FCS korrigiert mit NLZ alte Fehler Kein Talent soll mehr in die Pfalz fahren müssen

Saarbrücken · Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) wertet den 1. FC Saarbrücken auf. Die Jugendabteilung kostet 500 000 Euro pro Jahr.

Blinzelt Oliver Schäfer beim 1. FC Saarbrücken einer hellen Zukunft entgegen? Der Ex-Profi leitet das gerade vom DFB anerkannte Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und ist mit der A-Jugend Tabellenführer der Regionalliga.

Blinzelt Oliver Schäfer beim 1. FC Saarbrücken einer hellen Zukunft entgegen? Der Ex-Profi leitet das gerade vom DFB anerkannte Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und ist mit der A-Jugend Tabellenführer der Regionalliga.

Foto: Andreas Schlichter

Es war eines der Kernziele des aktuellen Präsidiums des 1. FC Saarbrücken. Auf der Mitgliederversammlung am 3. Dezember durfte Vize-Präsident Dieter Ferner endlich Vollzug melden: Der Deutsche Fußballbund hat die Jugendabteilung des Regionalliga-Zweiten als Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) anerkannt (wir berichteten).

„Wir haben eine Infrastruktur geschaffen, da muss man schon ein gutes Stück fahren, um Vergleichbares zu finden“, sagt Sportdirektor Marcus Mann, „gerade, dass hier alles im Sportfeld zusammenläuft, macht auch das mannschaftsübergreifende Arbeiten deutlich einfacher.“ Der FCS sei durch das NLZ aufgewertet. „Wenn Vereine wie Hoffenheim oder Mainz kommen, wird es weiter schwer, seine Talente zu halten“, sagt Mann, „aber es soll künftig kein Talent mehr aus dem Saarland in die Pfalz fahren müssen.“

Schon zu Zweitliga-Zeiten hatte der FCS ein NLZ. Sportdirektor Bernd Coen und Fußballlehrer Fritz Fuchs hatten es damals auf die Schiene gesetzt. Nach dem Abstieg des Vereins bis in die Oberliga hatte Coens Nachfolger Wolfgang Loos die Zertifizierung des Unterbaus abgeschafft – aus Kostengründen. Hätte er gewusst, was der Wiederaufbau kostet, er hätte es vielleicht beibehalten. „Wir geben für Jugend- und Frauenabteilung in diesem Jahr jeweils in etwa 500 000 Euro aus“, erklärte FCS-Schatzmeister Dieter Weller, „wir haben in einen neuen Kunstrasen 238 000 Euro investiert, Container für zusätzliche Büros und als Athletikraum angeschafft.“ Hinzu kommen Voll- und Teilzeitkräfte im sportlichen, medizinischen, psychologischen und administrativen Bereich, Fahrdienst und Nachmittagsbetreuung.

Schon der frühere Jugendleiter Jan Berger hatte im Büro-Container am Sportfeld unzählige Stunden gearbeitet. Sein Konzept war hervorragend, beeindruckte sogar die Zuständigen beim DFB. Damals spielten zeitweise U19 und U17 in der Bundesliga. Die A-Jugend von Trainer Bernd Rohrbacher war die bis heute einzige saarländische Mannschaft, die den Klassenverbleib im Oberhaus schaffte.

Doch Sportdirektor Milan Sasic kassierte die Pläne, weil es Unstimmigkeiten mit der Personalisierung gegeben haben soll. Sasic setzte auf eine starke U19, meldete die U23 ab. Auch das war aus heutiger Sicht eine teure Fehleinschätzung. „Wir haben mit der Neuanmeldung eine Lücke in unserer Ausbildungslinie geschlossen“, sagte der FCS-Vorsitzende Jörg Alt, „die Mannschaft präsentiert sich in der Kreisliga hervorragend. Aber natürlich wird es einige Jahre dauern, bis die Zweite wieder die Bedeutung hat, die wir uns vorstellen.“

Die aktuelle A-Jugend ist etwas überraschend Spitzenreiter der Regionalliga. Trainer und NLZ-Leiter Oliver Schäfer hat eine harmonische Einheit geformt, die derzeit drei Punkte mehr hat als der vor der Runde favorisierte Lokalrivale SV Elversberg mit dem dortigen NLZ-Leiter Jens Kiefer. „Es ist eine Momentaufnahme, zeigt aber, dass wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Die A-Jugend ist die letzte Stufe vorm Erwachsenensport, da muss man auch lernen, dass im Fußball Ergebnisse zählen“, sagt Schäfer und überträgt die Aussage auf das eigene NLZ: „Wir haben jetzt die ersten Schritte gemacht. Weitere werden folgen. Wir schicken den Spielern die Videoanalyse noch nicht aufs Handy. Bei allem Ernst: Es geht um Fußballspielen, und Spielen soll Freude machen.“

Die U17 von Trainer Karsten Specht hat nichts mehr mit dem Titelrennen in der Regionalliga zu tun. Als Fünfter hat sie 18 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter FSV Mainz 05 II, 17 sind es auf die SVE. „Karsten kommt in der Bewertung von außen oft zu schlecht weg“, sagte Jugendleiter Nico Weißmann, „aber was er im Hintergrund für Arbeit leistet, ist einfach herausragend.“ Specht war beispielsweise auch maßgeblich an der Präsentation beteiligt, die nun zur Anerkennung führte.

Die U15 ist Fünfter in der Regionalliga, die unteren Mannschaften spielen in ihren Ligen vorne mit. Rund 180 Spieler von U10 bis U19 werden derzeit beim FCS ausgebildet. „Wir werden oft an Ergebnissen gemessen“, sagte Weißmann, „aber unsere Arbeit ist zielorientiert, nicht ergebnisorientiert. Ziel ist es, die Jungs so gut auszubilden, dass der Cheftrainer der ersten Mannschaft unsere Jungs einfach integrieren kann. Das ist mehr wert als irgendeine Platzierung.“

Sportdirektor Mann stellt klar: „Bislang haben uns Jugendspieler ohne irgendwelche Ausbildungsentschädigungen verlassen können. Das ist nun vorbei. Wir wollen unsere Talente halten. Am liebsten von der E-Jugend bis ganz nach oben.“ Die Wertschätzung gilt aber auch denen, die es nicht nach ganz oben schaffen. Oder wie Oliver Schäfer es formuliert: „Wir lernen hier Dinge fürs Leben, eine Menge wertvoller Schätze, die wir mitnehmen – Spieler, aber auch Trainer und Betreuer.“

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