"Wir wollen keinen, nur weil er groß ist"

Saarbrücken. Eine Sache scheint Steffen Freund besonders wichtig zu sein. Er betont sie immer wieder. Auch ungefragt: "Wir wollen keine Spieler, nur weil sie groß sind. Keine, die bereits mit 16 Jahren ein wandelnder Schrank sind", sagt der 1,80 Meter große Ex-Profi

Saarbrücken. Eine Sache scheint Steffen Freund besonders wichtig zu sein. Er betont sie immer wieder. Auch ungefragt: "Wir wollen keine Spieler, nur weil sie groß sind. Keine, die bereits mit 16 Jahren ein wandelnder Schrank sind", sagt der 1,80 Meter große Ex-Profi.Freund spielte 21 Mal für die deutsche Nationalmannschaft, wurde 1996 Europameister und mit Borussia Dortmund Champions-League-Sieger (1997). Heute ist der 40-Jährige Trainer der deutschen U17-Nationalmannschaft und damit für Nominierungen verantwortlich. "Wichtig ist zu erkennen, warum ein Spieler aus der Mannschaft heraussticht. Ist er gut, weil er einen körperlichen Vorsprung hat? Oder weil er technische Fähigkeiten hat, Spielintelligenz besitzt, sich in taktisch schwierigen Situationen clever verhält? Entscheidend sind solche Fähigkeiten - und nicht die körperliche Konstitution", erklärt er. "Auch wenn ich selbst nicht der technisch stärkste Spieler war." Ein gutes Beispiel sei auch Weltmeister Spanien. "Die haben eine Durchschnittsgröße von 1,70 Meter", erklärt Freund. Um die größten Talente für die U-Nationalmannschaften zu finden, greift Freund auf ein mehrstufiges System des Deutsche Fußball-Bundes (DFB) zurück. Dieses fußt auf 390 DFB-Nachwuchsstützpunkten, von denen es im Saarland sechs gibt. Die stärksten Spieler der Stützpunkte sammelt der DFB bei Lehrgängen, die Freund wiederum genau im Auge hat. Beim bisher letzten Lehrgang hat er 140 Talente gesichtet, 22 Spieler hat er für das Vier-Nationen-Turnier ausgewählt. Auffällig: 18 haben in der ersten Jahreshälfte Geburtstag. Bei den Niederländern sind es 15 von 18. Grund ist der Stichtag 1. Januar 1994. Gewährt er früh geborenen Spielern einen Altersvorteil? Freund verneint dies: "Ich weiß gar nicht, wann die Jungs Geburtstag haben. Darauf kommt es auch nicht an." Er will Technik, Taktik und Spielintelligenz. All das zeigte seine Mannschaft beim 2:1-Auftaktsieg gegen die Niederlande beim Vier-Nationen-Cup am Saarbrücker Kieselhumes. Hohe, weite Bälle waren kaum zu sehen, viele seiner Spieler waren in der Lage, Eins-gegen-Eins-Situationen zu gewinnen. "Wir haben die Niederlande geschlagen. Aber in Dillingen gegen Israel werden elf andere Spieler auf dem Platz stehen", kündigt er an. "Ich muss mir alle vor der EM-Qualifikation ansehen." Die startet am 15. Oktober in Estland mit einem Turnier. Und auch dort will Freund von seinen Jungs sehen, dass sie die DFB-Philosophie umsetzen, die recht einfach klingt: "Wir wollen das Spiel bestimmen", sagt Freund, der auch weiß, dass der Weg eines Spielers in den Profisport nicht unbedingt über Jugend-Nationalmannschaften führen muss. Es geht auch über den zweiten Bildungsweg. Bestes Beispiel sei Miroslav Klose, der mit 20 Jahren noch in der Bezirksliga spielte, oder er selbst. "Ich bin auch schon an der Nominierung für eine Jugendauswahl gescheitert." Vielleicht, weil er den damaligen Trainern zu klein war.

Auf einen BlickDie Mannschaft von Steffen Freund trifft heute um 10.45 Uhr im Dillinger Parkstadion auf Israel. Die veranstaltende SSV Pachten erwartet für das Fußball-Länderspiel 4000 Zuschauer. Beide Teams haben ihre Auftaktbegegnungen gewonnen - Deutschland mit 2:1 gegen die Niederlande, Israel mit 4:1 gegen Italien. Um 17.30 Uhr spielt ebenfalls in Dillingen die Niederlande gegen Italien. Das letzte Spiel des Turniers bestreitet das deutsche Team am kommenden Montag um 18.30 Uhr in Elversberg an der Kaiserlinde gegen Italien. Zur gleichen Zeit findet im Neunkircher Ellenfeldstadion die Partie zwischen Israel und den Niederländern statt. msc

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