Bayern machen Aachen neue Hoffnung

Aachen/Köln. Dass die Stars von Bayern München auswärts mit stürmischem Beifall begrüßt werden, hat Seltenheitswert. Die Fans des finanziell maroden Drittligisten Alemannia Aachen entrollten derweil ein Transparent mit dem römischen Gladiatoren-Spruch "Ave, morituri te salutant" (Die Todgeweihten grüßen dich)

 Aachen-Fans halten beim Rettungsspiel ihres Vereins gegen den FC Bayern ihre Schals in die Höhe. Foto: Marius Becker/dpa

Aachen-Fans halten beim Rettungsspiel ihres Vereins gegen den FC Bayern ihre Schals in die Höhe. Foto: Marius Becker/dpa

Aachen/Köln. Dass die Stars von Bayern München auswärts mit stürmischem Beifall begrüßt werden, hat Seltenheitswert. Die Fans des finanziell maroden Drittligisten Alemannia Aachen entrollten derweil ein Transparent mit dem römischen Gladiatoren-Spruch "Ave, morituri te salutant" (Die Todgeweihten grüßen dich).

Am Ende sorgten die Benefiz-Bayern in der Fußball-Hochburg am Sonntag wieder für einen Funken Hoffnung, wie schon 1974 und 1999, als die Alemannia ebenfalls vor dem wirtschaftlichen K.o. stand. "Solch ein Klub darf nicht von der Fußball-Landkarte verschwinden", appellierte Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der als ehemaliger Gladbacher die Bedeutung des Traditionsklubs einzuschätzen weiß. Das Ergebnis von 5:2 für die Bayern interessierte allenfalls am Rande.

Der Bundesliga-Spitzenreiter freute sich, einen Tag nach dem gelungenen Rückrundenstart in der Bundesliga (2:0 gegen SpVgg Greuther Fürth), seinen Beitrag für eine Finanzspritze von rund 600 000 Euro netto geleistet zu haben. Angesichts der aktuellen Liquiditätslücke von 1,5 Millionen Euro könnten die Einnahmen nach der im November beantragten Insolvenz für Aachen lebenswichtig sein, ließ der vom Gericht eingesetzte Sachverwalter Rolf-Dieter Mönning wissen.

Noch am Sonntagmorgen schien die Austragung des Spiels wegen der Schneefälle in Gefahr. Schon am frühen Morgen fanden sich Freiwillige zum Schippen. Am Nachmittag demonstrierten schließlich 31 600 Zuschauer ihre Solidarität mit ihrem Klub: Vor den Eingängen hatten sich Spieler aus dem Jugendteam mit Sammelbüchsen positioniert, ein Kind überreichte den Klubverantwortlichen ein Sparschwein mit seinem Taschengeld. Aachen kämpft um seine Alemannia.

"Hier wird Fußball gelebt", unterstrich Heynckes, "ich habe hier schon 1964 selbst gespielt", ergänzte er, meinte jedoch den alten Tivoli. Die neue Ausgabe des Stadions riss den einstigen Bundesligisten (1967 bis 1970 und 2006/07) in den Schuldensumpf.

Mit dem Auftritt der Bayern scheint zumindest der Spielbetrieb bis zum Saisonende gesichert, für die Zeit danach war im Vorfeld bereits ein Neuanfang in der Regionalliga angekündigt worden. Nur noch ein ganz intensiver Geldregen könnte den derzeitigen Tabellen-18. der dritten Bundesliga, der am Samstag den 1. FC Saarbrückem empfängt, davor bewahren. sid

Hintergrund

Kurz vor dem Restrundenstart gegen Alemannia Aachen (Samstag, 14 Uhr) tritt Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken heute zu einem Testspiel gegen Oberligist Wormatia Worms an. Anstoß auf dem Kunstrasen in Gimbsheim nördlich von Worms ist um 17 Uhr. Innenverteidiger Tim Knipping wird dabei wegen seiner Knieverletzung fehlen. Ob er am Samstag wieder fit sein wird, erscheint derzeit mehr als fraglich. cor

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