Wirtschaft im Wandel Wirtschaftsministerin sah sich bei Globus um

St. Wendel · Auf ihrer Digitalisierungs-Tour machte Anke Rehlinger in St. Wendel Station. Dabei ging es um den Wandel in der Arbeitswelt.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD, Mitte) machte auf ihrer Digitalisierungs-Tour auch bei Globus in St. Wendel Station. Dort unterhielt sie sich mit Betriebsrätin Petra Kunzer, Gesamtbetriebsrat Volker Bohr, Betriebsratsmitglied Monika Di Silvestre sowie Ver.di-Vertreter Andreas Wiese über die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auch im Einzelhandel (von links).

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD, Mitte) machte auf ihrer Digitalisierungs-Tour auch bei Globus in St. Wendel Station. Dort unterhielt sie sich mit Betriebsrätin Petra Kunzer, Gesamtbetriebsrat Volker Bohr, Betriebsratsmitglied Monika Di Silvestre sowie Ver.di-Vertreter Andreas Wiese über die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auch im Einzelhandel (von links).

Foto: Thorsten Grim

Vernetzte Wertschöpfungsketten, zielgerichtete Daten-Auswertungen und optimierte Arbeitsprozesse. Eine höhere Effizienz ist die Triebfeder der durchdigitalisierten Arbeitswelt. Die wird mit 4.0 beziffert und steht nicht mehr vor der Tür. Vielmehr ist die digitale Revolution längst eingetreten, wird das Arbeitsleben der Menschen bereits branchenübergreifend umgekrempelt. Auch den Einzelhandel und dessen Beschäftigte verschont der rasante Wandel nicht, wie beim Besuch der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) im Globus St. Wendel deutlich wurde. Gemeinsam mit Vertretern des Ver.di-Landesbezirks Rheinland-Pfalz/Saarland ist die Ministerin derzeit unterwegs, um sich in saarländischen Betrieben selbst ein Bild davon zu machen, was der Wandel in der Arbeitswelt für die Belegschaft bedeutet.

Rund 700 Beschäftigte arbeiten nach Angaben Volker Bohrs, Gesamtbetriebsrat bei Globus St. Wendel, an diesem Standort. Und auch dort verändert die Digitalisierung die Arbeit. Das hat positive Effekte, birgt aber auch Risiken.

Das auch für Globus-Kunden deutlich sichtbare Signal einer Zeitenwende im Einzelhandel ist das vor rund eineinhalb Jahren eingeführte Bezahlsystem Scan & Go. Dabei erfassen Kunden den Strichcode eines Artikels, ehe dieser in den Einkaufswagen wandert, mit einem Scanner selbst. Nach dem Einkauf geht es zu einer speziellen Kassenzone mit Bezahlstation. Hier wird die Kundenkarte, auf der die Einkäufe registriert wurden, gescannt. Hernach wird in bar oder per Kreditkarte bezahlt. Damit soll das Schlangestehen an der Kasse der Vergangenheit angehören, was ein schöner Effekt ist. Jedoch: Damit Scan & Go funktioniert, müssen sich Kunden mit ihren persönlichen Daten für eine Globus-Kundenkarte registrieren lassen. Damit kann zumindest theoretisch das Kaufverhalten eines jeden Einzelnen durchleuchtet werden – was, mit entsprechenden Algorithmen durchleuchtet, wiederum Rückschlüsse auf andere Bereiche zulässt. Für die Belegschaft war das jedoch nicht die Hauptsorge.

„Es gab Befürchtungen, dass mit der Einführung des neuen Bezahlsystems Arbeitsplätze verloren gehen“, berichtet Betriebsrätin Petra Kreuzer. „Das hat sich zum Glück bislang aber nicht bestätigt“, erklärt sie der Ministerin. Zwar seien originäre Kassen-Arbeitsplätze tatsächlich abgebaut worden, jedoch ohne Kündigungen. „Entlassen wurde deshalb niemand“, sagt Gesamtbetriebsrat Bohr, „aber nicht jede frei werdende Stelle wurde wieder eins zu eins besetzt.“ Auch gab es Verschiebungen – weg von der Kasse, hin zu anderen Aufgaben. „Man braucht auch bei Scan & Go Mitarbeiter, die die Augen offen halten, den Kunden helfen und schauen, dass ihnen bei dem neuen System keine Fehler unterlaufen.“

Doch Scan & Go ist nur ein kleiner Teil des Digitalisierungsprozesses im Einzelhandel. Die meisten Neuerungen bekommen die Kunden zunächst einmal gar nicht mit, weil sie interne Arbeitsabläufe betreffen. Hier ist zuvorderst die Mobile Datenerfassung (MDE) zu nennen. Barcodelesegeräte vereinfachen die Arbeit und ermöglichen es, ein Lager besonders effizient zu nutzen. Kurz gesagt vereinfachen sie die Arbeit. Und tragen somit die Gefahr in sich, dass die Tätigkeit selbst entwertet wird. Zudem ist es möglich, zu erfassen, wer wann wo und wie schnell arbeitet – oder auch eben nicht. Die Vernetzung macht sämtliche Schritte von Mensch und Maschine speicher- und kontrollierbar. „Ich habe ja nichts dagegen, wenn in der Lagerhaltung durch solche Geräte die Effizienz erhöht wird“, sagte dazu Rehlinger. Wenn aber die gewonnen Daten personalisiert würden und der Chef anhand dieser sehen könnte, „dass Mitarbeiter A montags immer bisschen länger für die Arbeit braucht“, fände sie das nicht gut. „Wir achten als Betriebsrat sehr intensiv darauf, dass die Daten nicht personenbezogen erfasst werden“, unterstrich Bohr.

„Gehen Mitarbeiter unter dem Strich zu sorglos mit ihren Daten um?“, wollte Rehlinger wissen. Bohr fasst die Antwort zusammen: „Ja, das ist ein Problem.“ Doch Globus leistet sich wie inzwischen viele Unternehmen einen Datenschutzbeauftragten, der eingreift, wenn es nötig ist. Wie Bohr berichtet, gibt es darüber hinaus eine „Gesamtbetriebsvereinbarung IT“. Die sei so ausgestaltet, „dass jetzt nicht für jede Neuerung eine neue Regelung getroffen werden muss, sondern die bestehende Vereinbarung deckt das gesamte Spektrum ab und wird bei Bedarf lediglich um ein Zusatzvereinbarung ergänzt. Datenschutz ist Globus wichtig.“

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