Fußball Die schwierigste Entscheidung der Karriere

Gelsenkirchen · Wen stellt Schalkes Trainer David Wagner fortan ins Tor? Markus Schubert oder Alexander Nübel.

 David Wagner weiß, dass die Torhüter-Entscheidung den weiteren Saisonverlauf ganz wesentlich beeinflussen wird.

David Wagner weiß, dass die Torhüter-Entscheidung den weiteren Saisonverlauf ganz wesentlich beeinflussen wird.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Über mangelnde Ratschläge kann sich David Wagner nicht beklagen. Ob TV-Experte Lothar Matthäus, die Ex-Kollegen Friedhelm Funkel und André Breitenreiter sowie Clubboss Clemens Tönnies – zur schwierigsten Entscheidung des Trainers von Schalke 04 haben sich schon viele geäußert. Nur sein Vorgänger freut sich, dass er nicht die heikle Torwartfrage bei den Königsblauen beantworten muss. „Ich bin froh, dass ich kein Trainer bin“, sagte Huub Stevens.

Markus Schubert oder Alexander Nübel? Die künftige Nummer eins oder der scheidende Stammtorhüter? Wagner ist nicht zu beneiden, denn die Entscheidung, wer an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) im Spiel bei Hertha BSC zwischen den Pfosten stehen wird, könnte den weiteren Saisonverlauf maßgeblich beeinflussen – bis hin zur möglichen Rückkehr in den Europacup.

Wagner will sich „Zeit geben, darüber nachzudenken“. Vor allem die Meinung seines Torwarttrainers Simon Henzler zählt. Der ehemalige Tormann des FC St. Pauli und von Holstein Kiel wechselte 2015 zusammen mit Nübel vom SC Paderborn nach Schalke und war ein Grund, warum U21-Nationaltorhüter Schubert im Sommer aus Dresden kam.

Henzler muss erklären, wer aktuell der bessere Torwart ist. Dass der 21-jährige Schubert nach Nübels Wechsel im Sommer zu Bayern München der Torwart der Zukunft sein soll, spielt aber ebenso hinein wie drohende Fanproteste gegen den künftigen Münchner, der mit seinem monatelangen Vertragspoker viele Sympathien verspielte. Möglicherweise wird Wagner die Entscheidung aber auch abgenommen. Am Dienstag fehlte Schubert wegen Patellasehnenbeschwerden beim Training.

Rekordnationalspieler Matthäus jedenfalls hat sich festgelegt – schon zweimal. Einmal so, einmal so. „Auf Schalke hat Nübel keine Zukunft mehr“, meinte der Sky-Experte gleich nach dessen Wechsel­ankündigung, Wagner könne es sich nicht leisten, „bei jedem Spiel ein Pfeifkonzert gegen den eigenen Kapitän hinzunehmen und dadurch die Leistung der Mannschaft zu riskieren“. Kapitän ist Nübel seit der Winterpause nicht mehr. Aber Matthäus ist seit Samstag auch kein Schubert-Fan mehr. Jetzt würde es „Sinn machen, Nübel nächste Woche wieder ins Tor zu stellen“.

Breitenreiter, in der Saison 2015/2016 Schalke-Trainer, hält Nübel, den er aus Paderborn zusammen mit Henzler mitbrachte, für den „besseren Torhüter“. Wenn er nicht spielen sollte, „hätte das schon ein Geschmäckle“. Auch Fortuna Düsseldorfs am Mittwoch entlassener Trainer Funkel, der sich immer wieder gerne zu Themen anderer Clubs äußert, würde Nübel spielen lassen. Schalkes hohe Ziele erreiche man mit ihm „eher, als wenn man Schubert spielen lässt“.

Schalkes Aufsichtsrats-Chef Tönnies tendiert dagegen eher zu Schubert. Ihn aus dem Tor zu nehmen, „würde ihm nicht gerecht“, sagte der Fleischfabrikant – allerdings vor den zwei Patzern in München: „Ich glaube, dass das auch die Erwartung der Fans ist.“ Damit liegt Tönnies richtig. In einer „kicker“-Umfrage sprachen sich auch nach der Bayern-Klatsche noch 60,6 Prozent für Schubert aus, bei Sky waren es dagegen 51,4 Prozent. Zu Jahresbeginn sah das deutlicher aus: 74,3 („kicker“) und 80,0 (Sky) Prozent.

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