Ton als Alternative zu Salz für Endlager?

Mainz. Wo künftig ein atomares Endlager entsteht, könnte sich vielleicht in Mainz entscheiden. Am Institut für Kernchemie der Universität testet der Wissenschaftler Tobias Reich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums Gesteine auf ihre Tauglichkeit für ein Endlager

 Tobias Reich, Leiter des Instituts für Kernchemie, zeigt eine Bohrprobe des Tongesteins. Foto: Erichsen/dpa

Tobias Reich, Leiter des Instituts für Kernchemie, zeigt eine Bohrprobe des Tongesteins. Foto: Erichsen/dpa

Mainz. Wo künftig ein atomares Endlager entsteht, könnte sich vielleicht in Mainz entscheiden. Am Institut für Kernchemie der Universität testet der Wissenschaftler Tobias Reich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums Gesteine auf ihre Tauglichkeit für ein Endlager. Im Verbund mit sieben anderen Forschungseinrichtungen soll die Mainzer Uni helfen, eine Alternative zu den Salzstöcken in Gorleben und anderswo zu finden. Für den von Bund und Ländern erstellten Fahrplan zur Endlagersuche ist die Frage nach einem geeigneten Gestein unverzichtbar.Im Labor untersucht Reich die Ausbreitung radioaktiver Stoffe in Tongestein. Dafür spannen die Wissenschaftler eine kleine Tonstein-Scheibe in einen Metallzylinder, durch einen dünnen Schlauch wird radioaktives Wasser zugeleitet. Nach einiger Zeit messen die Forscher, wie weit die radioaktiven Stoffe in den Ton vorgedrungen sind. Ihre Experimente haben ergeben, dass Plutonium und Neptunium im Ton nur sehr langsam vorwärtskommen. Zudem macht der Ton das radioaktive Material schwerer löslich, was seine Ausbreitung zusätzlich erschwert. Zum Einschließen der gefährlichen Stoffe wäre Ton demnach gut geeignet. Auch für den Experten für Nukleartechnik und Anlagensicherheit am Öko-Institut Darmstadt, Gerhard Schmidt, hat Ton Vorteile. Jedoch gebe es weder das perfekte Endlager noch das perfekte Wirtsgestein. So leite Ton Wärme weniger gut als Salz, was wegen der Hitze des radioaktiven Abfalls von Nachteil sei. Auch hätten Ton und Tonstein-Formationen je nach Standort unterschiedliche Eigenschaften. Reich arbeitet mit Opalinus-Ton aus der Schweiz, wie man ihn auch in Süddeutschland findet. Gern hätte er Ton aus Deutschland verwendet, erklärt Reich. Dann hätte aber der Eindruck entstehen können, dass damit eine Vorauswahl für einen neuen Endlager-Standort getroffen würde.

Auch im lothringischen Bure wird in einem Untertagelabor seit 1999 Tongestein als Alternative zu Salz-Endlagern untersucht. Die Ergebnisse sollen Ende 2012 vorgestellt werden. dpa/red

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