Haug rennt fast um ihr Leben

London · Gold verpasst, Bronze gerettet: Mit viel Kämpferherz hat Anne Haug in der Weltmeisterschafts-Serie noch den dritten Platz erreicht. Jetzt will die in Saarbrücken trainierende Triathletin erstmal Urlaub machen und schlemmen.

Nach ihrer letzten Tortur wollte Anne Haug nur noch eines: Urlaub. Gerade hatte Deutschlands beste Triathletin mit einem Kraftakt im Finale der Weltmeisterschafts-Serie nach 2:06:28 Stunden den 35. Platz belegt und in der Endabrechnung die Bronzemedaille gerettet, da war der Sport schon Nebensache. "Jetzt freue ich mich total auf den Urlaub, ich will mal einfach wenig tun und nur entspannen. Die fettige Pizza und den Riesen-Nachtisch wird es natürlich auch geben", sagte die am Saarbrücker Olympiastützpunkt trainierende Münchnerin - mit ein bisschen Wehmut in der Stimme.

Als Gesamtzweite war die 30-Jährige aus Bayreuth nach London gereist. Mit einem Sieg - Haug hatte in dieser WM-Saison zwei Mal als Erste die Ziellinie überquert - wäre der erste deutsche WM-Triumph perfekt gewesen. Ihre Träume zerplatzten aber schon beim Schwimmen an der ersten Boje. "Da habe ich eine kleine Panik-Attacke bekommen und hyperventiliert, warum weiß ich auch nicht", berichtete Haug. Die erste von drei Disziplinen hatte nie zur Stärke des Leichtgewichts gezählt. Durch den Vorfall war die Goldmedaille schnell außer Reichweite. "Ich musste sogar teilweise Brustschwimmen. Das Feld war dann natürlich schon weg", sagte Haug.

Über die Distanz von 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen sicherte sich auf der Olympia-Strecke von 2012 die Waliserin Non Standford nach 2:01:32 Stunden den Tages- und damit auch den Gesamtsieg. Mit 4220 Punkten verwies sie die Engländerin Jodie Stimpson (2:02:06 Stunden/3805 Punkte) und Haug (3110) auf die weiteren Plätze.

Robisch wird in London 21.

Rebecca Robisch aus Saarbrücken belegte am Samstag in London den 21. Platz (2:04:53 Stunden). In der WM-Wertung landete sie mit 1042 Punkten auf Rang 36. Anja Dittmer aus Saarbrücken wurde in der Endabrechnung 54. mit 486 Zählern.

Noch schlechter als der Deutschen erging es derweil der vor dem Abschluss gesamtführenden Gwen Jorgensen aus den USA, die mit dem Rad stürzte und aufgeben musste. "Solche Tage gibt es eben im Sport", sagte Haug. Sie selbst sei mit ihrem Rennen nur bedingt zufrieden gewesen, "aber immerhin stehe ich nicht mit leeren Händen da". Bundestrainer Dan Lorang pflichtete seiner Ausnahme-Athletin bei: "Nach diesem unerwarteten Rennverlauf muss und darf man jetzt mit Bronze zufrieden sein." Als die erste Enttäuschung über den verpassten WM-Titel vergangen war, blickte Haug dann auch freudestrahlend auf ein mehr als zufriedenstellendes Jahr zurück. "Insgesamt hatte ich eine tolle Saison mit zwei Siegen in der WM-Serie, darunter vor allem der in Hamburg. Das war wirklich ein Höhepunkt", sagte die WM-Zweite der Vorsaison. Und das Finale von London? " Die Stimmung war wieder grandios, meine Mannschaft hat mich super unterstützt. Das Rennen gehört natürlich auch zu den Höhepunkten, denn ich habe nie aufgegeben und bin am Ende fast um mein Leben gerannt", sagte Haug.

Zum Thema:

Auf einen Blick Javier Gomez hat die Triathlon-WM-Serie gewonnen. In einem packenden Finale setzte sich der Spanier gestern in London im letzten WM-Lauf nach 1,5 Kilometern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und 10 Kilometern Laufen auf den letzten Metern gegen Titelverteidiger Jonathan Brownlee (England) durch und überholte damit in der Gesamtwertung sowohl Jonathan als auch dessen Bruder Alistair. Der Olympiasieger, der gestern 52. wurde, war WM-Führender. Jonathan Zipf wurde gestern 20., Steffen Justus 29. und Gregor Buchholz 53. - alle kommen aus Saarbrücken. In der WM-Wertung belegt Justus Platz 25, Zipf Rang 30 und Buchholz Platz 36. Der Saarbrücker Jan Frodeno belegt Platz 39. sid

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort