Becker visiert schon 2009 an

Saarbrücken. Der kleine Junge wagt kaum, Benjamin Becker anzusprechen, als sein Ball in Beckers Richtung fliegt. Voller Ehrfurcht schaut er den Tennis-Profi an, der sich zum Training in der Tennishalle der Saarbrücker Sportschule eingefunden hat. Becker hebt den Ball auf, wirft ihn zurück. "Der nächste geht aber ins Feld", ruft der 27-Jährige und zwinkert dem Kleinen zu

 Der Orscholzer Tennis-Profi Benjamin Becker hat das Tennisjahr 2008 mehr oder weniger abgehakt. Foto: dpa

Der Orscholzer Tennis-Profi Benjamin Becker hat das Tennisjahr 2008 mehr oder weniger abgehakt. Foto: dpa

Saarbrücken. Der kleine Junge wagt kaum, Benjamin Becker anzusprechen, als sein Ball in Beckers Richtung fliegt. Voller Ehrfurcht schaut er den Tennis-Profi an, der sich zum Training in der Tennishalle der Saarbrücker Sportschule eingefunden hat. Becker hebt den Ball auf, wirft ihn zurück. "Der nächste geht aber ins Feld", ruft der 27-Jährige und zwinkert dem Kleinen zu.

Bei seiner Stippvisite im Saarland ist der Orscholzer Tennis-Profi, der zurzeit auf Rang 104 der Weltrangliste steht, überraschend entspannt. Obwohl es nicht wirklich gut in den vergangenen Wochen lief: Becker kassierte einige knappe Niederlagen. Zudem macht ihm eine chronische Entzündung in der rechten Schulter immer wieder zu schaffen. Nach seiner Niederlage gegen den Italiener Gianluca Naso in der ersten Runde der Qualifikation zu den US Open in New York, seinem Lieblingsturnier, schrieb er auf seiner Internetseite sogar davon, dass "der Tiefpunkt gekommen" sei.

Diese Aussage relativierte Becker zumindest teilweise: "Zu dem Zeitpunkt war ich unheimlich enttäuscht. Ich habe mich gut gefühlt, war hoch motiviert - und verliere dann trotz Matchbällen im dritten Satz im Tie-Break. Das war sehr bitter." Dasselbe passierte ihm beim Masters-Turnier in Toronto gegen den US-Amerikaner Jesse Levine. Zwei Niederlagen, die den Orscholzer die Punkte kosteten, um unter den Top 80 der Welt zu stehen. "Das mag jetzt etwas paradox klingen, aber ich habe mich weiterentwickelt und spiele besser. Ich habe nur in ein paar Partien die entscheidenden Punkte nicht gemacht", analysiert Becker: "Aber es ist schon klar: Alles sähe etwas angenehmer aus, wenn ich zwei, drei Siege mehr auf dem Konto hätte. Doch die Situation sieht schlechter aus, als sie in Wirklichkeit ist."

Was zurzeit fehle, sei die Unbekümmertheit, die ihn zu Beginn seiner Profi-Karriere vor zweieinhalb Jahren ausgezeichnet hatte: "Das ist völlig normal. Als Nobody gehst du auf den Platz und spielst drauflos, denn du hast nichts zu verlieren. Das ändert sich aber, wenn man oben steht und plötzlich Spiele gewinnen muss. Mit dem Druck muss man erst einmal lernen umzugehen. Ein Roger Federer hat auch erst einige Jahre auf der ATP-Tour gebraucht, bis er den Durchbruch geschafft hat."

Genau an diesem Punkt will Becker ansetzen. 2008 hat er abgehakt, obwohl er noch einige Punkte zu verteidigen hat. In Bangkok, wo er im vergangenen Jahr das Finale erreichte, schied Becker aber bereits in Runde eins aus. Er unterlag dem Tschechen Lukas Dlouhy mit 4:6 und 6:7 (4:7). Jetzt geht es nach Tokio, später zu den Hallenturnieren in Europa.

"Ich schaue nicht mehr primär auf die Rangliste. Wenn ich es noch unter die Top 100 schaffen sollte, ist das okay, und es wäre noch ein gelungenes Jahr. Aber das ist kein Muss. Ansonsten gilt die Aufmerksamkeit bereits der Vorbereitung auf 2009", erklärt er: "Ich werde das Training umstellen und noch mehr Wert auf Fitness legen. Außerdem werde ich weniger, dafür aber intensiver trainieren und mir mehr Auszeiten gönnen. Da habe ich Fehler gemacht."

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