Fußball Schalker Fans zeigen Tönnies die Rote Karte

Drochtersen · Die Rassismus-Debatte um den Aufsichtsrats-Chef hat den letztlich souveränen Pokalauftritt des Bundesligisten überschattet.

 Die Schalker Fans halten beim DFB-Pokalspiel Plakate mit dem Namen von Clemens Tönnies hoch – und zeigen ihm symbolisch die Rote Karte.

Die Schalker Fans halten beim DFB-Pokalspiel Plakate mit dem Namen von Clemens Tönnies hoch – und zeigen ihm symbolisch die Rote Karte.

Foto: dpa/Axel Heimken

David Wagner hatte die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben, der Blick des neuen Trainers von Schalke 04 ging immer wieder Richtung Boden. Nein, die Fragen zu dem Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies und den Auswirkungen auf sein Team gefielen Wagner überhaupt nicht.

„Unsere Fans sind nicht doof. Wenn sich einer hingestellt und gesagt hätte: Ich finde das cool, was da vorgefallen ist, dann wäre ich zum Zaun gelaufen“, sagte Wagner auf dem Dorfsportplatz in Drochtersen, nachdem die Schalker Anhänger die Bühne der ersten DFB-Pokalrunde genutzt hatten, um Tönnies nach dessen rassistischen Entgleisungen die Meinung zu geigen.

„Wir zeigen Tönnies die Rote Karte“, stand auf einem Banner im Schalker Fan-Block, „Tönnies raus“ auf einem anderen. Ein Großteil der rund 2000 Anhänger hielt zudem Rote Karten mit dem Namen des mächtigen Fleischfabrikanten in die Höhe, der sein Amt derzeit für drei Monate ruhen lässt. Viele Fans hatten offenbar mehr Reue von Tönnies nach dessen Entgleisung erwartet.

Trainer Wagner ahnte nach dem 5:0 (1:0) in seinem Pflichtspiel-Debüt beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel wohl schon, dass die Causa Tönnies Schalke noch länger in Atem halten wird. Länger jedenfalls, als es den Verantwortlichen lieb ist. Sportvorstand Jochen Schneider warnte jedoch davor, eine „Hetzjagd zu veranstalten“. Er verstehe „die Emotionen“ in der Debatte, aber man „dürfe es auch nicht übertreiben“. Schneider erwarte eine Diskussion auf einer „sachlichen Ebene“. Insgesamt habe der Fußball beim Thema Rassismus „enorme Fortschritte gemacht“, sagte der 48-Jährige.

Schneider könne sich noch an die „schlimmen Rufe“ erinnern, die es in der 1980er Jahren in den Stadien gegeben habe: „Es ist gut, dass wir in einer Zeit leben, in der die Aussagen, die Clemens Tönnies getätigt hat, nicht in Ordnung sind und die Leute sagen: Nein, das geht so nicht. Da können wir alle froh sein.“ Die Gesellschaft müsse aber auch, nachdem der Sünder sich entschuldigt und Reue gezeigt habe, beweisen, dass „man dann auch verzeihen kann“. Und Wagner wünscht sich, dass jetzt die Bundesliga-Saison in den Fokus rückt. „Ich respektiere, wenn weiter darüber gesprochen wird“, sagte der 47-Jährige, aber „wenn es 15.30 Uhr ist, dann geht es nur um Schalke 04 und darum, dieses Team zu unterstützen.“

Die Geschichte des Spiels ist im Gegensatz zum Fall Tönnies schnell erzählt. Schalke tat sich lange schwer, setzte sich aber nach Toren von Steven Skrzybski (44. Minute), Guido Burgstaller (61./83.), Daniel Caligiuri (65./Foulelfmeter) und Münir Levent Mercan (73.) letztlich souverän durch.

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