"Kann nicht Trainer und Seelsorger sein"96-Clubchef Kind will per Klage Investoren an Land ziehen

Nach 20 Monaten Pause haben Sie erstmals wieder ein Bundesliga-Training geleitet. Was war das für ein Gefühl? Mirko Slomka: Es hat Riesenspaß gemacht. Ich bin Trainer aus Fleisch und Blut und kein TV-Experte. Meine Zeit als Schalke-Trainer war vielleicht eine Hürde, weil viele Vereine gedacht haben, sie könnten mich nicht finanzieren

Nach 20 Monaten Pause haben Sie erstmals wieder ein Bundesliga-Training geleitet. Was war das für ein Gefühl?Mirko Slomka: Es hat Riesenspaß gemacht. Ich bin Trainer aus Fleisch und Blut und kein TV-Experte. Meine Zeit als Schalke-Trainer war vielleicht eine Hürde, weil viele Vereine gedacht haben, sie könnten mich nicht finanzieren.Was war der erste Eindruck von der 96-Mannschaft?Slomka: Es herrschte eine gewisse Verunsicherung und Ruhe, zudem gibt es Leistungsunterschiede. Die Mannschaft war sehr konzentriert. Der Verein befindet sich in einer prekären Situation, wir wollen versuchen, in Mainz und gegen Nürnberg die Wende zu schaffen. Kommen neue Spieler?Slomka: Ich habe mich zu dem aktuellen Kader bekannt und denke derzeit nicht an Neuverpflichtungen. Wenn es Bedarf geben sollte, dann werde ich das mit Clubchef Martin Kind und Sportdirektor Jörg Schmadtke besprechen. Wie wollen Sie mit Hannover 96 die Wende schaffen?Slomka: Disziplin und Ordnung sind Grundvoraussetzungen. Aber auch Spielfreude und Kommunikation haben eine große Bedeutung. Taktisch ist die Mannschaft auf ein System mit einer Doppelspitze ausgerichtet.Was für ein Trainertyp sind Sie?Slomka: Ich bin ein konsequenter Mensch, bin aber auch menschlich und stets erreichbar. Manchmal ist es notwendig, eiskalt zu handeln. Welche Auswirkungen hat die Tragödie um den Selbstmord von Torwart Robert Enke auf die Mannschaft?Slomka: Ich habe großen Respekt vor der Arbeit des Vereins und meines Vorgängers Andreas Bergmann in dieser Sache. Er hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Ich kann kein Trainer und Seelsorger sein. Wir müssen die Dinge auf dem Platz erarbeiten. Spitzensportler sind immer bestrebt, gute Leistungen abzurufen. Die Spieler sollen sich auf dem Platz nicht um andere Dinge kümmern. Die Erweiterung des Trainerstabes um einen Mentaltrainer macht derzeit wenig Sinn. Hannover. Martin Kind, Clubchef von Hannover 96, will in den kommenden Tagen gegen die "50+1"-Regel im deutschen Profi-Fußball klagen und das Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball-Liga anrufen. Er kämpft um die Zulassung von Investoren in der Bundesliga. Sein Antrag auf Änderung der "50+1"-Regel war im November bei der Ligaversammlung mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Die Klausel verhindert, dass Investoren wie in England mehr als 50 Prozent Clubanteile erwerben können. Kind strebt eine Modifizierung an und erhofft sich Unterstützung vom Schiedsgericht von DFB und DFL. Bei einem negativen Bescheid könnte der Verein noch vor dem Europäischen Gerichtshof klagen. dpa

Zur PersonMirko Slomka wurde am 12. September 1967 in Hildesheim geboren. Stationen des Mathematik-Lehrers als Spieler waren JSG Nord, TSV Türkenheim, SC Harsum, TuS Lühnde, Stern Misburg, Fortuna Sachsenroß Hannover und Hannover 96. Als Trainer arbeitete er bei Hannover 96 (A-Jugend), Tennis Borussia Berlin (A-Jugend- und Cheftrainer), Hannover 96 (Co-Trainer) und Schalke 04 (Co- und Cheftrainer).Slomkas Erfolge als Trainer: 2006 Halbfinale im Uefa-Pokal und 2007 deutscher Vize-Meister mit Schalke 04. dpa

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