Der Drahtseilakt der TBB Trier

Trier. Die Uhr war lange nicht abgelaufen - genauer gesagt zeigte sie noch 108 Sekunden an, als Nate Linhart einen Dreier zum 75:74 für die TBB Trier gegen Ludwigsburg einlochte. Im Basketball bei knapp zwei Minuten Restspielzeit und einem Punkt Vorsprung von einer Vorentscheidung zu sprechen, ist eigentlich ein schlechter Witz

Trier. Die Uhr war lange nicht abgelaufen - genauer gesagt zeigte sie noch 108 Sekunden an, als Nate Linhart einen Dreier zum 75:74 für die TBB Trier gegen Ludwigsburg einlochte. Im Basketball bei knapp zwei Minuten Restspielzeit und einem Punkt Vorsprung von einer Vorentscheidung zu sprechen, ist eigentlich ein schlechter Witz. Doch am Sonntagabend blieben beide Mannschaften vor 3026 Zuschauern in der Arena Trier bis zur Schlusssirene ohne weitere Zähler, weshalb Linharts Distanzwurf tatsächlich den Sieg bedeutete. Durch den Heimerfolg im Kellerduell zogen die Moselstädter an Ludwigsburg vorbei und konnten die Abstiegsränge in der Basketball-Bundesliga (BBL) verlassen.Es war der krönende Abschluss eines ereignisreichen Wochenendes für die TBB Trier. Am Samstag wurde der neue Aufsichtsrat bei der Aktionärsversammlung gewählt. Neben den bestätigten Graham Wilson und Ingo Burggraf gesellt sich nun Achim Schmitz in das Gremium. Dieser ersetzt den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Ralph P. Moog, der seine Aufgabe nach zweieinhalb Jahren als erfüllt ansieht.

Das erklärte Moog bereits am Freitag in einer Pressekonferenz. "Als wir hier angefangen haben, wollte die Liga Trier aufgrund der Verschuldung keine Lizenz mehr erteilen. Heute verfügen wir über ein Eigenkapital von 300 000 Euro", erläuterte Moog. Trotzdem verzeichnete der Verein im letzten Geschäftsjahr ein Minus von etwa 100 000 Euro, was er auf steuerliche Gründe zurückführte. Das laufende Geschäftsjahr werde sich dagegen durch Absicherung der Aktionäre auf jeden Fall ausgeglichen gestalten.

Um den Bundesliga-Standort Trier aber weiterhin zu ermöglichen, muss die TBB ihren Etat in den kommenden Spielzeiten steigern. Momentan liegt dieser bei zwei Millionen Euro - laut Moog zu wenig, um auf Dauer die Klasse zu halten. "Die Bundesliga entwickelt sich schneller, als wir das vor zwei Jahren erwartet haben. Die TBB hat alle großen, regionalen Unternehmen, die Rang und Namen haben, als Sponsoren dabei. Wir müssen uns jetzt auch überregional umschauen", sagte Moog und präsentiert als letzte Amtshandlung einen Lösungsansatz. Auf Initiative des Bundesligisten wird eine Sport-Marketing-Agentur gegründet, die in Zukunft die Vermarktung der Trierer, aber auch anderer Vereine dieser Größenordnung übernehmen wird. "Wir wollen die Vermarktung professionalisieren. Die Agentur ist geöffnet für alle Sportorganisationen der Großregion", unterstreicht Moog.

Die Wirtschaftlichkeit ist das eine. Aber kann Trier auch sportlich erstklassig bleiben? Trotz des sechsten Saisonsieges gegen Ludwigsburg steckt der Club im Abstiegskampf. Doch auch wenn die Klasse gehalten wird - was kommt danach? Zur neuen Saison gibt es eine Regeländerung in der Liga, wonach sechs Spieler des Zwölf-Mann-Kaders auf dem Meldebogen den deutschen Pass besitzen müssen. Für die TBB eine denkbar schlechte Neuerung, denn sie setzen bereits seit zwei Jahren auf junge Deutsche. Damit laufen sie nun Gefahr, ihre einheimischen Leistungsträger wie Maik Zirbes oder Philip Zwiener an finanzstärkere Konkurrenten zu verlieren, die notgedrungen deutsche Akteure verpflichten müssen.

"Wir können niemanden mit Geld zuschütten. Aber die Spieler und ihre Berater wissen, dass sie in Trier ihre Chance bekommen und sich weiterentwickeln können", hält Moog dagegen. Es wird also weiterhin ein Drahtseilakt sein, in Trier Bundesliga-Basketball zu erhalten. Doch an der Mosel will man die Uhr nicht einfach ablaufen lassen.Foto: feichtner

"Die Bundesliga entwickelt sich schneller, als wir das vor zwei Jahren erwartet haben."

Ralph P. Moog

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