Tin-Yu Liu und Luisa tauschen die Seiten der Welt Vom Saarland nach Taiwan und umgekehrt

St. Wendel. Vom Flughafen Frankfurt am Main wird sie zwölf bis 13 Stunden unterwegs sein, um das Ziel Taipeh zu erreichen. Ein Jahr lang wird Luisa in Taiwan die Schulbank drücken. "Mein wichtigstes Ziel ist, die Lebensart und die Sprache kennen zu lernen", sagt die junge Frau wenige Tage vor dem Start im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung

St. Wendel. Vom Flughafen Frankfurt am Main wird sie zwölf bis 13 Stunden unterwegs sein, um das Ziel Taipeh zu erreichen. Ein Jahr lang wird Luisa in Taiwan die Schulbank drücken. "Mein wichtigstes Ziel ist, die Lebensart und die Sprache kennen zu lernen", sagt die junge Frau wenige Tage vor dem Start im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Das gleiche Ziel, aber in Deutschland, hat die 15-jährige Ting-Yu Liu aus Taipeh (Taiwan). Denn beim Rotary-Schüleraustausch gehört es zu den Regularien, dass ein entsendender Club auch seinerseits einen Schüler - möglichst aus dem Gastland - bei sich aufnimmt. Die junge Taiwanerin ist bereits seit einigen Tagen in Deutschland und besucht für ein Jahr die neunte Klassenstufe des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel. Zu Gast ist Ting-Yu für jeweils vier Monate bei den Rotariern Helmut Zimmer in St. Wendel, Astrid Mühlböck in Nohfelden und Armand Ehr in Ottweiler und deren Familien, die allesamt Mitglieder im RC St. Wendel-Stadt sind. Für die ersten Tage haben Jürgen und Martina Hermann und ihre Familie die Jugendliche aufgenommen. Hermann, der auch der Clubbeauftragte für das Austauschprogramm und den Jugenddienst ist, erläutert: "Der rotarische Schüleraustausch dient dem wichtigsten Ziel von Rotary International, das Verständnis der Völker untereinander zu fördern." Dabei sei es wichtig, dass die Austauschschüler das gastgebende Land, seine Bevölkerung mit ihren Lebensgewohnheiten und ihrer Kultur kennen lernen und zugleich über ihr eigenes Heimatland berichten. Damit stehen auch Sprache lernen und der regelmäßige Schulbesuch ganz oben auf der Liste der Ziele. Ein wichtiger Bestandteil, so Hermann, sind aber auch teils mehrwöchige Exkursionen im Aufenthaltsland. Bewerben können sich übrigens alle Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 18 Jahren bei den Jugenddienstbeauftragten der jeweiligen Rotary-Clubs. Immerhin 21 Länder stehen zurzeit zur Wahl. Vom Saarland nach TaiwanBei Luisa Kirsch ist die Wahl zwischen Thailand und Taiwan gefallen. "Ich habe mich für Taiwan entschieden, weil ich lieber Chinesisch lernen möchte. Das ist eine Weltsprache mit vielen Möglichkeiten", unterstreicht Lusia. Sie freut sich schon auf die avisierte "Around the Island Tour", die von der Meeresküste bis zum schneebedeckten Gebirge führt. Drei ihrer Gastfamilien wohnen in der Stadt Taipeh. Das vierte Quartal wird Luisa Kirsch auf der Insel Kimnen wenige Kilometer vor der Küste des Festlandes verbringen. Luisa hat sich gut informiert und alle Möglichkeiten der modernen Kommunikation genutzt. Mit ihr werden zeitgleich sieben weitere "Outbounds", so heißen die entsandten Austauschschüler im Rotary-Slang, aus Deutschland und eine Austauschschülerin aus Frankreich in Taiwan sein. Über Facebook haben die jungen Leute schon Kontakt aufgenommen, und auch die ersten Treffen im Land sind schon abgesprochen. Als Gastgeschenk nimmt Luisa Fotos und Bilder und natürlich auch den Wimpel des Rotary-Clubs aus St. Wendel-Stadt mit, um ihre Heimat Deutschland und das Saarland den Gasteltern zeigen zu können. Auch ein ganz persönliches Fotoalbum von den Kindheitstagen und der Familie gehört zum Gepäck. Und gegen Heimweh? "Inzwischen habe ich bei Oma, Opa, Mama, Papa Webcams installiert und allen gezeigt, wie man die bedient, damit wir uns regelmäßig online sehen können", gesteht Luisa. Und ein wenig verschämt gibt sie zu: "Ich habe auch ein Kuschelkissen und ein Kuscheltier eingepackt." In einem Internet-Blog will sie alle Eindrücke dokumentieren. Und Ting-Yu? Die spricht sehr gutes Englisch aber kaum Deutsch. Deshalb organisiert der Rotary-Distrikt für diesen Durchgang gleich zu Beginn in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz einen zweiwöchigen Intensivkurs in Deutsch und unterstützt Sprachkurse. Geplant sind für Ting-Yu und die weiteren "Inbounds", das sind die Gastschüler hier, unter anderem Ende Oktober eine Reise nach Berlin, Mitte Dezember eine Skifreizeit in den Alpen und von April bis Mai eine Europatour. ww

HintergrundDer Austausch dient der Völkerverständigung. Die Schüler sollten in der Reisezeit zwischen 16 und 18 Jahre alt sein. Bewerben kann man sich bei jedem Rotary-Club und dessen Jugenddienstbeauftragten. Die Kosten für Hin- und Rückreise, Versicherungen und einen Beitrag für organisatorische Maßnahmen tragen die Eltern. Der Aufenthalt selbst inklusive Taschengeld wird vom gastgebenden Rotary-Club finanziert. Exkursionen und Freizeiten werden bezuschusst, sind aber im Wesentlichen von den Eltern zu bezahlen. Untergebracht ist der Austauschschüler bei Gastfamilien von Rotary-Mitgliedern. ww

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