Benefizkonzert in Gronig Hunderte Besucher rocken für Aaron

Gronig · Bei einem Benefizkonzert in Gronig treten acht Bands auf. Die 14-jährige Hauptperson des Abends feiert direkt vor der Bühne mit.

 Volles Haus, grandiose Stimmung beim Benefizkonzert „Loud for Aaron“ im Gasthaus Andler in Gronig.

Volles Haus, grandiose Stimmung beim Benefizkonzert „Loud for Aaron“ im Gasthaus Andler in Gronig.

Foto: Frank Faber

Alle für einen – oder besser gesagt: Hunderte für Aaron. Das Gasthaus Andler in Gronig platzt am Samstag bei der Benefizparty „Loud for Aaron“ (Laut für Aaron) beinahe aus allen Nähten. Und mitten im generationsübergreifenden Getümmel rockt Aaron Paul ab. Der 14-Jährige leidet an Muskeldystrophie des Typs Duchenne, wobei die Muskeln zunehmend schwächer werden. Mit dem Elektro-Rollstuhl ist der Teenager vor die kultige, erhöhte Bühne im Saal gefahren.

Die St. Wendeler Deutsch-Punkformation Muskelschwund eröffnet die Fete. Der Bandname hat hier eine besondere Relevanz – zwei der vier Musiker leiden an dieser Krankheit. Textlich geht es bei Muskelschwund um Konsumkritik, und die Musiker hauen den Nazis noch heftig einen auf den Deckel. „Über den Auftritt habe ich mich sehr gefreut“, sagt Aaron und lächelt. Auf dessen persönlicher Playliste steht übrigens die britische Mega-Rockband Queen ganz oben.

 Die Band Screaming for Vengeance bediente sich am Samstagabend aus dem umfangreichen Heavy-Metal-Fundus von Judas Priest.

Die Band Screaming for Vengeance bediente sich am Samstagabend aus dem umfangreichen Heavy-Metal-Fundus von Judas Priest.

Foto: Frank Faber

Als die Bliesener Singer-Songwriterin Lena Hafner später gefühlvoll ihre Pop- und Folknummern präsentiert, ist die Lokalität bereits rammelvoll. „Es ist einfach überwältigend, wie viel Betrieb hier ist. Mit so vielen Menschen habe ich nicht gerechnet“, wundert sich Aarons Papa Andreas.

 Die Lebensmusiker wollten nicht nur auf der Bühne rocken, sie spielten einfach inmitten der Menschenmasse.

Die Lebensmusiker wollten nicht nur auf der Bühne rocken, sie spielten einfach inmitten der Menschenmasse.

Foto: Frank Faber

Gronigs Ortschef Björn Gebauer (SPD) hat mit einer Zahl von 250 Besucher kalkuliert. Drei Stunden nach Beginn der Veranstaltung ist diese Zahl längst erreicht – und mehr. Gebauer ist sichtlich beeindruckt, sagt: „Es ist sauschön, dass so viele Menschen auch über die Gemeindegrenze hinaus dabei sind. Wir sind stolz auf diese Solidarität, einfach genial für Aaron, dass so viele Unterstützer gekommen sind.“ Es sei immens wichtig, dass es solch einen Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft gebe. Der Oberthaler Bürgermeister Stephan Rausch (CDU) verneigt sich vor den Einwohnern seiner Gemeinde: „Vor zwei Wochen in Steinberg-Deckenhardt nun in Gronig sieht man eindrucksvoll, wie eng unsere Gemeinde zusammensteht.“

Mit den irischen Klängen der Gruppe The Durty Nellys steigt derweil ratzfatz die Stimmung. Deren Gitarrist Ralf-Dieter Ost hat zusätzlich seinen Teil dazu beitragen, dass acht Sänger, Instrumentalisten und Bands auf die musikalisch abwechslungsreiche Besetzungsliste gekommen sind. Als Rausschmeißer geben The Durty Nellys den traditionellen Shanty „What shall we do with a drunken sailor“ zum Besten. „Alle angefragten Musiker waren sofort Feuer und Flamme, ohne Gage für Aaron zu spielen“, teilt Ansager und Lebensmusiker Marc Scherschel mit. Den Part der Überraschungsgäste übernimmt das Dudelsack-Duo mit Achim und Anita. „Wir hatten kurzen Kontakt mit den Leuten vor Ort und sofort gesagt, dass wir gerne mitmachen“, so Achim.

 Aaron (links) mit seinem Freund Mike Hargan. Der 14-Jährige und der schottische Sänger haben sich schon vor dem Konzert gekannt.

Aaron (links) mit seinem Freund Mike Hargan. Der 14-Jährige und der schottische Sänger haben sich schon vor dem Konzert gekannt.

Foto: Frank Faber

Derweil schnappt Aaron draußen vor dem Lokal frische Luft und unterhält sich mit dem schottischen Singer-Songwriter Mike Hargan. „Wir kennen uns schon“, freut sich Aaron beim Wiedersehen. Der Sänger aus Glasgow verspricht ihm, dass er als Erster sein neues Album in Händen halten wird. Mittlerweile hat Ost die Band gewechselt und zupft die Gitarre bei den Lebensmusikern. Das lebensbejahende Lied „Gib mir deine Hand“ hat Symbolcharakter für das Benefizkonzert. „Wir waren echt“ intonieren die Lebensmusiker inmitten der Menschenmenge im Saal.

„Loud for Aaron“ wird es mit dem Gig der Judas-Priest-Coverband Screaming for Vengeance, die, in Lederkluft mit Ziernieten gehüllt, den altehrwürdigen Heavy-Metal-Sound der britischen Formation präsentieren. Als Zugabe ordnen sie „Living after Midnight“ (Leben nach Mitternacht) an. Aarons Freund Mike Hargan gibt bei der Nachtschicht Gas. Seine Songs mit schottischem Akzent strahlen eine Mischung aus Melancholie, Wut und Hoffnung aus und haben was von The Gaslight Anthem oder Hot Water Music. Den akustischen Schlussakkord setzt das Covertrio No Gain.

Im Saal sind mehrere Spendenboxen für Aaron aufgestellt. Viele der gesponserten schwarzen T-Shirts mit der weißen Aufschrift „Helping Hands For Friends“ gehen für 15 Euro über den Ladentisch. Mit dem anfallenden Spendenbetrag wollen die Eltern das Badezimmer für Aaron rollstuhlgerecht umbauen. An diesem Abend hat die Familie Paul aber auch das Schicksal ihrer Mitmenschen in der Gemeinde Oberthal im Blick. Die Hälfte aus dem Erlös der T-Shirts wird sie an die Familie in Steinberg-Deckenhardt spenden, die durch einen Brand ihr Zuhause verloren hat.

Es gibt auch Spendenkonto Bank 1 Saar IBAN DE 57 5919 0000 0416 5920 12, Andreas Paul

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