Kunst Kunstobjekt strandet am Bostalsee

Bosen · Teilnehmer eines Kunst-Workshops wollen mit Boots-Skulptur an Themen wie Flucht und Frieden erinnern.

 Ein neues Kunstwerk ist am Bostalsee gestrandet. Das Boot an seinem Liegeplatz.

Ein neues Kunstwerk ist am Bostalsee gestrandet. Das Boot an seinem Liegeplatz.

Foto: Frank Faber

Am Bostalsee ist ein Boot auf dem Gelände hinter dem Kunstzentrum Bosener Mühle gestrandet. Die Plastik wird nun an ihrem Liegeplatz verwittern und zur Natur zurückgeführt. Unter Leitung des Saarbrücker Künstlers Martin Steinert haben acht Workshopteilnehmer von Anfang Januar bis Mitte März eine raumgreifende Holzskulptur aus profanen Dachlatten kreiert. Das Boot greift die Themen Frieden und Verständigung, Flucht und Lebensweg auf und erlaubt eine Rückbesinnung zur dringenden Botschaft der Straße der Skulpturen – die stetige Arbeit für den Frieden.

„Es war eine Arbeit mit ungewissem Ausgang“, erklärt die St. Wendeler Museumsleiterin und Workshopteilnehmerin Cornelieke Lagerwaard. Seit mehreren Jahren entwirft und fertigt der freischaffende Bildhauer Steinert Holzinstallationen im öffentlichen Raum. „Zu Beginn des Workshops mit zuvor unbekannten Menschen habe ich mich schon gefragt, ob sie schon einmal eine Schraube in ein Stück gedreht haben“, berichtet Steinert. Ohne Vorgabe, ohne Bauplan und der Vorstellung, was eigentlich entstehen soll, haben sich die Workshopteilnehmer kennengelernt. „Lasst uns doch ein Boot bauen“, hat die Tholeyer Künstlerin Heidrun Günther die zündende Idee in die Runde gerufen.

Portionsweise karrt Steinert dann die Dachlatten aus Saarbrücken an. „Im Atelier und an kalten Wintertagen draußen im Schnee haben wir die Plastik aufgebaut“, sagt Steinert. Mehr als eine Tonne Holz ist dabei verarbeitet und verschraubt worden. „Das Material wird mit der Zeit verfallen. Die Plastik ist also im Gegensatz zu den vielen steinernen Skulpturen des von Leo Kornbrust in den 1970er-Jahren injizierten Projekts temporär ausgerichtet“, verdeutlicht Steinert seine Intension.

Die Skulpturen der Straße der Skulpturen, so Lagerwaard, bilden nach all den Jahren einen so selbstverständlichen Teil unseres Umfeldes, dass man sie nicht mehr wahrnimmt. „Um die grundlegende Bedeutung der Skulpturenstraße wieder ins kollektive Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, organisieren wir zum Projekt Straße der Skulpturen-Reloaded eine Reihe von Workshops“, so Lagerwaard.

Mit der Fertigstellung des Kunstwerkes, teilt der Vorsitzende des Kunstzentrums Bosener Mühle, Christoph M Frisch, mit, sei nun der Anfang für ein größeres Projekt gemacht worden. „Auf dem Gelände neben der Bosener Mühle soll ein Kulturgarten mit naturnahen Themen entstehen“, verrät Frisch. Dazu seien weitere Mitmachaktionen geplant, wobei sich verschiedene Interessengruppen begegnen sollen. „Ich hätte das Kunstzentrum deshalb gerne unter dem Begriff Kulturzentrum gesehen“, meint Frisch. Damit möchte er eine rein in Richtung Kunst etikettierte Barriere in der Öffentlichkeit abbauen, sich der kulturellen Vielfalt öffnen und widmen, um gleichzeitig das Spektrum der Bosener Mühle erweitern zu können.

Bildhauer Steinert war der erste Künstler, der innerhalb des Kulturprogramms „steinreich“ der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (KulanI) im Jahr 2018 die Skulpturenstraße in St. Wendel in den öffentlichen Fokus gerückt hat. Das Boot ist jederzeit an seinem Liegeplatz in Nähe der Bosener Mühle zu besichtigen.

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