Schock für Maria RieschEin Metzger ist neuer Super-G-Weltmeister

Val d'Isère. Sind alle Medaillenträume für Maria Riesch schon nach dem ersten WM-Rennen geplatzt? Mit aufgeschürftem Gesicht, geschwollenen Lippen und einem schmerzenden linken Knie kam die deutsche Alpin-Hoffnung abseits des Zielraums die schwierige Abfahrts-Piste hinab

Val d'Isère. Sind alle Medaillenträume für Maria Riesch schon nach dem ersten WM-Rennen geplatzt? Mit aufgeschürftem Gesicht, geschwollenen Lippen und einem schmerzenden linken Knie kam die deutsche Alpin-Hoffnung abseits des Zielraums die schwierige Abfahrts-Piste hinab. Der Schock nach dem Trainingssturz saß tief, es flossen jede Menge Tränen bei der 24 Jahre alten deutschen Medaillenhoffnung. In den Armen der ehemaligen Skirennfahrerin Martina Ertl-Renz suchte Maria Riesch gestern in Val d'Isère ersten Trost. "Der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben", sagte Ertl-Renz. Eine Röntgenuntersuchung ergab über die Innenbanddehnung im Knie und eine Wirbelsäulen-Prellung hinaus keine weiteren Verletzungen. Riesch will mit getapten Knie erst kurz dem zweiten Training an diesem Donnerstag über einen Start entscheiden. Nach Angaben von DSV-Pressesprecher Ralph Eder fühle sich Riesch nicht stark gehandicapt. Bei der nächste WM-Entscheidung am Freitag gilt die Partenkirchenerin in der Kombination als Medaillenkandidatin. "Wir müssen erstmal froh sein, dass sie selber mit Ski runter gekommen ist", schilderte eine besorgte Ertl-Renz. Riesch war kurz nach der zweiten Zwischenzeit in den Fangzaun gerast. Bundestrainer Mathias Berthold befürchtete zunächst keine schlimmen Folgen. "Klar hat man ein bisschen einen Schock, wenn man so reinstürzt, aber das kein großes Problem", wiegelte er ab. "Ein Champion geht durch so was durch und zeigt, was er drauf hat." Über die Großleinwand im Zielraum flimmerten noch die letzten Starter des vom Schweizer Didier Cuche gewonnenen Herren-Super-G, als die Journalisten im Zielraum vergeblich auf die zehnmalige Weltcup-Siegerin warteten. Bilder von dem Sturz gab es keine. "Sie ist vielleicht etwas zu gerade in einen Schwung. Dann hat sie gemerkt, dass es eng wird und sich nach innen gelehnt. Sie ist weggerutscht und gerade ins Netz gefahren", schilderte Augenzeuge Berthold. Im Hotel stellte Mannschaftsarzt Wolfgang Vogt die Verletzungen fest, weitere Untersuchungen standen aus. Alpindirektor Wolfgang Maier hatte da schon den ersten Verletzten des Tages, den im Super-G gestürzten Andreas Strodl, zur ärztlichen Versorgung gebracht. Beim 21-jährigen Partenkirchener sind wohl keine Bänder und auch nicht der Meniskus betroffen.Nun zittern alle mit Maria Riesch, die zum WM-Auftakt Achte im Super-G wurde. Die schon zweimal von einem Kreuzbandriss betroffene deutsche Vorzeige-Fahrerin hatte die WM 2005 sowie Olympia 2006 verpasst, in Are kamen die Titelkämpfe 2007 zu früh. Erstmals ist Riesch als Mitfavoritin am Start. Auch ihre Weltcup-Zimmerkollegin Gina Stechert sorgte sich. "Ich hoffe, dass es ihr gut geht", sagte die Oberstdorferin, die beim von Chemmy Alcott (Großbritannien) gewonnenen Training einen Rückstand von 2,80 Sekunden hatte. dpaVal d'Isère. Hopp Schwiiz, Flop Deutschland: Während für den "ewigen Zweiten" Didier Cuche (Foto: afp) endlich die große WM-Stunde schlug und er sich im Alter von 34 Jahren und 172 Tagen zum ältesten Weltmeister krönte, gab es für das junge deutsche Speed-Trio ein böses Erwachen. Die Partenkirchener Brüder Andreas und Peter Strodl kamen auf der äußerst schwierigen Face-de-Bellevard-Piste bei der WM-Premiere nicht einmal ins Ziel, der Ebinger Stephan Keppler war beim Super-G als 24. 3,70 Sekunden langsamer als Cuche. Andreas Strodl war nach rund 30 Fahrsekunden in den Fangzaun geknallt und humpelte später aus dem Zielraum. Sein großer Bruder Peter war in der selben Kurve ausgeschieden. "Dann wird das das Strodl-Eck gewesen sein", meinte er. Bei Bilderbuch-Wetter in den Savoyen schrieb Cuche WM-Geschichte. Über 20 Mal war der gelernte Metzger im Weltcup nur Zweiter gewesen. Vor zwei Jahren in Are kam das seit 1993 im Alpin-Zirkus wirbelnde Kraftpaket im Riesenslalom als Dritter zu seinem ersten WM-Edelmetall. Jetzt erfüllte sich der Olympia-Zweite von 1998 dank seiner herausragenden Technik seinen großen Ski-Traum. Der 34-Jährige, der im Ziel lauthals seine Freude herausschrie, siegte vor Peter Fill (Italien) und dem Norweger Aksel Lund Svindal. Der Amerikaner Bode Miller (Platz zwölf) und der österreichische Ski-Star Hermann Maier (Platz 18) gingen leer aus. dpa

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