Letzte Etappe für die Trofeo?

Gersheim · Es ist das bedeutendste Etappenrennen für Junioren in Deutschland: Die besten Radsport-Talente Europas treffen sich jeweils Anfang Juni im Saarland. Doch nach 27 Jahren ist die Existenz der Trofeo in Gefahr. Dass der Vorjahressieger wegen Dopingverdachts suspendiert ist, hilft auch nicht.

 Der Slowene Kristjan Kumar (Zweiter von rechts) war im vergangenen Jahr bei der Trofeo der überragende Fahrer und gewann klar. Dann aber fiel ein schwarzer Schatten auf sein gelbes Trikot: Im September geriet er unter Dopingverdacht und ist bis heute suspendiert. Foto: Ruppenthal

Der Slowene Kristjan Kumar (Zweiter von rechts) war im vergangenen Jahr bei der Trofeo der überragende Fahrer und gewann klar. Dann aber fiel ein schwarzer Schatten auf sein gelbes Trikot: Im September geriet er unter Dopingverdacht und ist bis heute suspendiert. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Könnte die diesjährige 28. Ausgabe der Trofeo Karlsberg die letzte sein? Das traditionelle Straßen-Radrennen der besten Radsport-Talente aus ganz Europa (5. bis 7. Juni) ist in Gefahr, weil die Gemeinde Gersheim als Organisator ihre künftigen Zuschüsse zur Veranstaltung ernsthaft überprüfen muss. Das machte Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck gestern auf einer Pressekonferenz deutlich.
Zwei Kommunen sind raus

"Wir sind ja nicht nur im Rahmen des Fördervereins der Trofeo Karlsberg Organisator, sondern auch zu einem nicht unerheblichen Teil quasi Sponsor. Und das ist bei der aktuellen finanziellen Lage der Gemeinde problematisch", sagte Rubeck gestern im Kulturhaus und verwies auf die Entwicklung in anderen Kommunen: "Es kommt nicht von ungefähr, dass Großrosseln und Völklingen uns aus ebendiesen Gründen für dieses Jahr auch abgesagt haben." Er wolle den Teufel nicht an die Wand malen, aber: "Zu sagen, es sei eine heile Welt, und alles wird auch im nächsten Jahr so weitergehen, ist auch nicht richtig."

Udo Sprenger, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), machte Rubeck hingegen Mut: "Wenn die Radsport-Entwicklung so weitergeht, wie sie in diesem Jahr angefangen hat, und das Klima so gut bleibt, dann werden sich bestimmt Sponsoren finden, die die Veranstaltung unterstützen und die Gemeinden entlasten können", sagte er mit Bezug auf den Wiedereinstieg der ARD in die Berichterstattung über die Tour de France. Sprenger ergänzte: "Wir freuen uns jedenfalls auf die 28. Trofeo Karlsberg und hoffen inständig, dass es nicht das letzte Mal ist."

Das erste Mal in der 27-jährigen Geschichte der Trofeo wurde 2014 ein Fahrer - sogar der Sieger Kristjan Kumar aus Slowenien - nachträglich des Dopings überführt. "Für uns war das ein Schock. Der Fahrer ist vorläufig suspendiert, allerdings handelt es sich um ein laufendes Verfahren, auf das wir keinen Einfluss haben", erklärt Organisationsleiter Wolfgang Degott. "Wir haben diese Woche beim BDR nachgehört und Stand jetzt ist, dass Kumar, solange er nicht verurteilt ist, noch als Sieger geführt wird."
Drei Etappen, rund 120 Starter

Die Trofeo ist das einzige Radrennen des Junior Nations Cups, das in Deutschland ausgetragen wird. Die drei Etappen haben insgesamt eine Länge von 276 Kilometern. Starten werden die voraussichtlich um die 120 Teilnehmer aus 20 Teams (bisher 16) am Freitag, 5. Juni, um 16.30 Uhr in Bliesdalheim gleich mit dem schwersten Teilstück. Nach 89,10 Kilometern endet die Etappe, die auch durch Ortschaften in Rheinland-Pfalz und Frankreich führt, zwar wieder in Bliesdalheim, dennoch ist es kein Rundkurs.

Die Streckenführung hat es in sich: "Es gibt zwar nur drei Bergwertungen, aber es hätten locker auch fünf, sechs sein können", stellte Andreas Walzer fest. Der Bahnrad-Olympiasieger von 1992 stellte die Route gestern vor: "Die Strecken sind nicht übertrieben, aber hart", erklärte er. Denn auch die zweite Etappe, bestehend aus einem Einzelzeitfahren zum Auftakt von Peppenkum nach Medelsheim (9,6 Kilometer) und dem anschließenden Straßenrennen um Homburg (insgesamt 79,1 Kilometer), hat es in sich. Die letzte und mit 99,3 Kilometern längste Etappe beginnt und endet in der Gastgeber-Gemeinde Gersheim .

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