„Wir hoffen natürlich auf eine Medaille“

Saarbrücken. Seit fast zehn Monaten steht Klaus Meiser als Präsident an der Spitze des Landessportverbandes für das Saarland. Seitdem hat Meiser eine neue, andere Sicht der Dinge auf den Leistungssport im Saarland entwickelt. SZ-Mitarbeiterin Christina John hat mit Meiser ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio über die Top-Athleten des Landes, den Olympiastützpunkt in Saarbrücken, kommende Talente und die Sportförderung gesprochen.

 Am 16. Oktober des vergangenen Jahres wurde Klaus Meiser auf der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes für das Saarland zum neuen LSVS-Präsidenten und Nachfolger von Gerd Meyer gewählt. Foto: Schlichter

Am 16. Oktober des vergangenen Jahres wurde Klaus Meiser auf der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes für das Saarland zum neuen LSVS-Präsidenten und Nachfolger von Gerd Meyer gewählt. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter
 Triathlet Jan Frodeno (Mitte), umrahmt vom damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (links) und Ex-Sportminister Klaus Meiser, holte 2008 bei den Spielen in Peking die letzte olympische Goldmedaille für das Saarland. Foto: Wieck

Triathlet Jan Frodeno (Mitte), umrahmt vom damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (links) und Ex-Sportminister Klaus Meiser, holte 2008 bei den Spielen in Peking die letzte olympische Goldmedaille für das Saarland. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Herr Meiser, wie haben Sie in den vergangenen Jahren die Olympischen Spiele verfolgt?

Klaus Meiser : Als Sportbegeisterter verfolge ich Olympia natürlich immer sehr intensiv. Das einprägsamste, aber leider auch tragischste Erlebnis war aber Olympia 1972 in München, mit der Geiselnahme und der Ermordung einiger Athleten. Grundsätzlich interessiere ich mich für alle Sportarten, aber mit am meisten hat mich immer die Leichtathletik fasziniert. Hier hatten wir auch in München sehr viele gute deutsche Sportler .

In exakt einem Jahr erleben Sie die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zum ersten Mal als Präsident des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS). Inwiefern hat sich die Sicht auf das Sportevent geändert?

Meiser: Ich schaue jetzt wesentlich stärker hin. Wie sieht es aus mit dem Saarsport? Haben wir Sportler , die sich qualifizieren können? Das ist für den Stellenwert eines Landessportverbandes und eines Olympiastützpunktes sehr wesentlich. Wir haben hier einen der besten Stützpunkte in Deutschland. Auch für das Bundesland an sich ist es wichtig, dass wir Erfolge vorweisen können. Immerhin ist der Sport ein riesiger Image-Faktor.

2012 waren insgesamt 22 Saar-Sportler bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in London. Mit wie vielen rechnen Sie diesmal?

Meiser: Ich wage noch keine Prognose. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele qualifizieren. Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger hatte vor einer Woche noch Probleme. Aber wir kommen jetzt erst in die heiße Phase der Qualifikation. Vieles entscheidet sich erst 2016.

2008 hat Triathlet Jan Frodeno Gold für das Saarland geholt, 2012 gewann Tischtennisspieler Bastian Steger Bronze mit der Mannschaft. Frodeno hat sich aber von der olympischen Distanz in Richtung Ironman verabschiedet, Steger spielt mittlerweile beim SV Werder Bremen . Welche Saar-Sportler sind 2016 Medaillenkandidaten?

Meiser: Das ist derzeit ganz schwer zu sagen. Wir hoffen natürlich auf eine Medaille und sind sicher, dass wir einige Chancen auf gute Platzierungen haben.

Wen haben Sie konkret im Auge?

Meiser: Wir haben im Badminton im Einzel mit Marc Zwiebler und im Mixed mit Michael Fuchs und Birgit Michels gute Kandidaten. Im Triathlon ist Steffen Justus nach seiner Verletzung auf dem Weg zurück in die Spitze. Wenn sich Speerwerfer Johannes Vetter weiterhin so positiv entwickelt, könnte er auch eine gute Rolle spielen. Bei Andreas Waschburger hoffen wir, dass er durch einen starken Wettkampf 2016 die Qualifikation noch packt. Dann ist mit ihm auch zu rechnen.

Der Name Waschburger ist schon zwei Mal gefallen. Er ist gebürtiger Saarbrücker, hat 2012 lange das Rennen bestimmt und wurde als Achter zu einem der Olympia-Gesichter aus saarländischer Sicht. Wie wichtig ist es, dass er die Qualifikation erneut schafft?

