„Sie war für Menschen und Tiere da“

Völklingen · Heike Willié starb mit 45 Jahren.

 Heike Willié

Heike Willié

Foto: Mahlberg



Völklingen. Heike Willié, Jahrgang 1967, wurde in Völklingen geboren. Ihr Vater Harald Eugen Willié, arbeitete als Vulkaniseur im Bergwerk Luisenthal unter Tage. Die Mutter Gerlinde Willié war Hausfrau, betreute die beiden Töchter, die kleine Heike, die von Geburt an gehbehindert war - sie hatte Hüftgelenkbeschwerden und ihr rechtes Bein war kürzer - und ihre ein Jahr ältere Schwester Susanne. Von klein auf hatte sie, wie man so sagt, ein Herz für Tiere. Die Liebe und die Verantwortung für Tiere - das sollte dann auch einmal ihr Lebensinhalt werden Viele Jahre war sie die kämpferische 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Völklingen.

Doch zurück zur Familie, zu ihrer Kindheit, zu ihrem Werdegang, zu Heike Willié: Ihre Mutter wurde 1984 von einem Auto in Saarbrücken überfahren und starb im Alter von 39 Jahren an den Folgen des Verkehrsunfalls. Da war Heike Willié 17 Jahre alt. Seitdem ist die Familie auseinander gebrochen. Ihre Schwester Susanne lebt in Holland. Und ihr Vater, der inzwischen wieder verheiratet war, starb 2010. Und weil es keine Angehörigen mehr gibt, die über Heike Willié erzählen können, bin ich mit drei Frauen verabredet, die mit ihr befreundet waren - mit Claudia Richter, die in der Gemeindeverwaltung in Wadgassen im Umwelt- und Grünflächenamt im Sachgebiet Tierschutz arbeitet, mit Michaela Fink, der 2. Vorsitzenden des Tierschutzvereins Völklingen, und Silke Mahlberg, die ein Fotostudio in Püttlingen betreibt. Sie erzählen, dass Heike Willié eine lebensbejahende Frau war, die es nicht leicht gehabt hat im Leben. Sie hatte nach der Volksschule eine Lehre in einer Anwaltskanzlei begonnen, die sie 1987 abbrechen musste, weil sie schwanger und danach allein erziehend war. 2005, ein Jahr nach dem Tod ihrer Tochter, diagnostizierten Ärzte bei Heike Willié im Gehirn ein so genanntes Aneurysma, eine sackartige Erweiterung eines Blutgefäßes.

Normalerweise sind die Gefäßwände stark und widerstandsfähig. Bei einer Gefäßerweiterung hingegen dehnen sie sich. Die Folge sind Blutungen im Gehirn, wobei der Hirndruck lebensgefährlich ansteigen kann. Wegen ihrer Hüftgelenkbeschwerden und ihrem verkürzten Bein war sie inzwischen Rentnerin geworden und bezog eine Berufsunfähigkeitsrente.

1992 war sie in den Tierschutzverein Völklingen eingetreten. "Sie war eine Frau, die weiß, was sie will, hilfsbereit und ehrlich, kontaktfreudig und humorvoll, mit Zivil-Courage, verlässlich und selbstlos, Tag und Nacht für Menschen und Tiere da. Sie liebte Tiere, aber sie hatte keine Möglichkeit, sie in ihrem Haus aufzunehmen", so beschreibt Silke Mahlberg ihre Freundin. 2003 wird sie zur 1. Vorsitzenden des Tierschutzvereins gewählt, der inzwischen 400 Mitglieder hat. Ihre Energie, ihre Kompetenz und ihr stetige Bereitschaft, für Tiere zu sorgen und auch zu kämpfen, beeindruckte. Sie gehörte zum Vorstand des Landesverband Saar im Deutschen Tierschutzbund und war Mitglied des Stiftungsrates der Tierschutzstiftung Saar. Michaela Fink, die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Völklingen, sagt leise: "Sie musste schwere Schicksalsschläge verkraften. Sie war schwer krank. Hat aber nie den Mut verloren. Sie war optimistisch. Sie kämpfte."

Am 23. Juni 2007 der nächste Schicksalsschlag. Ihr Lebensgefährte Axel Fritze verunglückt tödlich mit seinem Motorrad. Er war Jahrgang 1974, gelernter Schlosser, modellierte Stahlskulpturen. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause prallte er in einer regennassen Kurve gegen einen Baum. Er war sofort tot.

Die drei Freundinnen erzählen: "Sie hat sich auch durch diesen neuen schweren Schlag nicht ihren Optimismus und ihre Lebensfreude nehmen lassen. Sie ging sogar tanzen, in den Luxemburger Hof in Saarlouis, hatte viele Kontakte, ging gerne gut essen. Sie war eine liebenswerte Frau."

2011 wurde ihr in der Uni-Klinik in Heidelberg ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Sie konnte zuletzt kaum noch ohne Schmerzen gehen. Sie kämpfte weiter. Auf dem Tierschutz-Fest sammelte sie Geld für eine geplante Auffangstation herrenloser Tiere. Auch die Polizei verließ sich auf die Hilfe von Heike Willié. "Oft wurde sie nachts rausgeklingelt, um ein Tier zu retten und zu versorgen.", weiß Silke Mahlberg. Und immer wieder warb sie für eine Kastrationspflicht frei herumlaufender Katzen." "Die Stadtratsversammlung hat schon positiv entschieden - jetzt geht es nur noch um die Umsetzung", sagt Michaela Fink.

Heike Willié starb zu Hause. Ihr Lebensgefährte Konstantin Kuchenbrot und ihre Freundin Claudia Richter fanden sie tot in ihrer Wohnung.

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