Turbulente Nacht in der Stadt der Liebe

Der 8. Juli 1990 - für mich ein Sonntag wie kein anderer. Wir sind in der Stadt der Liebe. Wir, das sind etwa ein Dutzend Motorsport-Journalisten, die nach Paris gefahren sind, um am nächsten Tag in Vélicy die "heiligen Hallen" zu besichtigen, wo die Rallye-Autos von Peugeot zusammengebaut werden. Bei der Fußball-WM hatten "Les Bleus" zumindest nichts zu lachen

Der 8. Juli 1990 - für mich ein Sonntag wie kein anderer. Wir sind in der Stadt der Liebe. Wir, das sind etwa ein Dutzend Motorsport-Journalisten, die nach Paris gefahren sind, um am nächsten Tag in Vélicy die "heiligen Hallen" zu besichtigen, wo die Rallye-Autos von Peugeot zusammengebaut werden. Bei der Fußball-WM hatten "Les Bleus" zumindest nichts zu lachen. In der Qualifikation zur Endrunde waren die "Blauen" ja bekanntlich als Dritter ihrer Gruppe gescheitert. Und ihr Nachbar, Deutschland, stand an jenem 8. Juli 1990 bereits zum sechsten Mal in einem WM-Finale mit der Neuauflage des Endspiels von 1986. Während der Übertragung sitzen wir beim Abendessen. Es schmeckte hervorragend. In der 85. Minute blieb aber der Bissen sprichwörtlich im Hals stecken, als Roberto Sensini Rudi Völler im argentinischen Strafraum foulte. Als der mexikanische Schiedsrichter Edgardo Codesal Méndez auf den Elfmeterpunkt zeigte, konnte ich nicht mehr sitzen bleiben, habe das Restaurant blitzartig verlassen und bin an die frische Abendluft. Ich sah gerade noch, wie Andreas Brehme sich den Ball schnappte und hörte Sekunden später einen Wahnsinns-Aufschrei. Als mir auf dem Weg zurück ins Restaurant ein Kellner um den Hals fiel, wusste ich: Brehme machte ihn rein, Deutschland war fünf Minuten später Weltmeister. Jetzt schmeckte es wieder, es wurde eine lange und turbulente Nacht rund um den Eiffelturm. Und mein Französisch, das wurde mit jedem Bier besser. . .Vor 20 Jahren wurde Deutschland bei der WM in Italien zum letzten Mal Weltmeister. SZ-Redakteure und Mitarbeiter schreiben, wo sie am Abend des 8. Juli 1990 waren und wie sie sich gefühlt haben, als Andreas Brehme die deutsche Mannschaft in Rom gegen Argentinien per Elfmeter zum Titel schoss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort