IT-Kompanie fasst in Lebach Fuß

Lebach · Satellitenschüsseln jeder Größe, hunderte Telefone, 200 Kilometer Kabel, Server – das ist das Material, mit dem die Soldaten einer in Lebach stationierten Kompanie ihren Auftrag erfüllen. Die ursprünglich auf der Schwäbischen Alb beheimateten IT-Spezialisten sind auch bei Auslandseinsätzen gefragt.

 Major Matthias Kubenz (42) ist Chef einer Kompanie von rund 150 IT-Experten, die nun in Lebach stationiert sind. Foto: Sascha Jung/Lkdo

Major Matthias Kubenz (42) ist Chef einer Kompanie von rund 150 IT-Experten, die nun in Lebach stationiert sind. Foto: Sascha Jung/Lkdo

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Ein bisschen ungewohnt ist es alles noch, aber wenn man Matthias Kubenz zuhört, gewöhnen sich die Lebacher wohl gerade daran. Jahrzehntelang bekamen die Einwohner nur Soldaten mit dem 1971 eingeführten bordeauxroten Barett der Fallschirmjäger zu sehen. Seit Kurzem tauchen im Stadtbild auch dunkelblaue Kopfbedeckungen auf, in der Bundeswehr eher eine Rarität. "Wir fallen auf", sagt Kubenz. Der Major führt die derzeit 147 Mann starke Fernmeldekompanie des Straßburger Eurocorps (Soll-Stärke: 187), die gerade nach Lebach umgezogen ist und am 1. April offiziell ihre Arbeit aufnehmen soll.

Kubenz sagt, der Lebacher Bürgermeister Klauspeter Brill habe der Kompanie den Auftrag erteilt, sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Seither gibt der 42 Jahre alte Kompaniechef seinen Leuten zu verstehen, dass sie ihre Mittagspause ruhig auch am Imbissstand in der Stadt verbringen können und es gerne gesehen ist, wenn sie in Uniform einkaufen gehen. Von der Stadt und der freundlichen Aufnahme seien die Soldaten - darunter fünf Frauen - begeistert, sagt Kubenz.

Die 2007 aufgestellte Fernmeldekompanie besteht aus IT-Experten . Die Offiziere haben in der Regel ein Studium mit IT-Bezug. Kubenz selbst war nach kaufmännischer Lehre, einer Feldwebel-Laufbahn und dem (eher ungewöhnlichen) Wechsel in die Offizierslaufbahn unter anderem IT-Offizier im Stab der Saarland-Brigade in Saarlouis. Die Unteroffiziere sind in der Regel Fachinformatiker, IT-Systemelektroniker oder Mechatroniker. Kubenz hält diese Soldaten für so gut ausgebildet, dass sie auch in der freien Wirtschaft mithalten könnten - einen Unterschied gebe es jedoch: "Mit Anfang 20 ein Netzwerk administrieren und Führungsverantwortung tragen - das gibt es in der Wirtschaft nicht oft."

Aufgabe der Kompanie ist es, das Eurocorps in Straßburg mit IT zu unterstützen und die Kommunikation mit den Truppenteilen sicherzustellen. Dem multinationalen Eurocorps mit Soldaten aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien, Luxemburg und Polen können bis zu 60 000 Soldaten unterstellt werden.

Um ihren Auftrag erfüllen zu können, hält die Kompanie Satellitenschüsseln ("in jeder Größe"), Netzwerktechnik mit 750 Anschlüssen ("entspricht der Verwaltung eines Dax-Unternehmens"), 400 Telefone, 200 Kilometer Kupferkabel und Lichtwellenleiter sowie eine komplette Server-Infrastruktur vor. Damit sei man weltweit einsetzbar, "in allen Klimazonen", sagt Kubenz. In Afghanistan, auf dem Balkan und in Mali war die Kompanie bereits im Einsatz.

Bis zum Jahr 2014 war die Kompanie in Sigmaringen auf der Schwäbischen Alb stationiert. Weil die dortige Kaserne im Zuge der Bundeswehr-Reform geschlossen wurde, mussten die Fernmelder umziehen - und Lebach bot sich an, weil das dortige Fallschirmjägerbataillon 261 ohnehin aufgelöst wurde und dadurch Platz frei wurde. Von Sigmaringen zog die Kompanie zunächst übergangsweise nach Saarlouis. Jetzt, da die nötigen Umbauarbeiten in Lebach beendet sind, haben die Soldaten zwei Kompanieblocks in der Graf-Haeseler-Kaserne bezogen.

Der personelle Nachwuchs der Einheit komme ganz überwiegend aus der Region, sagt Kubenz, der mit seiner Familie in St. Wendel lebt. Er sei für die Kompanie immer auf der Suche nach Menschen, die "Spaß an IT" haben. Die zu finden, erhofft er sich auch im Saarland. Kubenz: "Es gibt jetzt auch noch etwas anderes außer Fallschirmjäger im Saarland."

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