Meiser: Er ist als waschechter Saarbrücker und Mitglied der Fördergruppe der saarländischen Polizei eine der sportlichen Identifikationsfiguren im Saarland. Seine Teilnahme wäre wichtig und schön, und ich glaube, dass er sie schafft. Aber im Freiwasserschwimmen sind die äußeren Bedingungen sehr entscheidend, man weiß nie, was passiert. Wir drücken ihm die Daumen.

Stichwort Identifikationsfigur: Ein langfristiges Ziel des LSVS war es, die Zahl der gebürtigen Saarländer bei Olympia nach oben zu treiben. Wie sieht hier die Entwicklung aus?

Meiser: Sehr positiv, allerdings bewegen wir uns hier im Nachwuchsbereich. Für einige würde 2016 noch zu früh kommen. Aber wir stellen die Weichen für 2020, und da haben wir einige gute Athleten in der Hinterhand - in der Leichtathletik beispielsweise Laura Müller, im Badminton Marvin Seidel, im Ringen Etienne Kinsinger und Gennadij Cudinovic, im Rudern Anne Beenken oder im Schwimmen Marlene Hüther, um nur einige zu nennen. Das Gymnasium am Rotenbühl, unsere Eliteschule des Sports, spielt hierbei eine große Rolle. Fast alle Sportler , die dort zur Schule gehen, sind gebürtige Saarländer.

Gebürtige Saarländerin ist auch Claudia Nicoleitzik. 2012 gewann sie zwei Mal Bronze, sie gehört fast schon traditionell zu den Medaillenkandidaten bei den Paralympics . Aber auch hier hat sich im Nachwuchsbereich einiges getan, Athleten wie David Scherer im Rennrollstuhl oder Nicole Nicoleitzik im Weitsprung und Sprint sind im Kommen. Hat dieser Trend schon Auswirkungen auf die Paralympics 2016 oder erst auf 2020?

Meiser: Ich hoffe auf 2016, die Jüngeren werden jedenfalls erst 2020 angreifen können. Claudia Nicoleitzik ist für uns ein Zugpferd, sie zeigt, was man im Behindertensport alles erreichen kann. Die Paralympics sind uns sehr wichtig, und daher wollen wir auch unseren Standort an der Sportschule entwickeln. Derzeit sind wir in der Planung für barrierefreies Wohnen, was wichtig ist, wenn wir hier Trainingslager und Wettbewerbe veranstalten wollen. Hier wollen wir bis Mitte des nächsten Jahres einen ersten Schritt getan haben.

Am Sonntag hat Anne Haug als erste Triathletin das Olympia-Ticket gesichert. Sie trainiert in Saarbrücken, startet aber nicht für einen saarländischen Verein. Zählen Athleten wie sie zu den Saar-Sportlern bei Olympia?

Meiser: Eindeutig zählen diejenigen zum Saarland, die hier trainieren und auch hier im Verein sind. Aber Sportler , die ihren Lebensmittelpunkt hier haben, aber für einen anderen Verein starten, kann man auch dazurechnen. Mit Anne Haug haben wir nach meiner Sicht schon unsere erste Olympia-Starterin.

Mit der Sportstiftung Saar gibt es seit einem Jahr eine weitere Form der finanziellen Förderung von Spitzensportlern. Wie intensiv unterstützt das Saarland mittlerweile seine Olympia-Kandidaten?

Meiser: Wir haben hier drei Wege der Förderung: Über den Landesausschuss Leistungssport (LAL), die Sportstiftung Saar und den Förderausschuss Spitzensport, den ich in meiner ersten Amtszeit als Sportminister gegründet habe. Die meisten Sportler sind noch mit Schule, Studium oder Ausbildung beschäftigt und auf Unterstützung angewiesen. Trotzdem ist ihr Engagement sehr hoch. Und daher bin ich auch sehr dankbar, dass uns die saarländische Wirtschaft in allen Bereichen gut unterstützt und eine solche Förderung möglich macht.

Was ist abschließend Ihr größter Wunsch für Olympia 2016 in Rio de Janeiro?

Meiser: Ich habe zwei Wünsche. Der erste ist, dass sich möglichst viele Sportler qualifizieren - und zwar nicht nur, damit unser Sportland gut aussieht, sondern auch für die Sportler persönlich, die täglich unglaublich viel investieren. Da ist es eine tolle Belohnung, wenn man an den Olympischen Spielen teilnehmen kann. Der zweite ist, dass wir eine oder vielleicht zwei Spitzenpositionen erreichen, weil das dem Stellenwert unseres Olympiastützpunktes sehr gut tun würde.

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