Fußball-Profis werden von Kopf bis Fuß untersucht

Saarbrücken. Der Schreckens-Moment der Bundesliga-Saison 2008/2009 ging glimpflich aus. Am 3. Spieltag brach Kapitän Ümit Özat vom 1. FC Köln in der Partie beim Karlsruher SC (2:0) zusammen. Er musste auf dem Rasen wiederbelebt werden. Ärzte stellten bei ihm später eine Herzmuskel-Entzündung fest. Ihr Rat: Mit dem Leistungssport soll der türkische Fußball-Nationalspieler aufhören

Saarbrücken. Der Schreckens-Moment der Bundesliga-Saison 2008/2009 ging glimpflich aus. Am 3. Spieltag brach Kapitän Ümit Özat vom 1. FC Köln in der Partie beim Karlsruher SC (2:0) zusammen. Er musste auf dem Rasen wiederbelebt werden. Ärzte stellten bei ihm später eine Herzmuskel-Entzündung fest. Ihr Rat: Mit dem Leistungssport soll der türkische Fußball-Nationalspieler aufhören. Özat beendete kurz darauf seine Karriere.Um solche Szenarien möglichst auszuschließen, muss sich jeder Fußball-Profi vor der Saison einem Medizin-Test unterziehen - wie vor einem Vertragabschluss mit einem Verein. "Da wird er von Kopf bis Fuß untersucht", sagt Wilfried Kindermann (Foto: dpa), Ex-Mannschaftsarzt der deutschen Nationalelf und langjähriger Olympia-Arzt. Gelenke wie Hüfte und Knie, Muskeln und Bänder werden unter die Lupe genommen. Zudem gehören ein Ruhe- und Belastungs-EKG, eine Blut-Analyse und Ultraschall-Untersuchung des Herzens dazu, listet der 70-Jährige auf. Der Arzt frage nach Vorerkrankungen, Krankheiten in der Familie und aktuellen Beschwerden. In manchen Fällen, etwa wenn ein Kreuzband verletzt sein könnte, ziehe sich der rund zwei Stunden dauernde Test in die Länge.

"Wenn bestimmte Auffälligkeiten an Gelenken vorhanden sind und man sich nicht im Klaren darüber ist, was dahinter stecken könnte, können zusätzliche Röntgen- oder Kernspin-Untersuchungen notwendig sein", erklärt Kindermann, der acht Mal die deutschen Athleten bei Olympischen Spielen und die Nationalspieler je drei Mal bei Welt- und Europameisterschaften betreute. So könne vermieden werden, dass eine Neuverpflichtung erst einmal ausfällt.

Könnte man etwas vertuschen? "Täuschen könnte man bei der Krankheits-Vorgeschichte, dass man zum Beispiel bestimmte Dinge weglässt", sagt der Kindermann. Aktuelle Beschwerden könne ein Profi verneinen, wenn er einen Vertrag unbedingt haben möchte. "Das wird auch immer wieder vorkommen", glaubt der frühere Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken. Ob der Profi den Medizin-Test besteht, liege in der Verantwortung des Arztes, der Verein bestätigt die Untersuchung dann der Deutschen Fußball-Liga. Durchfallen könne ein Profi zum Beispiel mit auffälligen Knorpelschäden, sagt Kindermann: "Wenn der Arzt ihn sportuntauglich schreibt, wird der Vereinswechsel ins Wasser fallen. Oder der Spieler kann zu Beginn einer Saison nicht spielen."

Wegen Problemen am linken Knie platzte im Januar etwa der Wechsel des Brasilianers Caio von Eintracht Frankfurt zu Dynamo Moskau. "Dass ein Profi wegen internistischer Erkrankungen komplett durchfällt, ist aber selten", berichtet der Mannschaftsarzt von Borussia Mönchengladbach, Heribert Ditzel. Gelegentlich erforderten internistische Befunde aber weitere Untersuchungen: "Die Sportler mit solchen Befunden werden noch intensiver medizinisch überwacht." Wie etwa Gerald Asamoah. Ärzte entdeckten bei dem derzeit vereinslosen ehemaligen deutschen Nationalstürmer schon 1998 einen angeborenen Herzfehler und rieten ihm vom Leistungssport ab. Nachdem ein Kardiologe aus den USA das Risiko als gering einstufte, spielte Asamoah auf eigene Verantwortung weiter - für alle Fälle steht ein Defibrillator parat. dpa/dapd

Naoki Matsuda vom japanischen J-Ligisten Matsumoto Yamaga ist gestern im Training kollabiert und erlitt einen Herzstillstand. Der Zustand des 34-Jährigen, einer von Japans WM-Stars 2002, ist laut Club sehr kritisch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort