Abheben verboten - landen auch

Dortmund. Jürgen Klopp hatte am Sonntagabend nach dem Spiel beim 1. FC Nürnberg ja einen guten Grund gehabt, auf einen eiligen Aufbruch zu verweisen

Dortmund. Jürgen Klopp hatte am Sonntagabend nach dem Spiel beim 1. FC Nürnberg ja einen guten Grund gehabt, auf einen eiligen Aufbruch zu verweisen. Gerade war an den Trainer von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund die Bitte herangetragen worden, seine im Durchschnitt 22,2 Jahre junge Rasselbande bitteschön mit den titelreifen Jahrgängen von 1995 oder 1996 zu vergleichen, da fasste sich der eloquente Vielredner lieber kurz. "Diese Mannschaften hatten eine natürliche Qualität, wir haben nur eine hart erarbeitete Qualität. Jetzt müssen wir aber los - schönen Abend", beschied das Energiebündel.Was der 43-Jährige bei seinem sturzartigen Abgang aus dem tief verschneiten Frankenland nicht wissen konnte: Keiner der Seriensieger kam vor Mitternacht ins Bett. Hatte beim 2:0 gegen den überforderten Club (Tore durch Mats Hummels und Robert Lewandowski) mal wieder ein Rädchen ins andere gegriffen, ging hernach bei der Rückreise schief, was schief gehen konnte. Der Abflug verzögerte sich, und auch die Landung in Dortmund klappte nicht - weil um Punkt 23 Uhr der Tower des Flughafens schloss. Der Flieger musste nach Paderborn ausweichen. Borussen-Sportdirektor Michael Zorc geißelte die Flugsicherung scharf: "Man schickt uns nach Paderborn, weil wir 29 Sekunden zu spät gelandet wären. Ein Ding der Unmöglichkeit." Aber wer weiß, wofür die "Provinzposse erster Güte" (Zorc) noch gut ist?

In der Liga scheint es ja niemanden zu geben, der diese Himmelsstürmer noch erden könnte - Dortmund ist auf Fernrohr-Weite enteilt. Weil die Borussia 40 von 45 möglichen Punkten aufs Konto schaufelte, beträgt der einzigartige Vorsprung zehn Punkte vor dem FSV Mainz, elf vor Bayer Leverkusen, gar 17 vor Bayern München. "Vermutlich" sei seine Mannschaft nun ein Titelkandidat, presste Klopp am Sonntag hervor. So sicher im Schneetreiben seine ulkige Ringelmütze gesessen hatte, so gut stand wieder die Deckung. In 13 von 24 Pflichtspielen ist die Borussia ohne Gegentor geblieben, das Spiel gegen den Ball - Basis alles Wirkens. "Unser Ansatz ist ein defensiver", erklärt Klopp, "wer da nicht mitmacht, spielt nicht mit". Exzellent die Innenverteidiger mit Neven Subotic (schnell) und Hummels (stellungssicher), effektiv die Mittelfeldblockierer wie Nuri Sahin (dynamisch) und Sven Bender (omnipräsent) - dieses Quartett ist das energetische Herzstück einer noch nicht an ihre Grenze gelangten Mannschaft.

Wegweisend dürfte für Dortmund weniger das Heimspiel am Samstag, 18.30 Uhr, gegen Werder Bremen werden, sondern am 15. Dezember das Endspiel zum Überwintern in der Europa League beim FC Sevilla (21.05 Uhr). Aus der Vergangenheit ist belegbar: Mit einem Ausscheiden hätte der BVB bessere Aussichten, Meister zu werden. Klopp, na klar, mag darüber nicht fachsimpeln. Schon wegen der Herbstmeisterschaft habe er "nichts gespürt, es hat nichts gefunkt, warum soll ich jetzt anderes Zeug reden".

Hintergrund

Für Borussia Dortmund ist es der dritte Herbstmeister-Titel nach den Meister-Jahren 1994/1995 und 1995/1996. In den bisherigen 47 Spielzeiten seit 1963 gewann in 31 Fällen der Herbstmeister auch die deutsche Meisterschaft.

Dortmund gewann bislang alle acht Auswärtsspiele - das gelang in der Bundesliga-Historie noch keinem Club. Und: Die Borussia stellt den besten Sturm (37 Treffer), das torgefährlichste Mittelfeld (21) und die sicherste Abwehr der Liga (neun Gegentore). red

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