Die Drama-Könige aus Saarlouis

Leutershausen · Zweitligist gibt am Doppelspieltag erst einen Sieg in letzter Sekunde aus der Hand – und gewinnt zwei Tage später in letzter Sekunde.

 Fix und fertig nicht nur nach der Partie gegen Neuhausen, die 28:28 endete: Die Saarlouiser Spieler gehen nach dem Doppelspieltag am vergangenen Wochenende auf dem Zahnfleisch. Foto: Ruppenthal

Fix und fertig nicht nur nach der Partie gegen Neuhausen, die 28:28 endete: Die Saarlouiser Spieler gehen nach dem Doppelspieltag am vergangenen Wochenende auf dem Zahnfleisch. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Die HG Saarlouis braucht scheinbar das Drama. In letzter Sekunde sicherte Linksaußen Martin Murawski dem Handball-Zweitligisten gestern Abend den 27:26 (12:11)-Sieg bei der SG Leutershausen. Bereits am Freitagabend gab es ein spätes Tor - es war der Ausgleich zum 28:28 der Gäste des TV Neuhausen.

"Die Mannschaft hat eine unglaubliche Moral bewiesen. Wir waren nach dem 3:10 nach 15 Minuten eigentlich schon weg vom Fenster. Dann führen wir zur Pause 12:11", lobte HG-Trainer Jörg Bohrmann gestern nach dem Sieg in Leutershausen. Er fand vor allem für Rückraumspieler Yann Polydore (sechs Tore) und Rechtsaußen Philipp Leist (fünf) lobende Worte. "Die rechte Seite war heute überragend. Leist war bärenstark und hat in den entscheidenden Phasen drei, vier wichtige Tore gemacht", sprudelte es aus Bohrmann heraus. Dabei waren Polydore und Leist zuletzt Bankdrücker. Auch die Torhüter Darius Jonczyk und Patrick Schulz sowie Kapitän Jonas Faulenbach (sieben Tore) zeichneten sich in entscheidenden Situationen aus.

"Hier zu gewinnen ist keine Selbstverständlichkeit", sagte Bohrmann: "Aber es hätte keine zehn Minuten länger dauern dürfen." Denn durch den krankheitsbedingten Ausfall von Michael Schulz und nach der Roten Karte gegen Abwehrchef Philipp Kessler sowie dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Marcel Engels ließen die Kräfte spürbar nach.

Dass die HG gestern solch einen Kampf hinlegen könnte, war am Freitagabend undenkbar. Beim 28:28 verschenkte sie vor eigenem Publikum einen wichtigen Punkt an Neuhausen, einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf. Dabei erfuhren die Verantwortlichen der HG Saarlouis erst am Morgen des Spieltags, dass das Heimspiel überhaupt stattfindet. Am Donnerstag hatte der TVN bei der Handball-Bundesliga (HBL) einen Antrag auf Spielabsetzung gestellt, weil einige Spieler verletzt oder krank auszufallen drohten. Für eine Absetzung muss nach den HBL-Statuten die Hälfte aller Vertragsspieler erkrankt sein - Sportverletzungen zählen dabei nicht. Dies war nicht der Fall, die HBL lehnte den Antrag daher ab.

"Die Spielvorbereitung, insbesondere das Abschlusstraining, waren in ihrer Selbstverständlichkeit gestört", sagte der HG-Vorsitzende Richard Jungmann, der die Aktion "fragwürdig" nannte: "Im Endeffekt waren, wie bei uns, zwei Spieler krank und Neuhausen reiste mit einer starken Mannschaft an." "Wir hatten noch fünf gesunde Spieler. Ich konnte am Mittwoch und Donnerstag kein Training machen. Und das vor dem Doppelspieltag", beteuerte TVN-Trainer Alexander Stevic: "Hätten wir nur ein Spiel gehabt, wären wir nicht auf die Idee gekommen, das Spiel abzusagen." Der 35-Jährige, der sein letztes Liga-Spiel im Dezember 2013 bestritt, wechselte sich in Halbzeit zwei ein - und erzielte 37 Sekunden vor Schluss den Anschlusstreffer zum 27:28. Dass die Gäste mit einem direkt verwandelten Freiwurf noch den Ausgleich schafften, "hat zu dem ganzen Tag gepasst", sagte Jungmann.

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