Trainer des 1. FC Saarbrücken „Ich habe mich immer gestellt“

Saarbrücken · FCS-Trainer Dirk Lottner spricht im SZ-Redaktionsgespräch über seinen neuen Kader, die Favoritenrolle und die Gefahren der Saison.

 So wie FCS-Legende Dieter Ferner würde auch der aktuelle Saarbrücker Trainer Dirk Lottner nach der Saison gerne den Aufstieg feiern.

So wie FCS-Legende Dieter Ferner würde auch der aktuelle Saarbrücker Trainer Dirk Lottner nach der Saison gerne den Aufstieg feiern.

Foto: Thomas Wieck

Bilder sagen oft mehr als Worte. Das weiß auch Dirk Lottner, Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken. Beim Besuch der Sportredaktion der Saarbrücker Zeitung fällt dem Kölner ein Foto seines Amtsvorgängers Dieter Ferner ins Auge, der von einer begeisterten Fanmenge durch das Stadion getragen wird. Entstanden ist die Aufnahme im Mai 2010 in Bonn beim letzten Aufstieg des FCS in die 3. Liga. „Aufstiege sind einfach etwas Schönes. Das bleibt auch nach dem Ende der Karriere immer in Erinnerung. Es sind diese unglaublichen Glücksmomente, die dir auch Jahre später immer wieder ein gutes Gefühl geben“, sagt Lottner, der als Spieler bereits drei, als Trainer aber noch keine Aufstiege feiern durfte: „Das wurde dann auch schon exzessiv, da reichte ein Abend nicht aus.“

Es sei ein Vorteil, dass im aktuellen Kader etliche Spieler mit Aufstiegserfahrung stehen. „Wie Martin Dausch, der schon fünf Mal aufgestiegen ist“, sagt Lottner. Oder auch Manuel Zeitz, der damals in Bonn gezeichnet von der Feier der Nacht als Einpeitscher der Fans tätig war.

Doch das ist Vergangenheit. Die Aufgaben der Gegenwart sind bekannt. „Und sie werden durch das ständige Wiederholen nicht leichter“, sagt Lottner, „Wir haben unsere Ziele intern abgestimmt, aber auch nach außen klar kommuniziert: Wir wollen aufsteigen. Aber es hilft nicht, darüber zu reden. Wir müssen liefern.“ Lottner macht jedoch nicht den Eindruck, dass diese Vorgaben einen lähmenden Einfluss auf ihn oder die Mannschaft haben. „Natürlich wird es Rückschläge geben. Entscheidend wird dann sein, wie wir damit umgehen. Wir als Trainer. Die Mannschaft. Aber auch die Ruhe im Verein und im Umfeld werden wichtige Faktoren sein.“

Und dort – im Umfeld – sieht Lottner erheblichen Steigerungsbedarf. „Die beiden qualitativ besten Mannschaften haben letzte Saison die Relegation erreicht. Dass wir von der Mentalität her top waren, reichte nicht aus“, sagt Lottner, „anfänglich war da auch bei den Fans etwas Euphorie. Aber die habe ich später nicht mehr gespürt. Im Hinspiel in Elversberg hatten wir 7500 Zuschauer. Beim Rückspiel waren es nur noch 4500, obwohl wir da eine tolle Serie gespielt haben und es für uns in diesem Spiel um alles ging.“

Klare Worte und Kritik in Richtung Fans. Aber auch bezeichnend für die Art, wie Lottner arbeitet. Offen für jedermann, klar in der Meinung, ehrlich im Dialog. „Ich habe mich immer gestellt, wenn es ungemütlich wurde. Und auch viele Spieler waren immer wieder am Zaun, haben sich der Kritik und den Anliegen gestellt.“ Lottner weiß aber, dass die schwache Heimkulisse auch mit der Spielstätte zu tun hat: In Völklingen „fehlen vor allem Sitzplätze für ältere Leute und Familien mit Kindern. Gerade die Kinder sind wichtig, denn sie sind die Fans von morgen. Generationen, die du jetzt nicht erreichst, fehlen dir in der Zukunft.“ Mannschaft und Trainer versuchen, jeden mitzunehmen, sagt der 45-Jährige: „Auch die, die sich in der Vergangenheit vielleicht enttäuscht vom Verein abgewendet haben. Sie sollen kommen, sich ein Bild von dieser Truppe und unserer Arbeit machen. Auch wenn es für sie der ich weiß nicht wievielte Neuanfang ist.“

Mit Daniel Batz, Markus Obernosterer, Marco Kehl-Gomez (alle SVE), Martin Dausch (MSV Duisburg), Pierre Fassnacht (Karlsruher SC), Christoph Fenninger (FC Ingolstadt II), Tobias Jänicke (Hansa Rostock), Marlon Krause (SG Großaspach) und zuletzt Oliver Oschkenat (HSV) sollen neun Neuzugänge an der Weiterentwicklung des Vorjahresdritten mitarbeiten. „Man muss da unserem Sportdirektor Marcus Mann ein großes Lob aussprechen“, sagt Lottner und erklärt, wie die Spielersuche abgelaufen ist: „Wir haben das Anforderungsprofil erarbeitet und dann den Markt sondiert. Ich glaube 80 Anrufe von Spielerberatern bei Marcus am Tag reichen nicht aus. Er hat dann oft auch im absolut richtigen Moment den Kontakt aufgenommen. Gerade bei Personalien wie Batz und Obernosterer.“

Der Kader ist qualitativ klar besser aufgestellt als in der abgelaufenen Spielzeit. Taktisch und personell hat Lottner schier unendliche Alternativen. „Das macht einfach Spaß“, sagt der 45-Jährige, „wenn morgen Start wäre, wüsste ich noch nicht, ob Dreier- oder Viererkette. Dazu werden wir Auftaktgegner Ulm noch genauer analysieren und haben ja selbst noch am Samstag ein Testspiel gegen Wuppertal.“

Viel wird davon abhängen, dass auch die, die nicht spielen, die Stimmung in der Truppe nicht runterziehen. „Da haben wir schon auf den Charakter geschaut“, glaubt der Trainer, „es wird Situationen geben, wo ich Spielern sagen muss, warum sie nicht zum Kader gehören. Ich kann mich aber nicht jeden Tag erklären, doch meine Tür steht immer offen. Niemand soll etwas in sich hineinfressen. Und wenn ein Spieler sich auf einer Position nicht wohlfühlt oder sich nicht sieht, dann werde ich einen anderen nehmen. Wir können auf Ausfälle in diesem Jahr deutlich besser reagieren.“

Von der Papierform gehöre der FCS zu den Topfavoriten, räumt Lottner widerspruchslos ein, aber er sieht auch andere Kandidaten: „Die zweiten Mannschaften wie VfB, Hoffenheim oder Mainz sind immer für Überraschungen gut. Auch die, die letztes Jahr vorne waren, gehören zum Favoritenkreis. Dazu Steinbach und Kickers Offenbach.“ Und dann wären ja noch zwei Relegationsspiele. Aber man merkt Lottner an, wie sehr er dafür brennt, auch einmal ein Foto von sich als Aufstiegstrainer zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort