Die Spiele können beginnen Wer macht es Jan Frodeno nach?
Saarbrücken. Die Koffer sind gepackt, und die Vorfreude ist da - bei den 19 saarländischen Olympia-Teilnehmern und auch bei Gerd Meyer, dem Präsidenten des Landessportverbandes für das Saarland und Hausherr an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken
Saarbrücken. Die Koffer sind gepackt, und die Vorfreude ist da - bei den 19 saarländischen Olympia-Teilnehmern und auch bei Gerd Meyer, dem Präsidenten des Landessportverbandes für das Saarland und Hausherr an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. Dort trainieren die meisten der 19 saarländischen Olympioniken beziehungsweise sind dem Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz Saarland (OSP) mit Sitz in Saarbrücken zugeordnet. Und wie in den vergangenen Jahren, wird es sich Gerd Meyer nicht nehmen lassen und fährt natürlich auch zu den Olympischen Spielen, um so vielen Athleten vom OSP vor Ort die Daumen zu drücken.Die Bilanz vor Beginn der Spiele mit 19 qualifizierten Sportlern (2008 waren es 18) kann sich schon mal sehen lassen, findet Meyer. Diese Sportler kommen aus acht Sportarten (2008 waren sieben). "Es ist ein stetiger Trend nach oben", sagt Meyer und hat auch einige Erklärungen dafür parat. "Das hängt zum einen damit zusammen, dass viele saarländische Sportverbände exzellente Nachwuchsarbeit leisten und zum anderen deutsche Spitzensport-Fachverbände in den vergangenen Jahren zu uns an den OSP Saarbrücken gekommen sind", analysiert Meyer und erinnert an den Deutschen Badminton-Verband (DBV) oder an die Deutsche Triathlon-Union (DTU), die mit Bundestrainern oder ihren Sportdirektoren in Saarbrücken sind und so acht der 19 Teilnehmer in Saarbrücken konzentriert haben. Der Trend könnte beibehalten werden, denn Meyer hofft, dass in den nächsten Jahren "noch weitere Verbände dazukommen". Fünf Sportarten haben zurzeit in Saarbrücken den Rang eines Bundesstützpunktes inne: Triathlon, Badminton, Ringen, Rudern und Leichtathletik. Potenzielle Kandidaten für einen Bundesstützpunkt sind zurzeit die Sportarten Schwimmen, Turnen und Rhythmische Sportgymnastik.
Ein weiterer Faktor neben der exzellenten Ausstattung der Sportschule ist die finanzielle Förderung. Über 500 000 Euro pro Jahr hat der Förderausschuss Spitzensport des saarländischen Sportministeriums, der sich aus Saartoto-Geldern speist, in die Unterstützung von saarländischen Vereinen sowie Sportlerinnen und Sportler seit Olympia 2004 investiert. Ein Betrag, der sich offenbar gelohnt hat. "Ohne den Förderausschuss Spitzensport gäbe es beispielsweise keinen saarländischen Olympiasieger Jan Frodeno und keinen Bastian Steger beim 1. FC Saarbrücken-Tischtennis", sagt Meyer.
Am 30. Juli wird Meyer nach London reisen. Und obwohl die Spiele noch gar nicht begonnen haben, laufen die Planungen in Saarbrücken schon Richtung 2016, der Spiele in Rio de Janeiro in Brasilien. "Der Landesausschuss für Leistungssport erarbeitet gerade unser neues Nachwuchs-Leistungssportkonzept", sagt Meyer. Das Ziel: nach und nach immer mehr saarländische Talente zu entdecken, zu entwickeln und in die Spitze zu bringen - so, wie es etwa mit dem "echten" Saarbrücker Andreas Waschburger gelungen ist. "Wir wollen so attraktiv wie möglich sein, um unsere saarländischen Spitzenathleten hier im Land halten zu können, was im Fußball ja leider - noch - nicht funktioniert", sagt Meyer. Vier waschechte, gebürtige Saarländer starten ja schon in London. Aber die Weichen für noch mehr echten Lokalkolorit bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio oder 2020 (Istanbul, Madrid oder Tokio) werden gerade gestellt. Saarbrücken. Lange hatte das Saarland auf eine Medaille bei Olympia warten müssen - bis Triathlet Jan Frodeno vor vier Jahren die Verantwortlichen am Olympiastützpunkt in Saarbrücken mit seinem Triumphlauf zur Goldmedaille erlöste. "Das war unglaublich wichtig", sagt LSVS-Präsident Gerd Meyer, "das Bild, das den Saarsport in den letzten vier Jahren geprägt hat, war das Bild von Jan Frodeno beim Zieleinlauf in Peking. Er hat damals sich, seine Sportart und das Saarland hervorragend verkauft."
Vier Jahre später hoffen Meyer und viele saarländische Sportfans auf eine Wiederholung. Wohl wissend, dass so etwas wie in Peking nicht alltäglich ist. Gerade Jan Frodeno musste wegen einer langwierigen Verletzung lange bangen, ob er in London überhaupt an den Start gehen kann, konnte aber doch noch Grünes Licht geben. "Wenn Frodo fit ist, traue ich ihm einiges zu", sagt Meyer, "aber vor allem Steffen Justus und auch Maik Petzold sind für vordere Plätze gut. Bei den Damen würde ich Anja Dittmer, der großen Dame des deutschen Triathlon, eine Medaille gönnen." Die 36-Jährige ist die einzige Triathletin weltweit, die bei allen vier olympischen Wettbewerben am Start war.
Gute Karten auf Edelmetall hat laut Meyer Bastian Steger (1. FC Saarbrücken-Tischtennis) im Mannschafts-Wettbewerb, wo Deutschland an vier gesetzt ist. Auf seinem Zettel ganz weit oben hat der LSVS-Präsident Ruderin Anja Noske (RV Saarbrücken), die im Leichtgewichts-Doppelzweier ohne Steuerfrau ran darf. "Anja will sicher zeigen, dass sie mit Lena Müller ihre Traumpartnerin im Boot gefunden hat", sagt Meyer. Für Jochen und Martin Kühner (ebenfalls RV Saarbrücken), die im Leichtgewichts-Doppelvierer sitzen, hofft Meyer, "dass sie ihre Formschwäche vom Frühjahr überwunden haben".
Unter leichter Formschwäche, die mehreren Verletzungen geschuldet waren, litt in diesem Jahr auch Matthias de Zordo. Trotz nicht erfüllter Norm darf der Speerwurf-Weltmeister vom SV schlau.com Saar 05 aber ran. "Für ihn gilt das Gleiche wie für Jan Frodeno", sagt Meyer, "er ist unglaublich nervenstark, da ist alles möglich." Vor allem, da auch die Konkurrenz noch nicht mit Riesenweiten glänzte. Neben "Zorro" hat der OSP Saarbrücken noch ein weiteres Leichtathletik-Eisen im Medaillen-Feuer - Weitspringer Christian Reif (ABC Ludwigshafen). "Christian trainiert bei uns an der -Sportschule und fühlt sich dort pudelwohl", sagt Meyer, "wenn er sein Leistungsvermögen abruft, kann er ganz vorne mit dabei sein."
Die vier Badmintonspieler vom OSP "sind in Europa Spitze", sagt Meyer, "aber gegen die überragenden Asiaten dürfte es schwer werden, sich ganz vorne zu platzieren". Und einen will Gerd Meyer auf keinen Fall vergessen: "Unseren waschechten Saarländer Andreas Waschburger, der über zehn Kilometer Freiwasser-Schwimmen vielleicht für eine Überraschung sorgen kann." mwe
Foto: Becker und Bredel