Tauziehen um Erfolgsgaranten
Frankfurt · Eintracht Frankfurt hat einen neuen Torjäger: In Abwesenheit des verletzten Alex Meier schießt der Spanier Joselu die wichtigen Tore im Kampf gegen den Abstieg. Das Problem dabei: Hoffenheim will ihn zurück.
Bei José Luis San-martin Mato genannt Joselu klappt zurzeit fast alles, was er sich so vornimmt. Der Siegtreffer zum fast schon rettungsbringenden 1:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach war bereits das vierte Tor in den vergangenen drei Spielen für den Stürmer von Eintracht Frankfurt. Danach gab er auch noch unfallfrei sein erstes Interview auf Deutsch. "Ein Tor, drei Punkte - das ist wichtig", sagte Joselu und vergewisserte sich gleich noch bei der Pressesprecherin der Eintracht, ob er sich korrekt ausgedrückt habe. "Perfetto, oder?", meinte er.
Auf den ersten Blick läuft gerade wirklich alles perfekt für den Spanier. In der Tabelle hat seine Mannschaft nun acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Der Anteil von Joselu daran ist so groß, dass er mit seinen bislang sieben Saisontoren sogar die Club-Ikone Alexander Meier in der internen Frankfurter Torjägerliste überholt hat. Und als ob das nicht schon genug Anlass zur Freude wäre, feierte Joselu am Tag nach dem Gladbach-Spiel seinen 24. Geburtstag. "Heute drei Punkte, am Samstag in Wolfsburg drei Punkte - das wäre ein gutes Geschenk", sagte er.
Trotzdem ist mittlerweile klar, dass in dieser kleinen Erfolgsgeschichte um den ballgewandten Stürmer nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können. Joselu ist nur bis zum Saisonende ausgeliehen von 1899 Hoffenheim. Die Eintracht möchte ihn halten, der Spieler selbst wahrscheinlich auch gern bleiben, aber Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen sagte: "Gehen Sie davon aus, dass er im Sommer bei uns aufschlägt. Er ist mittlerweile noch einen Schritt weiter."
Sechs Millionen Euro Ablösesumme zahlte die TSG im Sommer 2012 für Joselu an Real Madrid. Selbst wenn der Verein bereit wäre, ihn endgültig ziehen zu lassen, könnte er mittlerweile einen Preis dafür aufrufen, der für die Eintracht zu hoch ist. Ein Joselu in der aktuellen Verfassung wäre aber längst auch für 1899 Hoffenheim eine Verstärkung.
Joselu selbst weiß auch noch nicht, was aus ihm wird - und äußert sich entsprechend diplomatisch. "Am Ende der Saison werden beide Vereine reden müssen", meinte er.
Dass ihn gleich beide Vereine unbedingt haben wollen, war lange Zeit nicht abzusehen. Frankfurts Trainer Armin Veh erzählte nach dem Gladbach-Spiel zum wiederholten Mal die Geschichte vom hochveranlagten, aber etwas eigenwilligen Stürmer, den er erst in die Spur bringen musste. "Joselu ist einer, der alles hat", betonte Veh: "Aber gegen den Ball und mit der Mannschaft zu arbeiten, hat ihm nicht immer so gefallen. Joselu ist jetzt endlich da, wo wir ihn nach harter Arbeit hinbekommen wollten. Er hat sich toll entwickelt, kann aber immer noch besser werden."
Ob er der Eintracht empfehlen werde, diesen Stürmer zu kaufen, wurde der scheidende Trainer am Ende gefragt. Die Antwort darauf war aber angesichts der vielen Joselu-Tore in letzter Zeit sehr offensichtlich. "Ich brauche da keine Tipps zu geben", meinte Veh, "weil es hier im Verein nicht nur Blinde gibt, sondern auch Sehende."
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Auf einen BlickTrotz der noch ungelösten Trainer-Frage sieht Vorstands-Boss Heribert Bruchhagen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt bei den Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen nicht im Nachteil. "Es ist falsch zu glauben, dass Spieler, die mit der Eintracht verhandeln, ihr Kommen oder Nichtkommen von einem Trainer abhängig machen", sagte Bruchhagen gestern. Die Hessen sind derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger von Armin Veh, der seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängert. sid