Europäische Akademie „Mit Russland reden, reden, reden“

Otzenhausen · Deutsch-russisches Informationsseminar an der Europäischen Akademie in Otzenhausen.

 Junge Menschen aus Deutschland, Russland und Belgien trafen sich zu einem Informations- und Begegnungsseminar.

Junge Menschen aus Deutschland, Russland und Belgien trafen sich zu einem Informations- und Begegnungsseminar.

Foto: Sebastian Zeitzmann/EAO

Die Fernsehsendungen sind voll mit schlechten Nachrichten über das Riesenreich im Osten und unsere Beziehungen zu ihm. Unsere Kenntnisse über Russland reduzieren sich jedoch häufig auf Stereotype. Dabei habe die Russische Föderation viel mehr zu bieten, wie es in einer Pressemitteilung der Europäischen Akademie Otzenhausen (EAO) heißt. Gute Gründe für gute Nachrichten und eine positive Einstellung zu dem riesigen Staat gebe es viele. Die Frage sei, wie man sie vermittele. Die EAO versucht es seit nunmehr fast zehn Jahren mit einem Informations- und Begegnungsseminar junger Deutscher und gleichaltriger Russen.

Erstmals waren dieses Jahr auch Teilnehmer aus Belgien Teil der etwa 40-köpfigen Gruppe. In Otzenhausen lebten und arbeiteten sie fast zwei Wochen zusammen, teilten sich Zimmer, tauschten sich über ihre Traditionen aus und lernten von- und miteinander. Im Rahmen gemeinsamer Vorträge und Workshops erfuhren sie allerlei Wissenswertes über ihre Länder und die EU sowie die Beziehungen zueinander.

Sie diskutierten aktuelle Probleme und Herausforderungen. Und wenn, wie in diesem Jahr, auch eine gebürtige Ukrainern mit dabei war, konnte es auch mal hitzig werden – und doch blieben die jungen Menschen sachlich und offen für die Positionen der anderen. Auch bei umstrittenen Meinungen, zum Beispiel der Verteidigung der Sanktionen gegen Russland durch Deutschland wegen der Annexion der Krim und des Krieges im Osten der Ukraine.

Gemeinsam besuchten die jungen Teilnehmer die Gedenkstätte KZ Hinzert, das Schengen-Museum an der deutsch-luxemburgisch-französischen Grenze oder den Europarat in Straßburg. Und gemeinsam ließen sie es abends krachen, hörten Musik aus ihren Heimatländern, spielten Tischtennis und feierten, sofern es nicht auch außerhalb des Seminarraums Redebedarf gab.

Einen solchen gab es beispielsweise rund um die Russland-Gespräche im Saarbrücker Rathaus St. Johann. Zwei Teilnehmer aus Russland und Deutschland sowie zwei deutsche Wissenschaftler wagten einen Rückblick auf das vergangene Jahr in den gemeinsamen Beziehungen und gaben Prognosen für die kommenden zwölf Monate ab. Nach Einschätzung der Redner wird sich zumindest in diesem Zeitrahmen wenig zum Positiven ändern.

Ein großer Wunsch schien aber alle zu einen: Dass zwischen Russland, Deutschland, der EU und der NATO ein konstruktiver Dialog geführt wird. Das decke sich auch mit der offiziellen Position des Auswärtigen Amtes in Berlin, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der EAO: Mit Russland müsse man „reden, reden, reden“.

Die Teilnehmer werden den Dialog weiterführen: Die Deutschen und Belgier fliegen Ende Februar kommenden Jahres für eine Woche nach St. Petersburg. Dort werden sie ihre neuen russischen Freunde wiedersehen, Vertreter der Zivilgesellschaft treffen und eine Stadt kennenlernen, die sich bereits in diesem Sommer während der Fußball-WM vielen ausländischen Fans in positivem Licht präsentiert hat. Und so werde „hoffentlich der Trip im kalten Winter weitere Stereotype entkräften, Vorurteile abbauen und die Freundschaft vertiefen“, teilt die Pressestelle der Akademie in Otzenhausen mit.

 Im Saarbrücker Rathaus diskutierten zwei der Jugendlichen mit Professor Hans-Henning Schröder, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor und Forschungsgruppenleiter Russland/GUS der Stiftung Wissenschaft und Politik, Regina Heller vom Institut für Forschung und Sicherheitspolitik der Uni Hamburg. Die Moderation übernahm Sebastian Zeitzmann von der Europäische Akademie Otzenhausen.

Im Saarbrücker Rathaus diskutierten zwei der Jugendlichen mit Professor Hans-Henning Schröder, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor und Forschungsgruppenleiter Russland/GUS der Stiftung Wissenschaft und Politik, Regina Heller vom Institut für Forschung und Sicherheitspolitik der Uni Hamburg. Die Moderation übernahm Sebastian Zeitzmann von der Europäische Akademie Otzenhausen.

Foto: Sebastian Zeitzmann/EAO
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