"Ich war nach Oskar einer der Beliebtesten"

Selm. "Ich würde es sofort machen. Das Umfeld passt, die Region ist toll, die Leute sind herzlich und nett. Für so einen Job würde ich mich heute sofort ins Auto setzen und selbst hinfahren - auch an meinem Geburtstag!" Das sagt Wolfram Wuttke - ohne darauf angesprochen worden zu sein - in Hinblick auf einen verantwortlichen Posten bei Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken

Selm. "Ich würde es sofort machen. Das Umfeld passt, die Region ist toll, die Leute sind herzlich und nett. Für so einen Job würde ich mich heute sofort ins Auto setzen und selbst hinfahren - auch an meinem Geburtstag!" Das sagt Wolfram Wuttke - ohne darauf angesprochen worden zu sein - in Hinblick auf einen verantwortlichen Posten bei Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken. Er beteuert: "Das ist mein Ernst." Der ehemalige FCS-Profi wird heute 50 Jahre alt - und kommt bei der Erinnerung an seine Zeit im Saarland ins Schwärmen. Und das, obwohl er beim FCS nur ein halbes Jahr lang einsatzfähig war.Nach einer Schulterfraktur wurde Wuttke 1993 im Alter von 32 Jahren zum Sportinvaliden. "Ich hätte auch nach dem Bundesliga-Abstieg gerne noch ein, zwei Jahre dort gespielt. Wir waren zwar damals ein zusammengekaufter Haufen, aber es war einfach eine riesen-tolle Zeit", sagt der ehemalige Offensivspieler und Saarbrücker Publikumsliebling, der von Espanyol Barcelona aus der spanischen Primera Division an die Saar wechselte.

Vor ein paar Jahren habe sich der FCS laut Wuttke, der heute mit seiner Lebensgefährtin Marlies in Selm in Nordrhein-Westfalen lebt, wieder bei ihm gemeldet. Der damalige Präsident Hartmut Ostermann hätte einen Sportdirektor gesucht. "Das hätte ich schon gerne gemacht, immerhin war ich ja im Saarland nicht gerade der Unbeliebteste", sagt Wuttke.

Beliebt war Wuttke, der von Fußball-Idol Günther Netzer als "eines der größten deutschen Fußball-Talente aller Zeiten" bezeichnet wurde, nicht bei jedem. Er war einer von den heute von vielen vermissten "echten Typen", die "auch mal den Mund aufgemacht haben". Damals machte sich hingegen der Ruf breit, er sei ein unbequemer Rebell, ein "enfant terrible". Vor allem deshalb habe er trotz seiner genialen technischen Fähigkeiten nur vier Länderspiele bestritten. "Dieser Ruf verfolgt mich wahrscheinlich noch bis ins Grab", vermutet Wuttke.

Der Vater von zwei Kindern - Benjamin (27Jahre) und Alexandra (21) - ist nach eigenen Angaben gereift. Dazu beigetragen hat neben dem Älterwerden und der Scheidung von seiner Frau wohl die Pleite seines Sportgeschäfts "Wolfram Wuttke Sportline" in Recklinghausen. Den härtesten Schlag musste Wuttke allerdings im Jahr 2000 hinnehmen, als ihm die Diagnose Brustkrebs "vor den Bug stieß. In dieser Zeit denkt man einfach daran, dass man weiterleben kann und wieder gesund wird. An mehr eigentlich nicht", erinnert sich Wuttke, der mittlerweile als geheilt gilt: "Ich muss halt nur regelmäßig zu den Routine-Untersuchungen gehen."

Die wohl schwerste Zeit in seinem Leben hat er hinter sich gelassen. Auch deshalb schaut Wolfram Wuttke optimistisch in die Zukunft, in der er am liebsten im Hintergrund agieren würde - als Sportdirektor oder Manager. "Im neuen Jahr wird sich beruflich bei mir einiges verändern - logischerweise im Fußball-Bereich", verrät Wuttke: "Es hat etwas mit dem Deutschen Fußball-Bund zu tun, mehr kann ich nicht sagen." Zuletzt war er 2008 beim Oberligisten TSV Crailsheim in Baden-Württemberg als Sportdirektor und Trainer aktiv. "Dort lief es nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte", erzählt er mit Verweis auf Unstimmigkeiten mit dem Sponsor. Umso lieber wäre ihm ein Engagement beim FCS: "Ich war ja nach Oskar Lafontaine einer der Beliebtesten", sagt er schmunzelnd: "Die Leute im Saarland sind ehrlich und gehen offen auf einen zu. Das ist schon so ähnlich wie im Kohlenpott. Das Saarland muss wieder aufleben, und der FCS muss wieder in die Bundesliga."

saarbruecker-zeitung.de/

was-macht-eigentlich

Zur Person

Wolfram Wuttke, geboren am 17. November 1961 in Castrop-Rauxel, machte zwischen 1979 und 1993 299 Erstliga-Spiele (66 Tore) als Rechtsaußen und offensiver Mittelfeldspieler für Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, den Hamburger SV, den 1. FC Kaiserslautern (Pokalsieger 1990) und den 1. FC Saarbrücken sowie 37 Partien (12 Tore) für Espanyol Barcelona.

 Wolfram Wuttke spielte in der Saison 1992/1993 in der Bundesliga 23 Mal für den 1. FC Saarbrücken. Foto: Hartung

Wolfram Wuttke spielte in der Saison 1992/1993 in der Bundesliga 23 Mal für den 1. FC Saarbrücken. Foto: Hartung

Für Deutschland bestritt er vier A-Länderspiele (ein Tor), sieben für die U21 (ein Tor) und nahm an den Olympischen Spielen 1988 teil (3. Platz, elf Spiele, sechs Tore). zen

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