In 86 Stunden von Paris nach Brest und zurück

Wallerfangen · Rauf aufs Rad und 86 Stunden lang kaum mehr vom Sattel. Bei Tag und Nacht fuhr Stefan Langhabel im August 1238 Kilometer von Paris nach Brest und zurück. Nun plant er auch im Kreis Saarlouis Fahrten über große Distanzen.

 Gemütlich ist die 1238 Kilometer lange Strecke von Paris nach Brest und zurück nur am Anfang. Der in Wallerfangen wohnende Stefan Langhabel fuhr sie in diesem Jahr innerhalb von 86 Stunden Tag und Nacht. Fotos: Johannes A. Bodwing

Gemütlich ist die 1238 Kilometer lange Strecke von Paris nach Brest und zurück nur am Anfang. Der in Wallerfangen wohnende Stefan Langhabel fuhr sie in diesem Jahr innerhalb von 86 Stunden Tag und Nacht. Fotos: Johannes A. Bodwing

Sie fahren die traditionsreiche Langstrecke Paris-Brest hin und zurück in knapp vier Tagen mit dem Rad. Alle vier Jahre bewältigen sogenannte Randonneure die 1238-Kilometer-Tour, die älter ist als die Tour de France.

Im Schnitt etwa 14 Stundenkilometer höre sich erst mal nicht viel an, sagt Stefan Langhabel entspannt zu Hause in der Drei-Marien-Straße in Wallerfangen . "Aber die fährt man Tag und Nacht in maximal 90 Stunden." Topleute schafften die Strecke in etwa der Hälfte der Zeit. Geschlafen werde in offiziellen Schlafstellen. Sei die Müdigkeit zu groß, werde auch mal auf einer Kreisverkehr-Insel geschlafen oder an der Bushaltestelle. Die Standardfrage unter den Fahrern laute: Welche Halluzinationen hast du denn gehabt? "Ich bin durch einen Kreisverkehr", berichtet Langhabel, "aber da waren keine orangefarbenen Lichter, sondern goldene Reiterstandbilder".

50 Stunden im Regen

Paris-Brest-Paris bewältigte er erstmals 2007. Nach der Ankunft habe er gedacht, nein, das reicht. Denn von 83 Stunden Gesamtzeit "waren 50 Stunden nur Dauerregen". Aber 2015 wurde die Versuchung zu groß. Warum es diesmal drei Stunden länger dauerte, erklärt Ehefrau Andrea Nicola mit "vier Platten, und dazu funktionierte die Gangschaltung nicht mehr richtig".

Das nagt an einem Randonneur. Deshalb ist für Langhabel die Tour 2019 "bereits gebongt". Dafür steigt er aber nicht Tag für Tag aufs Rad, sondern trainiert systematisch die enorme Ausdauerfähigkeit. Es gebe unterwegs keinen Servicewagen und keine Techniker. Für alles sorge man selbst, die nötige Verpflegung halte seine Partnerin bereit. "Nudeln, Nudeln, Nudeln", sagt sie. "Und viele Nüsse, wegen des hohen Fettanteils."

"Für Randonneure gibt es keine Sieger und Trophäen", sagt Langhabel. "Man misst sich nur mit sich selbst." Diese Art des Radfahrens will das Paar auch im Saarland etablieren. Denn "die Region Saarland-Lothringen war bisher ein weißer Fleck für Randonneure". 2014 entschieden sich beide, den Standort ARA-Saarland als einen von 13 in Deutschland in Wallerfangen einzurichten. ARA bedeutet Audax Randonneurs Allemagne und ist eine Privatinitiative von Freunden des Langstreckenfahrens.

Strecken ab Wallerfangen

 Mit einer Taschenlampe am Helm ausgestattet ging Stefan Langhabel an den Start.

Mit einer Taschenlampe am Helm ausgestattet ging Stefan Langhabel an den Start.

2015 gingen Prüfungsfahrten (Brevets) über Distanzen von 200 und 300 Kilometern. "Um uns mal mit allem, was dazu notwendig ist, vertraut zu machen", sagt Nicola. Am Start waren jeweils etwa 40 Fahrer. Langhabel legt die Strecken an, fährt sie mit dem Rad ab und fertigt einen Plan. Nicola sorgt für die Organisation. Start- und Zielpunkt ist der Wallerfanger Campingplatz. Dort seien Parkflächen und Duschen für die Rückkehrer, außerdem könne man da übernachten.

"Viele Fahrer sind in Begleitung", sagt Nicola zum wirtschaftlichen Faktor. "Die gehen dann shoppen. Andere bleiben über die Fahrt hinaus in der Region."

2016 bietet der Wallerfanger Brevet-Stützpunkt die komplette Palette mit 200, 300, 400 und 600 Kilometern. Die sind innerhalb fester Zeiten zu fahren, um an der Tour Paris-Brest-Paris teilzunehmen.

ara-saarland.de

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