Film Mit jedem Gedicht ein zufriedener Mensch

Hasborn · Gabi Heelen Bollinger hat dem Hasborner Lyriker Johannes Kühn ein filmisches Denkmal gesetzt. Am 6. Januar ist es im SR zu sehen.

 Johannes Kühn mit dem Filmteam. Von links: Markus Friedmann, Klaus Hennrich, Gabi Heelen Bollinger, Johannes Kühn und Fabian Hank

Johannes Kühn mit dem Filmteam. Von links: Markus Friedmann, Klaus Hennrich, Gabi Heelen Bollinger, Johannes Kühn und Fabian Hank

Foto: Marion Schmidt

Am dritten Februar feiert der Hasborner Lyriker Johannes Kühn seinen 85. Geburtstag. Anlass für Filmemacherin Gabi Heelen Bollinger – eine bekennende Verehrerin Kühns –, ihm ein Denkmal zu setzen. Der tiefen Verbundenheit des Dichters zu seiner Heimat war es geschuldet, dass die Premiere des Films Ende November vergangenen Jahres in der Kulturhalle in Hasborn gezeigt wurde. Nachbarn, Bekannte und Literaturfreunde aus dem ganzen Saarland kamen in Scharen und zeugten von Kühns Popularität.

„Das St. Wendeler Land wird in seinen Gedichten zum Ort des universellen Geschehens. Für den Saarländischen Rundfunk (SR) ist Johannes Kühn in dreifacher Hinsicht ein Glücksfall. Er ist an sich schon eine Nachricht wert, denn er ist prominent und wird in Literaturkreisen als Weltstar gefeiert. Was er tut, ist unserem Tun beim Rundfunk nicht ganz unähnlich. Wir fühlen uns ihm als kreative Schreibende seelenverwandt. Und er erzählt das Saarland von innen heraus und schreibt auf, war für allerorten gilt“, bemerkte SR-Intendant Thomas Kleist bei seiner Begrüßungsrede.

Gabi Heelen Bollinger, deren Leidenschaft die Produktion von Künstlerporträts ist, hat im Mai vergangenen Jahres mit ihrem Team den Dichter in seinem Heimatort besucht und in seinem Tagesablauf begleitet. Entstanden ist der 30-minütige Film „Papier, Stift, Kaffee und Zigarren – Der Dichter Johannes Kühn“. Ein einfühlsames Künstlerporträt, das den Zuschauern diesen großen saarländischen Dichter facettenreich näherbringt. Mit leisen Tönen und behutsam porträtiert die Filmemacherin den Dichter in lyrischen Bildern, Gedichten und Gesprächen mit wichtigen Weggefährten. Sie zeigt Kühn beim Schreiben im Gartenhaus, bei seinen Spaziergängen durch das Dorf, im Gasthaus Huth. Wichtige Weggefährten wie seine Freunde Irmgard und Benno Rech, der französischen Literaturwissenschaftler Jean-Pierre Lefebvre und Michael Krüger, der ehemalige Leiter des Carl Hanser Verlages, kommen zu Wort und heben die literarische Bedeutung des Hasborner Dichters hervor.

Seine Werke bestimmen den Rhythmus des Filmes. „Wieder einmal habe ich verstanden, dass man für große Ideen wie für gute Gedichte, nicht die große weite Welt benötigt. Das Dorf Hasborn mit seinen Menschen, die umliegenden bewaldeten Hügel, die Natur, das Dorfgasthaus bieten dem Dichter genug zum Dichten“, sagte Gabi Bollinger. „Da, wo die Kirche noch mitten im Ort steht, entsteht Weltlyrik“, heißt es zu Beginn des Film. Darin zu sehen ist auch, wie Johannes Kühn vormittags mit Arbeitstasche und Hut zu seinem Stamm-Gasthaus Huth in Hasborn spaziert. Dort trifft er etwa viermal wöchentlich seine langjährigen Weggefährten, Freunde und literarischen Berater Benno und Irmgard Resch.

Ein Erzähler führt durch den Film. Immer wieder meldet sich Johannes Kühn selbst zu Wort: „Wenn ich nicht dichte, bin ich unglücklich. Ich bewahre die Natur, indem ich sie schildere. Die Natur erlöst mich aber auch von dem Haus.“ Diese Natur erkundet er auf zahllosen Wanderungen und Spaziergängen rund um Hasborn und konserviert sie in seinen Gedichten. „Ich habe kein großes Leben gelebt, eher wie die Ameise im Abseits“, heißt es weiter.

Seit 1993 schreibt Johannes Kühn beinahe täglich drei Gedichte, die er mit seinen literarischen Beratern, dem Ehepaar Resch, bespricht. Der Film streift auch Stationen aus Kühns Kindheit. Etwa seine Schulzeit im Missionshaus in St. Wendel, wo auch die Wurzeln seiner tiefen Freundschaft zu Benno Resch liegen. Hier dichtete er im Alter von 14 Jahren hinter den hohen Mauern seine ersten Verse. „Ich bin mit jedem Gedicht ein zufriedener Mensch“, erklärt Kühn in Bollingers Film.

Bei der Premiere in Hasborn lobte Kühn die Filmschaffenden: „Ich habe gedacht, dass der Film im Dörflichen verkommt, aber das ist nicht geschehen.“ SR-Moderator Peter König, beeindruckt von der Fähigkeit des Dichters, auf Kommando aus einem Stichwort ein Gedicht zu schreiben, motivierte den Dichter, aus dem Stegreif und live ein Gedicht über den Abend in der Kulturhalle zu schreiben. In Windeseile entsprang der Feder Kühns ein Gedicht, mit dem er die gelungene Arbeit der Filmemacherin Bollinger würdigt und seinen Respekt ausdrückt.

Kühn beteuerte, er habe selbst nie an einen kometenhaften Aufstieg geglaubt. „Während meiner Schulzeit haben die Padres im Missionshaus das Dichten geduldet, aber nicht für wichtig empfunden. Mittlerweile dürften sie auch von meinen Gedichten gehört haben“, verriet er und schmunzelte. Mit der Lyrik sei er besser befreundet als mit der Prosa: „Prosa muss ein gefälliges Thema haben. Bei der Lyrik ist es so, man beginnt und hört auf.“ Und wie geht es in Zukunft weiter? „Morgen werde ich womöglich wieder drei Gedichte schreiben“, stellte Kühn zum Ende der Premiere fest.

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