Stolz auf die Helfer Erinnerungen und kritischer Ausblick

Scheidt · Löschbezirk Scheidt der Freiwilligen Feuerwehr feiert 112-jähriges Bestehen. Appell an die Politik, Ehrenamt zu stärken.

 Der Löschbezirk Scheidt mit den Ehrengästen: Schirmherr Thomas Quint (3. v. rechts) und Reiner Schwarz (2. v. rechts).

Der Löschbezirk Scheidt mit den Ehrengästen: Schirmherr Thomas Quint (3. v. rechts) und Reiner Schwarz (2. v. rechts).

Foto: Iris Maria Maurer

Wo früher Brandherde mit Schaufeln und Eimern eingedämmt wurden, steht heute eine schlagkräftige Truppe am Start. Immer wieder tat sich die Freiwillige Feuerwehr Scheidt in ihrer 112-jährigen Geschichte als innovativer Löschbezirk hervor. Das wurde bei Grußworten und der zusammengefassten Historie anlässlich der Feier des unrunden, aber für Feuerwehren so einprägsamen, Geburtstages am Wochenende ersichtlich. Das dreitägige Fest begann mit einer Feierstunde in der Fahrzeughalle in der Schulstraße.

Löschbezirksführer Uwe Elz erinnerte daran, dass die Scheidter Wehr 1906 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde. Ein Jahr später schlossen sich rund 30 Kameraden aus Rentrisch an. „Die beiden Löschzüge legten den Grundstein für eine starke Feuerwehr“, so Elz. Das nächste wichtige Datum fällt in das Jahr 1947, als der Löschzug sein erstes eigenes Gerätehaus in der Kaiserstraße bezog. Noch heute zeugt der Turm in der Nähe des heutigen Polstermöbelgeschäftes davon. In den 50ern bekamen die Menschen auf dem Scheidterberg eine eigene Löschgruppe, weil die Anfahrt aus dem Dorf zu lange dauerte. 1964 gab es schließlich mit einem „LF 8“ das erste eigene Löschfahrzeug.

Im September 1974 zeigte sich der damalige Löschbezirksführer Heinz Barthel kreativ: Scheidt war der erste Löschbezirk in Saarbrücken, der Kameradinnen hatte. Zwei davon, Petra Schilling und Heidi Zangerle, sind der Wehr bis heute treu. Zangerle war auch die erste Frau im Saarland, die das silberne Leistungsabzeichen bekam. Drei Jahre später folgte die Gründung der Jugendwehr. Elz selbst gehörte dieser ersten Gruppe an. Damals wie heute bestand die Jugendwehr aus 14 Jungen und Mädchen. „Als ich 1977 eingetreten bin, hätte ich niemals gedacht, dass ich heute hier vorne stehe“, sagte er. Ende der 80er Jahre baute man ein neues Gerätehaus – direkt neben dem Neubau der Turnhalle.

Noch gut in Erinnerung ist die Zeit vom Mai bis September vergangenen Jahres, als der Löschbezirk wegen des Anbaus an der Grundschule zur Firma Vural „ausgelagert“ wurde. „Dies konnte nur mit viel Mühe, Engagement und Liebe zur Feuerwehr gestemmt werden“, lobte Elz. Zudem erinnerte er an einige Großbrände, unter anderem an den Brand des Holzlagers der Firma Paffmann oder den der Lagerhalle der Firma Eismann im Katzental, wo man mehr als zwei Tage im Einsatz war. Die 27 aktiven Scheidter Kameraden haben eine Gesamtfläche von acht Quadratkilometern zu betreuen; 3,5 davon entfallen auf Waldgebiet.

Thomas Quint, Vorsitzender des Feuerwehrverbandes für den Regionalverband, fungierte als Schirmherr und erinnerte daran, dass die Einsatzzahlen seit Jahren im Anstieg sind, auch wegen der Starkregen mit Überflutungen. Man habe zwar derzeit noch rund 11 000 Kameraden im Saarland, dennoch warnte er: „Es ist fast nicht mehr zu leisten.“ Gerade die Nichtverfügbarkeit für die Tagesbereitschaft bereite erhebliche Sorgen. Sehr kritisch appellierte er an die Politik, das Ehrenamt stärker zu würdigen. Das könne beispielsweise über eine Extra-Rente für die Feuerwehrleute geschehen.

Landesbrandinspekteur Timo Meyer wollte es nicht ganz so „dunkel malen“, sagte aber ebenfalls, dass manche Wehren bereits jetzt in der Halbjahres-Statistik über den Zahlen einer normalen Jahres-Statistik liegen würden. Seinen Dank sprach er an die Kameraden aus, die zu Unwetter-Einsätzen ausrückten, obwohl sie selbst zu Hause Schlamm wegschaufeln mussten. Ehrenwehrführer und Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz erinnerte sich daran, dass er selbst beim Brand am heutigen Regitz-Standort seinen ersten Einsatz hatte und dort zum ersten Mal auf der Drehleiter stand. Zudem spendete er – 112 Euro.

Neben dem Austausch von Erinnerungen und dem Ausblick auf noch Folgendes wurde natürlich auch gefeiert. So untermalten unter anderem die Bläserklasse der Gemeinschaftsschule Dudweiler und Katharina Zwiener am Klavier die Festivität musikalisch. Der Nachwuchs durfte bei einer Übung auf dem Schulhof sein Können zeigen. Die Aktiven zeigten eine Schauübung mit Innenangriff und Menschenrettung.

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