"Der Wahnsinn geht weiter"

Osnabrück. Die Pokal-Sensation gehört in Osnabrück fast schon zum Alltag: Zum dritten Mal ein höherklassiges Team blamiert, zum dritten Mal einen Favoriten aus dem DFB-Pokal geschossen, zum dritten Mal das kleine Fußballstadion zum Kochen gebracht und auf dem Rasen getanzt

Osnabrück. Die Pokal-Sensation gehört in Osnabrück fast schon zum Alltag: Zum dritten Mal ein höherklassiges Team blamiert, zum dritten Mal einen Favoriten aus dem DFB-Pokal geschossen, zum dritten Mal das kleine Fußballstadion zum Kochen gebracht und auf dem Rasen getanzt. Der Drittligist VfL Osnabrück feierte in der Nacht zum Mittwoch mit 3:2 gegen die düpierten Dortmunder Borussen das Fußball-Wunder Teil III. Und Trainer Karsten Baumann versprach für das Viertelfinale: "Der Wahnsinn geht weiter." Die Erstliga-Profis des BVB schlichen mitten durch den lila-weißen Freudentaumel in die Kabinen und suchten nach passenden Worten, um das eigentlich Unfassbare in Worte zu fassen. "So richtig kann ich mir das nicht erklären. Das darf einfach nicht passieren", klagte BVB-Verteidiger Mats Hummels. Und Patrick Owomoyela sagte: "Wir haben gespielt wie ein stumpfes Messer: Wir haben viel gemacht, viel getan, viel hin und her, haben aber nicht geschnitten." Zumindest das blumige Vokabular ihres Übungsleiters scheinen die Dortmunder verinnerlicht zu haben. Ansonsten haben die Profis Jürgen Klopp nicht gut genug zugehört. Seine Warnungen und Mahnungen vor den Osnabrückern, die zuvor Hansa Rostock und den Hamburger SV aus dem Wettbewerb geschossen hatten, waren offensichtlich nicht angekommen, vor allem bei der Abwehr nicht.Bei den Osnabrücker Toren von Angelo Barletta (37./42. Minute) und Benjamin Siegert (69.) sah die BVB-Defensive schlecht aus. "Wir kriegen nach einem eigenen Freistoß das Gegentor, das ist keiner Bundesliga-Mannschaft würdig", kommentierte Hummels den dritten Treffer: "Das darf keiner Mannschaft passieren, nicht einmal einem Fünftligisten." Erschreckend einfallslos war zudem die BVB-Offensive. Trotz des fast dauerhaften Ballbesitzes erspielte sich der zwei Klassen höher spielende Club gegen das VfL-Bollwerk nicht einmal ein halbes Dutzend Möglichkeiten, kam nur zu Treffern von Nuri Sahin (55.) und Lucas Barrios (90.+6)."Wir haben es in der ersten Halbzeit nicht geschafft, aus der wahnsinnigen Überlegenheit eine Torchance zu kreieren", klagte Klopp. Zumindest das sei in der zweiten Hälfte besser gewesen, aber "das ist ja auch unsere Pflicht." Das Problem für den BVB ist, wie Klopp nach dem K.o. verärgert feststellte: "Diese Pokalniederlage ist nicht wieder gutzumachen." Auf das Viertelfinale im kommenden Jahr und weitere Einnahmen dürfen sich nun die Osnabrücker freuen. Die VfL-Fans feierten bis tief in die Nacht und träumen bereits vom Fußball-Wunder IV. "Was hier abgeht, das ist unbeschreiblich", jubelte Baumann, der nach dem Zweitliga-Abstieg die Nachfolge von Claus-Dieter Wollitz angetreten hatte und eine komplett neue Mannschaft aufbauen musste. "Wichtiger ist für uns die Liga", sagte Baumann angesichts des angestrebten Wiederaufstiegs. Aber: "Wir freuen uns über das sportliche Renommée und über die zusätzliche Einnahme, die können wir gebrauchen."

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