Vitrinenwand in Oberthal präsentiert Ein Stück neue und alte Geschichte hinter Glas

Oberthal · Vitrinenwand an der Imweiler Wies soll Kommunikationspunkt in Oberthals Ortsmitte werden. Wechselnder Inhalt geplant.

 Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch, stellvertretende Projektleiterin Esther Degen, Werner Rauber, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Oberthal und Landschaftsarchitekt Luca Kist.

Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch, stellvertretende Projektleiterin Esther Degen, Werner Rauber, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Oberthal und Landschaftsarchitekt Luca Kist.

Foto: Evelyn Schneider

Regen prasselt gegen die Scheiben der neu gestalteten Vitrinenwand, als Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch (CDU) diese präsentiert. Irgendwie passend, hat doch die Geschichte des Großprojekts Imweiler Wies viel mit Wasser zu tun. Das hat sich in der Vergangenheit in rauen Mengen bei Hochwassereignissen angestaut, Keller der umstehenden Häuser überflutet. So begannen die Planungen einst mit dem Sicherheitsgedanken, wie Rausch erinnert. Noch kurz vor Baubeginn 2018 war die Fläche in Oberthals Ortsmitte überflutet worden, die Feuerwehr im Einsatz. „Inzwischen ist eine tolle Anlage entstanden“, so Rausch. Diese vereint einen Hochwasserschutzdamm mit einem Erlebnis-Spazierweg und einem Wassergarten.

Gegenüber von letzterem sind drei Schaukästen in eine mit Naturholz verkleidete Wand eingebaut. Sie präsentieren aktuell die Geschichte des Großprojekts Imweiler Wies, das wiederum mit einem farblichen Akzent an die Historie des Ortes erinnert. Bestückt hat sie Esther Degen vom Büro Dutt + Kist in Saarbrücken. Die Landschaftsarchitekten sind  mit der Gestaltung der Imweiler Wies beauftragt worden, hatten zuvor mit ihren Ideen in  einem Wettbewerb der Gemeinde überzeugt. „Ich bin 2015 in das Büro gekommen und wurde mit dem Projekt Imweiler Wies betraut“, blickt Esther Degen zurück. Es sei wie ein Kind für sie. Daher habe sie auch die Aufgabe übernommen, die Vitrinen erstmals mit Inhalt zu füllen. Tatkräftige Unterstützung hatte sie dabei vom Verein für Geschichte und Heimatkunde Oberthal. „Ich konnte auf dessen Fundus zurückgreifen.“ Fenster Nummer eins ist mit „Oberthal und der Rötel“ überschrieben. Zu sehen sind unter anderem Bilder von Malerin Gisela Schumann und etwas Rötelpulver. Auf das Mineral sind die Planer aufmerksam geworden, als sie nach einem Alleinstellungsmerkmal für Oberthal suchten. „Der Rötel war wie ein Geschenk“, sagt Degen. Dessen Bedeutung für die Gemeinde soll eine Grafik im Zentrum des Kastens veranschaulichen. „Diese haben wir neu produziert“, erläutert Degen. Die Karte zeigt die Wege auf, die Oberthaler Rötelkrämer einst genommen haben. Die Informationen über die Route zum Mittelmeer lieferte Vereinsmitglied Hermann Scheid, der ausführlich in Frankreich zu dem Thema recherchierte. Mit Esel- oder Pferdekarren seien die Rötelkrämer auch in Richtung Nordsee gezogen, ergänzt Werner Rauber, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Oberthal. Abgebaut worden sei der Rötel in den Regionen um Theley und Tholey, Grügelborn oder Hofeld-Mauschbach. Aber es seien die Oberthaler gewesen, die damit auf Handelstouren gingen.

Nicht nur eines der Vitrinen-Fenster erinnert an die Bedeutung der aus Ton, Kreide und Hämatit bestehenden Mineralfarbe. Sie zieht sich auch im wahrsten Sinne des Wortes wie ein roter Faden durch das Areal der Imweiler Wies. Oder wie ein rotes Band. Der etwa 700 Meter lange Radweg hat eine Gesamtbreite von drei Metern. 2,50 Meter sind asphaltiert, ein Streifen von 50 Zentimetern ist mit rechteckigen Steinplatten im Rötel-Ton gepflastert. Diese stammen aus einem Betonwerk aus Bayern. Besondere Aufmerksamkeit zieht das rote Band an jener Stelle auf sich, an der es in die Höhe ragt und so zum Landschaftsfenster wird. Ihm ist der dritte Schaukasten gewidmet. So bilden Rötel-Geschichte und die Idee, das Mineral in der  Landschaftsgestaltung einzusetzen, innerhalb der Vitrinenwand den Rahmen für das Fenster in der Mitte: Dieses informiert über das Großprojekt Imweiler Wies, Fotos dokumentieren die einzelnen Bauabschnitte.

„Wir verstehen die Vitrinenwand als Medium“, sagt Luca Kist, Mitinhaber des zuständigen Planungsbüros. Es sei ein Ort der Information, Kommunikation und letztlich auch der Identifikation. Die aktuelle Gestaltung der Schaukästen ist als Momentaufnahme gedacht. „Es soll Wechselausstellungen geben“, sagt Rausch. Vereine, Grundschule oder Kindergärten könnten die Vitrinenfenster bestücken. „Als nächstes Thema würde sich aber auch ein Blick auf die gesamte Ortskern-Entwicklung anbieten“, so der Verwaltungschef. Auf diesem Gebiet hat sich in Oberthal einiges getan. „In den zurückliegenden Jahren haben wir 14 Gebäude erworben und abgerissen“, nennt Stephan Junk vom Bauamt eine Zahl. Begonnen hat quasi alles 1996 mit der Eröffnung des Brühl-Zentrums. Sukzessive ist der gesamte Ortskern umgestaltet worden. „Alle Funktionen, die ein Hauptort braucht, sind im Zentrum Oberthals angesiedelt“, sagt Hugo Kern vom Planungsbüro Kernplan in Illingen und attestiert der Kommune eine „vorbildliche Entwicklung“.

Stolz ist die kleine Gemeinde jedenfalls auf das Großprojekt Imweiler Wies. Daher soll es bei dem bundesweiten Wettbewerb „Stadtgrün“ eingereicht werden, wie Kist verrät. Außerdem möchte der Landschaftsarchitekt die Imweiler Wies beim Architektentag im Juni vorstellen. „Es ist ein Vorzeigeprojekt.“

 Dieser Schaukasten beschäftigt sich mit „Oberthal und dem roten Band“.

Dieser Schaukasten beschäftigt sich mit „Oberthal und dem roten Band“.

Foto: Evelyn Schneider

Apropos vorstellen. Offiziell eingeweiht sind Damm, Radweg und Wassergarten noch nicht. Auch wenn die Spaziergänger die Verbindung zwischen Oberthal und Gronig bereits ganz selbstverständlich nutzen. Im Frühling soll das nachgeholt werden. Dann, wenn möglich, bei Sonnenschein und dem Plätschern des Wassers im Gartenteich.

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