Dramatische Schlussminuten in Madrid Nach River Plates Sieg fliegen erneut Steine

Madrid/Buenos Aires · Chaoten stören Siegesfeier der Copa Libertadores. Dramatischer 3:1-Erfolg nach Verlängerung in Madrid gegen die Boca Juniors.

 Nach ihrem dramatischen Finalsieg gegen die Boca Juniors strahlten die Profis von Rive Plate über den Gewinn der Copa Libertadores.

Nach ihrem dramatischen Finalsieg gegen die Boca Juniors strahlten die Profis von Rive Plate über den Gewinn der Copa Libertadores.

Foto: dpa/Cezaro de Luca

Der majestätische Obelisk im Herzen von Buenos Aires leuchtete noch in Weiß-Rot, als kurz nach Mitternacht die Steine flogen. Das mehrstündige friedvolle Fest von Zigtausenden Fans des Copa-Libertadores-Siegers River Plate schwenkte wegen einiger unverbesserlicher Chaoten sowie Tränengas und Gummigeschossen der eingreifenden Polizisten in Panik um. Mehrere Menschen wurden festgenommen, drei Beamte verletzt.

Rund 10 000 Kilometer entfernt hatten dagegen die „Millonarios“ bei der Siegesfeier auf Madrids Zentralplatz Puerta del Sol sowie zuvor im Estadio Santiago Bernabéu beim Sanges-Wettstreit gegen die fanatischen Anhänger von Boca Juniors ein quälend langes Finale friedvoll beendet. Es war zumindest in Spaniens Hauptstadt ein würdiges Endspiel für alle Involvierten nach Wochen der Querelen, Schuldzuweisungen und Anfeindungen.

Weil die neuen Helden mit dem Ex-Nürnberger Javier Pinola im Abwehrzentrum dem 2:2 im Hinspiel am späten Sonntagabend ein 3:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung zum vierten Triumph in Südamerikas wichtigstem Club-Wettbewerb folgen ließen. Dabei hätte der verhasste Stadtrivale am Ende mit nur noch neun Spielern auf dem Feld ehrenhaft fast ein Wunder geschafft.

Und auch der teils konfus handelnde Kontinentalverband CONMEBOL, dessen Premiumprodukt den Rekordwert von weltweit selbstgeschätzt 300 Millionen TV-Zuschauern erreichte, wahrte sein Gesicht. Nach der Wurfattacke von River-Fans auf den Boca-Teambus am 24. November, dem anschließenden Absage-Chaos sowie der Flucht vor der Fangewalt am Rio de la Plata schrieb Spaniens Sportzeitung As: „River hat gewonnen und auch Madrid!“ Schließlich sollen sich die Zusatzeinnahmen für die spanische Hauptstadt aufgrund der Fan-Invasion aus Argentinien auf 60 Millionen Euro belaufen haben.

In der iberischen Metropole sorgten seit Tagen rund 4000 Sicherheitskräfte für Ruhe und Ordnung, gut 1500 mehr als beim heimischen Klassiker zwischen Real und dem FC Barcelona, weil Argentiniens Superclásico selbst fernab der Heimat „das Aufeinandertreffen mit dem größten Risiko in der Geschichte der Stadt“ war, wie die Zeitung El Pais kommentierte.

Im Stadion sahen 62 282 Zuschauer eine dramatische Partie, mit den im Gaucho-Fußball üblichen Mätzchen und (un)gesunder Härte, aber auch tollen Treffern und einer dramatischen Schlussphase. Dario Benedetto (44.) hatte Bocas Überlegenheit im ersten Durchgang, Lucas Pratto (68.) dann die von River nach der Pause jeweils in Tore umgemünzt, ehe in der Verlängerung Wilmar Barrios (92.) mit einer Gelb-Roten Karte die „Gäste“ und der Kolumbianer Juan Quintero (109.) mit einem Traumtor für River ins Hintertreffen brachten.

Für Boca folgten weitere bittere Minuten. Der eingewechselte Routinier Fernando Gago humpelte mit einem Achillessehnenriss, kurioserweise dem dritten seiner Karriere jeweils in Spielen gegen River Plate, vom Platz. Fast mit dem Schlusspfiff vergab Leonardo Jara mit einem Pfostenschuss den möglichen Ausgleich. Aus der anschließenden Ecke entwickelte sich der entscheidende Konter, den Gonzalo Martinez (120.+2) dann zum 3:1 abschloss.

River fliegt nun als Vertreter Südamerikas zur Club-WM in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo am nächsten Dienstag das Halbfinale und bei einem Sieg vier Tage später das Endspiel womöglich gegen Europas Champion Real Madrid ansteht. Bei Boca heißt es dagegen Wunden lecken. Einen Eilantrag wegen der gewalttätigen Vorfälle vor zwei Wochen auf einen Sieg am grünen Tisch hatte der Internationalen Sportgerichtshof CAS noch am Samstag abgelehnt. Eine weitere juristische Verlängerung droht aber.

Die Steine auf den Boca-Teambus und bei der Siegesfeier am Obelisk werden auch die CONMEBOL weiter beschäftigen. Nächstes Jahr findet das Copa-Endspiel erstmals nach dem Vorbild Champions League in einem Spiel und an einem Ort (2019 in Santiago de Chile) statt.

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