"Das ist ein Riesenfortschritt"

Saarlouis. Medizinischen Fortschritt erkennt man an komplizierten neuen Begriffen wie interventionelle Endosonografie oder am Strahlen eines Fachmanns. Der Gastroenterologe Dr

Saarlouis. Medizinischen Fortschritt erkennt man an komplizierten neuen Begriffen wie interventionelle Endosonografie oder am Strahlen eines Fachmanns. Der Gastroenterologe Dr. Eric Thorsten Sternheim, 46, neuer Chefarzt der inneren Medizin am DRK-Krankenhaus in Saarlouis, strahlt und spricht von einem "Riesenfortschritt": Er hat seinen ersten Patienten im DRK-Krankenhaus mit endosonografischer Technik operiert. Der Mann hatte eine entzündete Zyste im Oberbauch, an einer sehr entlegenen Stelle. Herkömmlich wäre ein großer Schnitt bei Vollnarkose angesagt gewesen, eine Darmschlinge hätte an die Zyste genäht werden müssen, "ein besonderes Risiko, weil der Patient schon mal operiert worden war". Einige Wochen Krankenhaus hätte das bedeuten können. Jetzt aber "bekam er zwei Spritzen, er schlief, keine Narkose, und der Eingriff ähnlich einer Magenspiegelung." Nur 45 MinutenNach einer dreiviertel Stunde war alles vorbei. Nun, sieben Tage später, ist er bereits entlassen.Sternheim hat ein neues Gerät benutzt, ein Endoskop (ein langer, vier bis fünf Millimeter starker Schlauch, an dessen Kopf eine Kamera sitzt) mit einer winzigen Ultraschallsonde daran. Mit diesem kann der Arzt durch die Magenwand hindurchsehen, einen Stent setzen und das kontrollierte Abfließen der Flüssigkeit aus der Zyste einleiten. Neu ist das kristallklare endoskopische Ultraschallbild auf dem Monitor, mit hoher Vergrößerung, das parallel zum herkömmlichen endoskopischen Bild zu sehen ist."Das erste Bild zeigt die Magenwand von innen, das zweite Bild zeigt die darunter liegenden Schichten, so schaut man durch die Wand hindurch." Anhand dieses Ultraschall-Bildes navigiert der Arzt das Endoskop. Man sieht die roten Blutgefäße, die er nun leicht umgehen kann - eine Verletzung der Gefäße könnte gefährlich sein. Die Ultraschall-Kontrolle ermöglicht es dem Mediziner, kontrolliert an die entlegensten Stellen zu kommen. Das ist auch für die Diagnose wichtig. Zweites Beispiel, das Dr. Sternheim zeigt: "Diese Patientin hatte einen vier Millimeter kleinen Gallenstein, der mit keiner bildgebenden Technik zu sehen war. Mit der endosonografischen Technik haben wir ihn gefunden."Lange Erfahrung Er sei dann problemlos mit kleinsten Greifern entfernt worden. "Die Frau ist beschwerdefrei." Klar, dass auch winzigste Tumore im Anfangsstadium so aufgespürt und analysiert werden können.Diese um Ultraschall weiterentwickelte endoskopische Technologie kennt Sternheim aus Mainz. An dem dortigen katholischen Klinikum hat er das damals ganz neue Gerät vor einigen Jahren kennengelernt und Erfahrung in der Handhabung gesammelt. "Dieses Gerät hier im DRK-Krankenhaus ist noch ein bisschen moderner - absoluter Uniklinik-Standard." Der Arzt braucht viel Erfahrung und Feingefühl beim Steuern. Zauberei aber ist es nicht. Elisabeth Hirtz, eine der sechs spezialisierten Schwestern des Teams, drückt dem Reporter das Steuergerät in die Hand. Das Objekt auf dem Monitor sieht aus wie ein Darm. "Steuern Sie, wir entnehmen jetzt eine Gewebeprobe." Das gelingt selbst der unkundigen Hand. Aber der Kopf ist schon vor Ort, und es gibt keine Blutgefäße. Und das Gewebe stammt aus dem Inneren einer roten Paprika. Sie strahlen beide, der Arzt und die Schwester, über den verblüfften Reporter.

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