Wenn doch nur schon Juni wäre

Hamburg. Als die Zuschauer im Stadion in Hamburg begeistert über das Fußball-Fest sprechen, setzt Bundestrainer Joachim Löw ein nachdenkliches Gesicht auf. Seine Nachspiel-Taktik lautet: Euphorie bremsen. Die bei der 3:0 (2:0)-Gala gegen die Niederlande am Dienstagabend gezeigte Frühform könne die Nationalelf bis zur Europameisterschaft kaum halten: "Die Zeit ist noch lang

Hamburg. Als die Zuschauer im Stadion in Hamburg begeistert über das Fußball-Fest sprechen, setzt Bundestrainer Joachim Löw ein nachdenkliches Gesicht auf. Seine Nachspiel-Taktik lautet: Euphorie bremsen. Die bei der 3:0 (2:0)-Gala gegen die Niederlande am Dienstagabend gezeigte Frühform könne die Nationalelf bis zur Europameisterschaft kaum halten: "Die Zeit ist noch lang."Löw sehnt den 8. Juni mit dem EM-Start herbei: "Wenn wir morgen in die EM gehen würden, wäre ich froh." Den Fast-Sommer in die Adventszeit zu verlegen, ist aber auch für ihn unmöglich. Dass seine Spieler das gezeigte Top-Niveau bis zur EM halten können, bezweifelt er. Doch seine Tiefstapelei hat System. Das 3:3 am Freitag in der Ukraine hatte Löw intensiver gewürdigt, als den Auftritt in Hamburg.

Dass seiner Mannschaft zum Jahresabschluss eine Demonstration der Weltklasse gelungen ist, räumt Löw ein. Der niederländische Trainer Bert van Marwijk adelt sie als einen Top-Favoriten für die EM und spricht von einer peinlichen Vorstellung seiner Elf, die kein Gegenmittel gefunden hatte. Dank der wunderbar besetzten Offensive spielte Löws Elf einen Fußball, der lange als Markenzeichen des Vize-Weltmeisters Niederlande galt. Und das, obwohl die Leistungsträger Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger fehlten und Mario Götze sowie Mario Gomez nicht in der Startelf standen. In einer Partie, in der Miroslav Klose im fußballerischen Seniorenalter von 33 Jahren auftrumpfte wie zu allerbesten Zeiten. Löw ist zufrieden: "Wir haben mit viel Spielfreude und Leichtigkeit gespielt und kombiniert. Damit waren die Holländer offenbar überfordert."

Die deutschen Spieler reden offener, als ihr Trainer. "Die Niederländer hatten keine Chance", sagt Mesut Özil: "Wir haben gezeigt, dass wir um den EM-Titel mitspielen können." Toni Kroos erklärt: "Ich weiß nicht, ob man viel besser spielen kann." Das bringt Löw ein Luxusproblem. Auf der linken Abwehrseite wird mit der Rückkehr von Lahm für Dennis Aogo ein weiterer Qualitätsschub erreicht. Aber wer muss für Schweinsteiger im Mittelfeld weichen? Kann einer der Defensiv-Strategen wie Kroos, Sami Khedira oder Schweinsteiger vielleicht für die rechte Abwehrseite, wo Jerome Boateng spielte, umfunktioniert werden? Löw schätzt ungewöhnliche Lösungen, zumal er so einen Platz für einen seiner vielen Mittelfeldspieler gewinnt und sein System noch variabler werden könnte.

Deutschland wird von der Konkurrenz immer mehr als Top-Favorit gesehen, auch, weil Spanien und die Niederlande kriseln. Welt- und Europameister Spanien verlor am Freitag 0:1 in England und erreichte am Dienstag nur ein 2:2 in Costa Rica. Vize-Weltmeister Holland hat mit dem 2:3 in Schweden, dem 0.0 gegen die Schweiz und dem 0:3 in Hamburg seit drei Spielen nicht gewonnen. "3:0 gegen Holland gewinnt nicht jeder", betont Özil. Die skeptische Haltung, die Löw ausgedrückt hatte, nimmt Mats Hummels am ehesten auf: "Das war ein wunderschöner Jahresabschluss. Wir haben gezeigt, dass wir eine herausragende Mannschaft haben. Aber für die EM bringt uns das alles nichts."

Auf einen Blick

Laut Europäischer Fußball-Union (Uefa) ist die Europameisterschaft 2012 bestmöglich besetzt. Die nach der Uefa-Wertung am höchsten eingestuften 15 Mannschaften in Europa sind dabei. Nur Co-Gastgeber Polen fällt als 28. der Rangliste aus der Rolle.

Bei der Auslosung am 2. Dezember ist Deutschland in Topf 2. Damit könnte der Vize-Europameister von 2008 in einer Gruppe auf Welt- und Europameister Spanien, Portugal und Ex-Weltmeister Frankreich treffen.

Die Lostöpfe im Überblick: Topf 1: Polen, Ukraine, Spanien und Holland. Topf 2: Deutschland, Italien, England und Russland. Topf 3: Kroatien, Griechenland, Portugal und Schweden. Topf 4: Dänemark, Frankreich, Tschechien und Irland. Als Gastgeber der EM 2012 sind Polen in Gruppe A und die Ukraine in Gruppe D gesetzt. dapd

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