Fußball Bayerns kleine Lösung heißt Perisic

München · Der 30-jährige Kroate steht vor einem Wechsel von Inter Mailand nach München. Ribérys Rückkehr ist kein Thema.

 Ivan Perisic spielte eine starke WM 2018 in Russland. Jetzt hat der Kroate bei Inter Mailand keine Zukunft mehr. 

Ivan Perisic spielte eine starke WM 2018 in Russland. Jetzt hat der Kroate bei Inter Mailand keine Zukunft mehr. 

Foto: dpa/Tim Goode

Ein Leroy Sané ist Ivan Perisic nicht. Der kroatische Vize-Weltmeister wäre allenfalls eine kleine, aber immerhin sofort wirksame Lösung im Transfer-Dilemma des FC Bayern München nach der schweren Knieverletzung des deutschen Wunschspielers. Verfügbar, bezahlbar und bundesligaerprobt: Diese Kriterien sprechen für eine aus der Not geborene Verpflichtung des 30 Jahre alten Flügelstürmers von Inter Mailand zum deutschen Meister, die nach Medienberichten zwischen den Fußballclubs bereits vereinbart worden sein soll.

Die offiziellen Bestätigungen für ein einjähriges Leihgeschäft mit anschließender Kaufoption in einem überschaubaren Gesamtvolumen von 25 Millionen Euro stehen aus. Trainer Niko Kovac hielt sich vor dem DFB-Pokalspiel des Titelverteidigers an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD und Sky) beim Regionalligisten Energie Cottbus strikt an den vereinsinternen Kodex zu Transferthemen und mauerte.

„Ich sage nichts zu Namen“, sagte Kovac. Ausnahme: Er schloss eine Rückholaktion von Franck Ribéry (36) auf Nachfrage kategorisch aus. Passieren werde aber definitiv noch etwas bis zum Transferschluss. „Es ist so, dass unsere drei Chefs fleißig sind und arbeiten. Sie können sich sicher sein, dass wir bis zum 2. September auch etwas bekommen werden“, sagte Kovac. Zur Qualität kroatischer Profis bemerkte er immerhin noch schmunzelnd: „Wir sind Vize-Weltmeister geworden.“

Kovac arbeitete schon als kroatischer Nationaltrainer mit seinem Landsmann zusammen. Er schätzt Perisic, der eine sehr gute WM 2018 in Russland spielte und in 112 Bundesliga-Partien für Borussia Dortmund und Wolfsburg 27 Tore erzielte und etliche vorbereitete.

In Mailand ist Perisic unter dem neuen Trainer Antonio Conte ohne Zukunft. In München würde er dagegen die dünne Personaldecke auf Außen hinter Kingsley Coman und Serge Gnabry aufbessern. Zudem könnten die Bayern-Bosse ohne Zeitdruck weiter am Mega-Deal mit Sané arbeiten, der erst im EM-Jahr 2020 wieder einsatzfähig sein wird.

Kovac beschrieb die vertrackte Bayern-Situation nach der (vorerst) geplatzten 1a-Lösung mit Manchester-City-Akteur Sané: „Wer ist frei? Wen kann man bekommen? Sie können keinen irgendwo wegnehmen. Es muss alles passen. Man muss das auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Wenn der gefunden ist, wird das durchgeführt.“ Der kleinste gemeinsame Nenner heißt unter Zeitdruck eben Perisic.

Personell komplett starten die Bayern nicht in die Saison, in der „wir zwei Titel zu verteidigen haben“, wie Kovac anmerkte: „Es ist eine Wunschvorstellung, dass man so früh wie möglich alle an Bord hat. Aber es ist nicht einfach auf dem Transfermarkt in der heutigen Zeit.“ Immerhin wird der 80 Millionen Euro teure Rekordeinkauf Lucas Hernández bereits in Cottbus zum Kader gehören. Ein Kandidat für die Startelf ist der Weltmeister nach seiner langen Knieverletzung aber nicht. „Wir schmeißen ihn nicht sofort ins Feuer“, erklärte Kovac.

Es dürfte eher zu der lange unvorstellbaren Situation kommen, dass Jérôme Boateng neben Niklas Süle verteidigen wird. Ende der letzten Saison riet Präsident Uli Hoeneß dem Weltmeister von 2014 noch dringend zu einem Clubwechsel, auch Boateng wollte gehen. Boateng dokumentierte den Frust über seine Reservistenrolle sowohl bei der Meisterfeier als auch nach dem Pokalsieg in Berlin deutlich. Jetzt entschuldigte sich der 30-Jährige für sein Verhalten: „Das war nicht in Ordnung, aber ich wollte wirklich niemanden verärgern oder beleidigen.“ Er habe „aus tiefer Enttäuschung“ gehandelt: „Ich konnte irgendwie nicht anders.“

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