Ein Gespann für die Zukunft

Saarlouis. Normalerweise ist alleine die Tatsache, dass im Frauenbasketball ein Zweijahres-Vertrag abgeschlossen wird, eher ungewöhnlich. Im Normalfall unterschreiben Spielerinnen für eine Saison und verhandeln dann neu. Nur in den seltensten Fällen kommt es vor, dass eine Spielerin aus den USA länger als eine Saison bleibt

Saarlouis. Normalerweise ist alleine die Tatsache, dass im Frauenbasketball ein Zweijahres-Vertrag abgeschlossen wird, eher ungewöhnlich. Im Normalfall unterschreiben Spielerinnen für eine Saison und verhandeln dann neu. Nur in den seltensten Fällen kommt es vor, dass eine Spielerin aus den USA länger als eine Saison bleibt. Entweder sind sie so gut, dass sie in der folgenden Saison woanders einen höher dotierten Vertrag unterschreiben, oder sie sind nicht so gut, dass der Verein Wert auf eine weitere Zusammenarbeit legt.

In dieses Schema will der Vertrag, den Tyresa Smith in der vergangenen Woche bei den Saarlouis Royals unterschrieben hat, nun überhaupt nicht passen. Knapp sechs Wochen war die 23-Jährige aus Delaware/USA überhaupt erst in Saarlouis, als sie sich mit dem deutschen Meister und Pokalsieger auf eine zweijährige Zusammenarbeit geeinigt hatte. "Ich habe bei meinen ersten Auslandsstationen nicht die besten Erfahrungen gemacht", erklärt die athletische Flügelspielerin. In Novosibirsk/Russland oder auch im israelischen Tel Aviv wurde eine fertige Spielerin erwartet, die quasi emotionslos ihren Job auf dem Parkett erledigt. "Da war kein Teamgeist, in Russland konnte der Trainer kein Englisch, Fehler konnte man sich eigentlich nicht erlauben. Ich wurde einfach überall hineingeworfen. Man verdient gutes Geld, aber ich war nicht glücklich", erinnert sich "Ty", wie sie nur genannt wird.

Als sie in Saarlouis ankam, rieb sie sich erst einmal verwundert die Augen. "Das erste, was mir auffiel, war der Mannschaftsgeist. Hier wird zusammen gegessen, zusammen gelacht und viel zusammen unternommen. Das gefällt mir", sagt sie und muss grinsen. Dazu hat sie mit René Spandauw und Mariusz Dziurdzia zwei Trainer, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, ihre Spielerinnen weiterzuentwickeln.

"Viele Vereine hätten sie nach vier Wochen wieder nach Hause geschickt, weil sie keine Zeit verlieren wollen. Wir haben ihr Potenzial gesehen und dann gesagt: Das kann eine dominierende Spielerin in der Bundesliga werden. Aber sie braucht Zeit. Die werden wir ihr geben, weil sie jemand ist, der lernen will und das Gelernte sehr schnell umsetzt. Und wir wollten vermeiden, dass nach dieser Saison andere Klubs mit den Geldscheinen wedeln", erklärt René Spandauw.

Also keine der amerikanischen Profispielerinnen, die nur des Geldes wegen in Europa sind? "Definitiv nicht", sagt Spandauw. "Sie könnte woanders mehr verdienen. Aber sie will besser werden. Wir geben ihr die Möglichkeit dazu. Davon werden spätestens im nächsten Jahr beide Seiten profitieren." Und so passt die Geschichte wieder in das Konzept der Royals. Die Verpflichtung einer US-Amerikanerin kann also durchaus eine Investition in die Zukunft sein. Tyresa Smith jedenfalls kann sich zurzeit nichts besseres vorstellen, als in Saarlouis zu sein: "Ich spiele bei einem erfolgreichen Team, die Leute haben Geduld mit mir und ich fühle mich wohl. Was will ich denn mehr?"

Hintergrund

An diesem Samstag, 19.30 Uhr, kommt es in der Freiburger Uni-Sporthalle zum Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga der Frauen, wenn die Saarlouis Royals als Tabellenführer beim Dritten, dem USC Freiburg, antreten. "Freiburg ist zurzeit die stärkste Mannschaft der Liga. Die sind sogar weiter als wir, was Systeme und Gesamtkonzept angeht. Es ist schwer, eine Prognose abzugeben", sagt Royals-Trainer René Spandauw. Freiburg deklassierte am ersten Spieltag Vizemeister Wasserburg 83:57. Als einzige Niederlage steht ein unglückliches 63:64 am zweiten Spieltag in Oberhausen zu Buche. spr

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