Aldatovs Fauxpas wirkt wie ein Schock

Mainz. Ibragim Aldatov zog sich nach dem Kampf sofort in die Kabine zurück. Der Ukrainer war nicht mehr zu trösten, nachdem er gegen den Mainzer David Bichinashvili auf die Schultern gegangen war. Aldatov vergoss Tränen, wollte von nichts mehr etwas wissen

 Der vielleicht schon entscheidende Moment, warum der KSV Köllerbach wohl kein deutscher Meister wird: Ibragim Aldatov geht gegen den Mainzer David Bichinashvili auf die Schultern. Fotos: Wieck

Der vielleicht schon entscheidende Moment, warum der KSV Köllerbach wohl kein deutscher Meister wird: Ibragim Aldatov geht gegen den Mainzer David Bichinashvili auf die Schultern. Fotos: Wieck

Mainz. Ibragim Aldatov zog sich nach dem Kampf sofort in die Kabine zurück. Der Ukrainer war nicht mehr zu trösten, nachdem er gegen den Mainzer David Bichinashvili auf die Schultern gegangen war. Aldatov vergoss Tränen, wollte von nichts mehr etwas wissen. Er wusste, dass seine 0:4-Schulterniederlage gestern im Final-Hinkampf der Knackpunkt war und ausschlaggebend sein könnte, warum die Köllerbacher Ringer die deutsche Meisterschaft nicht gewinnen. Mit 14:22 verlor der KSV Köllerbach das erste Finale vor 3000 Zuschauern auf dem Mainzer Messegelände.

Dabei wirkte Aldatov fit, war auf der Matte aktiver als sonst. Als er die erste Runde für sich entscheiden konnte, ging der KSV Köllerbach nach langem Rückstand - zumindest imaginär - wieder in Führung. Die zweite Runde verlor Aldatov. Dass der Weltmeister von 2006 aber in der dritten Runde auf die Schulter ging, war für alle im Zelt die große Überraschung - und am Ende die Entscheidung. "Da war er den Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam", sagte KSV-Mannschaftskollege Jan Fischer verärgert, "aber das ist eben der Sport".

Fischers Blick war nicht sehr zuversichtlich, was den Rückkampf am kommenden Samstag, 19.30 Uhr, in der Saarlandhalle angeht. Dass er den KSV mit seinem 3:2 gegen Saban Karatas nach der Pause wieder herangebracht hatte, war letztlich belanglos. Auf Grund der Höhe der Niederlage waren auf Seiten der Köllerbacher nur niedergeschlagene Gesichter zu sehen - egal ob Ringer, Trainer oder Fans. Der Frust und die Enttäuschung waren nicht zu verbergen. "Heute ist einfach alles daneben gegangen - von Anfang an", sagte Thomas Geid, Teamleiter des KSV Köllerbach.

Geid wirkte nach dem Kampf regelrecht geschockt. Denn acht Punkte Rückstand sind fast schon zu viel, um den Optimismus im Titelrennen am Leben zu halten. Nur wenige Köllerbacher waren auch nach diesem Ergebnis nicht klein zu kriegen. "Hier ist noch alles drin. Wir dürfen jetzt nur nicht den Kopf in den Sand stecken", sagte Ringer Martin Daum gefasst: "Acht Punkte sind im Ringen schnell aufgeholt. Im Ringen ist alles möglich."

Daum hatte den KSV Köllerbach im letzten Kampf vor der Pause überhaupt noch im Rennen gehalten, als er beim Stand von 3:9 den Mainzer Freistil-Experten George Bucur mit 3:0 besiegte. "In diesem Moment musste ich den Punktestand einfach ausblenden und alles geben", sagte Daum, der wusste, wie wichtig seine Punkte waren.

Doch andere verpassten es zuvor, diese wichtigen Zähler zu holen. Andrei Dukov hätte gegen Mihran Jaburyan ebenso wie Virgil Munteanu gegen Mevlüt Arik mehr als ein 1:3 ringen müssen. Und Heiki Nabi gelang gegen Coskun Efe lediglich ein 1:0. Erst mit Daums Kampf kam die Wende, Köllerbach schlug plötzlich zurück, war drauf und dran, das Duell komplett zu drehen. Bis Aldatov auf die Schulter ging. Dass im Anschluss Andrej Shyyka gegen Kiril Terziev verlor, war zu erwarten. Dass Timo Badusch aber im letzten Kampf Pascal Eisele mit 1:3 unterlag, passte zum Verlauf des Abends. Der KSV Köllerbach wird im Rückkampf mit mehreren Überraschungen aufwarten müssen, "Heute ist einfach alles daneben gegangen - von Anfang an."

Thomas Geid, Teamleiter des

KSV Köllerbach

Auf einen Blick

Die Einzelergebnisse im Final-Hinkampf zwischen dem ASV Mainz 88 und dem KSV Köllerbach:

55 Kilogramm Freistil (F): Mihran Jaburyan - Andrei Dukov 3:1 (1:4, 2:0, 1:1, 3:2).

120 Kilo griechisch-römisch (Gr): Coskun Efe - Heiki Nabi 0:1 (1:0, 0:1, 0:1, 0:1).

60 Kilo Gr: Mevlüt Arik - Virgil Munteanu 3:1 (4:0, 0:4, 1:0, 1:0).

96 Kilo F: William Harth - Lyuben Iliev 3:0 (1:0, 1:0, 1:0).

66 Kilo F: George Bucur - Martin Daum 0:3 (0:1, 0:1, 0:1).

84 Kilo Gr: Saban Karatas - Jan Fischer 2:3 (2:0, 1:1, 0:1, 0:1, 0:1).

66 Kilo Gr: Dawid Karecinski - Tomasz Swierk 1:3 (0:2, 0:1, 1:0, 0:1).

84 Kilo F: David Bichinashvili - Ibragim Aldatov 4:0 Schultersieg (0:1, 1:0).

74 Kilo F: Kiril Terziev - Andrej Shyyka 3:1 (1:0, 0:1, 3:3, 1:0).

74 Kilo Gr: Pascal Eisele - Timo Badusch 3:1 (2:0, 0:1, 2:0, 1:0).

 Martin Daum war mit seinem 3:0-Sieg eine positive Überraschung aus Köllerbacher Sicht.

Martin Daum war mit seinem 3:0-Sieg eine positive Überraschung aus Köllerbacher Sicht.

 3000 Zuschauer in einem Zelt auf dem Messegelände in Mainz-Hechtsheim fiebern dem Final-Hinkampf um die deutsche Meisterschaft entgegen. Am Ende jubeln nur die Fans der Gastgeber.

3000 Zuschauer in einem Zelt auf dem Messegelände in Mainz-Hechtsheim fiebern dem Final-Hinkampf um die deutsche Meisterschaft entgegen. Am Ende jubeln nur die Fans der Gastgeber.

Der Final-Rückkampf ist am kommenden Samstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr in der Saarlandhalle in Saarbrücken. aub

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