Ein Mann, zwei Leben, ein Buch

Saarbrücken. Joachim Deckarm ist eine Frohnatur. Immer für einen Scherz gut, schlagfertig, schlitzohrig - ein rundum zufriedener Mensch. Trotz des schweren Schicksals, das der ehemalige Weltklasse-Handballspieler aus Saarbrücken zu bewältigen hat. Seit 30 Jahren, als er sich bei einem Europapokalspiel in Ungarn so schwer verletzte, ist er ein Pflegefall

Saarbrücken. Joachim Deckarm ist eine Frohnatur. Immer für einen Scherz gut, schlagfertig, schlitzohrig - ein rundum zufriedener Mensch. Trotz des schweren Schicksals, das der ehemalige Weltklasse-Handballspieler aus Saarbrücken zu bewältigen hat.

Seit 30 Jahren, als er sich bei einem Europapokalspiel in Ungarn so schwer verletzte, ist er ein Pflegefall. Mit Hilfe eines Teams von Freunden, Betreuern und Helfern hat Joachim Deckarm, der heute 55 Jahre alt ist, sein Leben mit der Behinderung gemeistert. Seit 2006 lebt er in Saarbrücken in einer Wohnung im Haus der Parität in der Dudweiler Straße. "Hier bin ich glücklich", strahlt er, "hier geht es mir gut." Verantwortlich dafür sind zurzeit Markus Flierl und Bernd Klein in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr und Nicole Rosche, die hauptamtlich dafür zuständig ist, dass Deckarms Leben in geordneten Bahnen verläuft. "Wir sind schon fast so was wie eine richtige Familie", erzählt Nicole Rosche. "Der Joachim ist ein klasse Typ. Wir haben viel Spaß miteinander", ergänzen die beiden jungen Männer, die Deckarms Karriere und seine Bewältigung der schrecklichen Unfallfolgen von Tatabanya nur vom Hörensagen kennen.

Ab heute können sie das Schicksal ihres Schützlings Schwarz auf Weiß nachlesen. "Teamgeist. Die zwei Leben des Joachim Deckarm" lautet der Titel eines Buches, das heute in Köln der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Herausgegeben wird es von der Stiftung Deutsche Sporthilfe, dem Deutschen Handballbund (DHB) und der deutschen Handball-Bundesliga (HBL). Der Verkaufserlös fließt in den Deckarm-Fonds der deutschen Sporthilfe, der seit 1980 die Kosten für Rehabilitation und Pflege von Joachim Deckarm trägt. Der Autor Rolf Heggen bezeichnet sich selbst als "alten Handball-Fuchs". Joachim Deckarm kennt er seit vielen Jahren. War bei der Weltmeisterschaft 1978 dabei und bei vielen Europacup-Spielen des VfL Gummersbach. "Auch nach Joachims schwerer Verletzung ist der Kontakt nie abgerissen", erzählt der 65-jährige freie Autor, der 13 Jahre als Sportredakteur für die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet hat. Heggen weiter: "Klaus Zöll hatte die Idee zu dem Buch, ich habe mich gern als Autor zur Verfügung gestellt." Zöll, der ehemalige Manager des TV Großwallstadt, ist für die Finanzen des Deckarm-Fonds zuständig. Bei einem gemeinsamen Urlaub auf Sardinien im Mai dieses Jahres hat sich Heggen "abgeschieden im Team von Freunden" mit Deckarm über sein Leben unterhalten. "Vertrauensvoll und gelassen", beschreibt der Journalist die Atmosphäre auf der Mittelmeer-Insel. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Porträt des "großartigen Menschen Joachim Deckarm" , der ihm mit "sehr viel Nachdenklichkeit" seine Geschichte erzählt habe. Auf den 288 Seiten ausführlich zu Wort kommen auch Weggefährten aus alten Zeiten.

Wie etwa Heiner Brand, der heutige Handball-Bundestrainer, mit dem Deckarm eine tiefe Freundschaft verbindet. Oder sein WM-Trainer von 1978, Vlado Stenzel. Auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach, bringt seine Bewunderung für die Lebensleistung Deckarms genauso zum Ausdruck, wie Sporthilfe-Vize Franziska van Almsick oder der Präsident des Landessportsverbandes für das Saarland, Gerd Meyer. "Der Name Joachim Deckarm ist ein Synonym für alle positiven Werte des Sports", sagt der LSVS-Chef.

Im Saarland präsentiert wird das Buch am Mittwoch, 4. November, 19 Uhr, im Berufsbildungszentrum Nunkirchen. Joachim Deckarm wird dort sein und mit Christian Schwarzer einen guten Freund mitbringen. Bestellen kann man das Werk für 19,90 Euro.

"Ich bin glücklich, mir geht es gut."

Joachim Deckarm

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