Balance stimmt: Partyka schlägt bei Olympia und den Paralympics auf

London. Einen Behinderten-Bonus braucht Natalia Partyka nicht. Die Tischtennis-Spielerin aus Polen, die ohne den rechten Unterarm geboren wurde, hat sich auf Grund ihrer sportlichen Leistungen zum zweiten Mal für Olympia qualifiziert. 2008 in Peking schlug sie im Mannschafts-Wettbewerb auf, in London startet die mehrmalige Paralympics-Siegerin erstmals im Einzel

 Natalia Partyka gewann bei Paralympics zwei Mal Einzel-Gold. Bei Olympia ist sie nun erstmals im Einzel am Start. Foto: Becker/dpa

Natalia Partyka gewann bei Paralympics zwei Mal Einzel-Gold. Bei Olympia ist sie nun erstmals im Einzel am Start. Foto: Becker/dpa

London. Einen Behinderten-Bonus braucht Natalia Partyka nicht. Die Tischtennis-Spielerin aus Polen, die ohne den rechten Unterarm geboren wurde, hat sich auf Grund ihrer sportlichen Leistungen zum zweiten Mal für Olympia qualifiziert. 2008 in Peking schlug sie im Mannschafts-Wettbewerb auf, in London startet die mehrmalige Paralympics-Siegerin erstmals im Einzel. "Das ist für mich ein neuer Höhepunkt in meiner Karriere", sagt die 23-Jährige: "Ich habe von Beginn an Glück gehabt, viele Menschen haben mir geholfen." Doch mit Glück lässt sich die Erfolgsgeschichte nicht erklären. Der doppelte Doppelstart bei Paralympics und Sommerspielen - das gab's noch nie im Tischtennis.Mit sieben Jahren entdeckte die Danzigerin ihre Liebe zum Zelluloidball. "Ein Leben ohne diesen Sport kann ich mir nicht vorstellen", sagt Partyka. Anfangs verlor die kleine Natalia gegen ihre ältere Schwester. Das stachelte den Ehrgeiz an. Bereits mit elf Jahren nahm sie an den Paralympics 2000 in Sydney teil, 2004 und 2008 gewann sie die Goldmedaille. Für die Paralympics in London vom 29. August bis 9. Septemberist sie die Favoritin.

Polens 2005 verstorbene Tischtennis-Legende Andrzej Grubba erkannte früh ihr Talent und die Einstellung der Linkshänderin. "Das ist wie ein Geschenk. Sie hat einen Charakter, der sie an die Spitze führen wird", prophezeite er der behinderten Sportlerin eine große Karriere. Inzwischen ist Partyka Stammgast bei den internationalen Turnieren der Nicht-Behinderten.

Ihr Erfolg beim Olympia-Qualifikationsturnier in Luxemburg, wo sie im April ihr London-Ticket holte, steigerte den ohnehin großen Beliebtheit- und Bekanntheitsgrad in ihrem Heimatland. Dort wurde sie mit ihrem Club SKTS Sochaczew Vize-Meister.

"Aktuell ist Natalia die Nummer zwei in der polnischen Mannschaft. Einen Bonus hat sie nicht nötig. Sie will genau wie jede andere behandelt werden", berichtete die deutsche Olympia-Teilnehmerin Kristin Silbereisen aus Kroppach über ihre Kollegin. Beide haben sich mit vielen anderen Europäerinnen im Düsseldorfer Tischtennis-Zentrum auf das Olympia-Turnier vorbereitet.

Die Behinderung, die das Balance-Gefühl von Partyka erheblich beeinträchtigt, ist im Kreis der Spielerinnen kaum ein Thema. Man kennt sich eben. "Wenn man das erste Mal gegen sie spielt, ist das etwas schwierig. Da darf man sich durch den fehlenden Unterarm nicht ablenken lassen", berichtet Silbereisen. In London sind sie und die Paralympics-Siegerin jeweils für die zweite Runde gesetzt. dpa

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