Konzert Jazz-Zauber im Reich der Kontraste

St. Wendel · Sanfte, leise Klavierklänge, aber auch kraftvolle Musik kennzeichnete die Eröffnung der 27. Internationalen Jazztage in St. Wendel.

 Auftakt zu den 27. Internationalen Jazztagen in St. Wendel: Die Fromation Daau ist im Hurhaus Harschberger Hof aufgetreten.

Auftakt zu den 27. Internationalen Jazztagen in St. Wendel: Die Fromation Daau ist im Hurhaus Harschberger Hof aufgetreten.

Foto: Eva Backes

Sanfte, leise Klavierklänge tönen durch den Konzertsaal des Kurhauses Harschberg. Rund 120 Besucher lauschen gespannt den Spielkünsten des Pianisten Bernd Mathias beim Eröffnungskonzert der 27. Internationalen St. Wendeler Jazztage vom Jazzförderkreis St. Wendel und der Kreisstadt St. Wendel. Viele schließen dabei die Augen und bewegen den Kopf entspannt im Takt der Musik. So auch Besucherin Vera Maas. „So kann ich die Musik besser fühlen“, erklärt die Ludwigsthalerin. „Bernd Mathias spielt einfach wunderschön. Seine Improvisationen sind auch beeindruckend“, schwärmt Maas.

Auf dem Programm des saarländischen Musikers, der an der Hochschule für Musik in Saarbrücken studierte, steht ein Querschnitt seiner Kompositionen der vergangenen 25 Jahre. Er gibt sowohl impressionistische und moderne Jazzstücke als auch meditative Elemente der Minimalmusik zum Besten und hält dabei Emotionalität und Ausdruckskraft hoch. Das Stück „Für Joachim“ hat er beispielsweise für einen guten Freund komponiert und überzeugt dabei mit einer besonderen Technik. Er nutzt die Spielweise des „präparierten Klaviers“. Dabei legt er einen Gegenstand auf die Saiten, sodass die Töne plötzlich interessant verfremdet klingen.

„Wir sind froh, dass wir einen solchen Pianisten beim Festival mit im Boot haben. Und warum immer nur auf internationale Künstler zurückgreifen, wenn wir in der Region auch solche Talente haben“, sagt Festivalleiter Ernst Urmetzer. Denn bei den 27. St. Wendeler Jazztagen versuche man, neben europäischen Spitzenmusikern aus neun Ländern auch regionale Künstler zu integrieren.

Das Motto der Jazztage lautet „Kontraste“. Bei jedem der insgesamt fünf Konzerte stehen sich Projekte inhaltlich oder formal kontrastiv gegenüber. So auch beim Eröffnungskonzert. Denn neben Bernd Mathias tritt auch die belgische Band Daau – Die anarchistische Abendunterhaltung auf.

Die vier Musiker spielen experimentelle Musik, die sich aus Elektropop, Punk, Klezmer, osteuropäischer Volksmusik, Tango, Klassik und Jazz zusammensetzt. Roel van Camp beherrscht das Akkordeon, Han Stubbe die Klarinette, Hannes d’Hoine den Kontrabass und Jeroen Stevens Schlagzeug und Marimba. Die Besucher stampfen mit den Füßen mit, als kraftvolle Klänge zu hören sind. Parallel dazu werden verschiedene Videosequenzen auf eine Leinwand projiziert.

Besonderer Höhepunkt bei einigen Liedern sind musikalische Verzerrungen, die immer im Kontrast zu ruhigeren Liedpassagen stehen. „Und genau dafür haben wir mit diesem Konzertsaal im Kurhaus die perfekte Akustik“, sagt Urmetzer. Denn vor zwei Jahren hat Bernhard Wasmund ein besonderes Raumkonzept entwickelt. Absorberplatten und Holzteile, die künstlerisch an den Wänden befestigt sind, tragen ebenso zu einem ausgewogenen Klang bei wie in die Decke eingelassene Holzlamellen, die je nach Musikrichtung verstellbar sind. „Der Klang ist toll“, lobt auch Besucherin Vera Maas.

 Pianist Bernd Mathias beim Auftaktkonzert  .

Pianist Bernd Mathias beim Auftaktkonzert .

Foto: Eva Backes

Auch das weitere Programm der Jazztage verspricht Abwechslung. Am Freitag, 15. September, spielen Ketil Bjornstad sowie das „Andreas Schaerer & Arte Quartett“ um 20 Uhr, am Samstag, 16. September, „Jasper van’t Hof – Tony Lakatos“ und „Phronesis & HR-Bigband“ um 20 Uhr, am Sonntag, 17. September, „Jazz for kids: Panama-Ensemble“ mit Krimi-Musical „Käse in New York“ um 11 Uhr sowie die „Big Band Urknall feat. Gilad Atzmon“ um 18.30 Uhr.

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