriegszeit geredet. Er war in englischer Gefangenschaft, kam 1946 zurück, arbeitete dann bei der damaligen Saarländischen Eisenbahn, zunächst ,in de Rott', wie man so sagt, als Schienenverleger. Ein Freund verhalf ihm dann zu einer Anstellung bei der Eisenbahn, zunächst sogar bei der Bahnpolizei, später dann bei der Zollabfertigung und zuletzt war er bei der Deutschen Bundesbahn in Saarbrücken Disponent im Lkw-Fernlastverkehr."

Die beiden Kinder Wilfried und Gisela erlebten ihren Vater, so erzählt Tochter Gisela, "als streng, aber gerecht. Er war ein Familienmensch. Aber er war eigentlich immer fort und arbeitete später auch noch nebenher als LKWDisponent für Speditionen. Und mit unserer Mutter konnten wir alles machen, was wir wollten. Sie war überzeugte Katholikin. Wir waren jeden Sonntag in der Kirche. Im Sommer fuhren wir meist in Urlaub in den Süden, vor allem in die Berge, nach Kärnten zum Beispiel. Und immer mit dem Zug. Wir hatten ja Freikarten, weil unser Vater bei der Bahn gearbeitet hatte."

1970 begann Hans Couturier eine beachtliche Sportkarriere. Er war 53 Jahre alt, als er Mitglied im Turnerbund St. Johann in Saarbrücken wurde. Zunächst begann er mit Leichtathletik, aber technische Disziplinen interessierten ihn nicht so sehr. Er wollte Bewegung, vor allem laufen, und das wurde dann sein Hobby, das sein zukünftiges Leben wesentlich mit bestimmen sollte.

1972 war er Mitbegründer der LAG, die Laufgemeinschaft, die von da an eng mit seinem Namen verbunden war. Er war der Gründer des Silvesterlaufes, mit dem jedes Jahre mehrere hundert Läufer ins neue Jahr starteten. Immer mehr Läufer meldeten sich bei der LAG, auch Kinder und Jugendliche. Bald hatte die LAG 200 Mitglieder. Er war Trainer und Organisator zugleich.

Ob beim Silvesterlauf oder beim Westspangenlauf. Seine Sportkameradin Almut Steimer beschreibt ihn "als ruhigen Mann, als vorbildlichen Sportkameraden und Freund" Seine Tochter Gisela sagt: "Er ist in seinem Leben mindestens 50 Marathonläufe gelaufen." 1979 wurde er pensioniert. Tochter Gisela und Sohn Wilfried hatten inzwischen geheiratet. Sohn Wilfried war Vater geworden. Und - das war sein ganzer Stolz - sein Enkelsohn Frank war ein erfolgreicher Iron-Man- Athlet und startete bei internationalen Wettbewerben.

Hans Couturier lief 1987 - da war er siebzig Jahre alt - seinen letzten Marathon. Aber dem Sport blieb er verbunden. Er ging wandern, machte Nordic Walking. 2003 ein schwerer Schicksalsschlag. Tochter Gisela: "Unsere Mutter stürzte und hatte einen schweren Beckenbruch Sie kam in ein Pflegeheim. Sie konnte nicht mehr laufen. Er hat sie jeden Tag besucht. Sie waren 70 Jahre verheiratet. Sie feierten ihre Gnadenhochzeit im März 2010 im Pflegeheim. Unsere Mutter starb am 1. Janur 2012. Von dem Schlag er sich nicht mehr erholt. Er ging zwar noch in die Stadt. Aber er hatte Herzprobleme, kam ins Krankenhaus. Dort starb er. Er wurde 95 Jahre alt. Wir, mein Mann und ich, wir waren jeden Tag bei ihm." In einem Nachruf der LAG liest man: "Die LAG trauert um den ehemaligen Gründer und Vorsitzenden der LAG, Hans Couturier. Er hat die LAG vor über 30 Jahren mitgegründet und sehr lange geprägt."

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