Expedition Von Einsamkeit und Alltag des Bergmannes

Ensdorf · Das Stück „Expedition B – Sehnsucht nach Licht“ hatte in Ensdorf vor der RAG-Dependance Premiere. Die Tänzer überzeugten dabei.

 Zwischen Förderturm und Saarpolygon feierte die Tanz-Collage „Expedition B - Sehnsucht nach Licht“ seine Premiere in Ensdorf. 

Zwischen Förderturm und Saarpolygon feierte die Tanz-Collage „Expedition B - Sehnsucht nach Licht“ seine Premiere in Ensdorf. 

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

„Das muss man erst einmal sacken lassen. Es war schon ganz schön schrill an manchen Stellen, doch ich denke, auch unter Tage gab es viele Klänge, die sehr disharmonisch waren. Und so habe ich das Steigerlied noch nie gehört“, erklärte Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes am Samstagabend nach einer überaus außergewöhnlichen Premiere. Die Fläche vor der RAG–Repräsentanz, mit Blick auf den Förderturm und das Saarpolygon wurde zur großen Bühne für die Collage unter dem Titel „Expedition B – Sehnsucht nach Licht“.

Die beiden künstlerischen Leiter, Barbara Bruhn und Frank Lion vom Theaterschiff Maria-Helena, zeigten sich nach der Premiere sehr zufrieden. Auch wenn ein Tänzer statt als Akteur mit Krücken auf den Sitzbänken dem Spektakel beiwohnte und für ihn der Choreograf Ruben Reniers eingesprungen war, konnten die beiden mehr als zufrieden sein mit dem, was die vier Tänzer und die sechs Musiker da erstmals auf die Bühne gebracht hatten. „Es waren extrem widrige Umstände und alle haben ihre Sache sehr gut gemacht“, erklärte Lion.

Der Regen, der mal weniger, mal mehr wurde am Samstagabend, ließ die Crew bis kurz vor Beginn überlegen, ob das Spektakel unter freiem Himmel tatsächlich durchführbar wäre. Doch, das zeigte sich nach ein paar Minuten, die Entscheidung war richtig, der Regen ließ nach und die Darsteller konnten sich in die Herzen der Zuschauer, darunter auch viele ehemalige Bergleute tanzen und spielen. „Das war schon besonders, als ich den Ton der Schachtglocke gehört habe und auch die Ketten haben schon an die Zeit unter Tage erinnert“, erklärte Armin Schmitt, der in Duhamel seine letzte Schicht gefahren hat. „Es war sehr abstrakt, doch es hat gefallen“, erklärte Martin Becker aus Ensdorf. Die letzte Schicht, sie wird in „Sehnsucht nach Licht“ ebenso thematisiert wie der Alltag der Bergleute.

Das Publikum ließ sich trotz Nässe und Kälte gefangen nehmen von der außergewöhnlichen Atmosphäre, ganz still verfolgten sie unter Regenschirmen das Geschehen. Eine besondere Stimmung ging von den beleuchteten Gebäuden, Zeitzeugen des Bergbaus, aber auch von den Lichteffekten der Crew aus. Mal in Blau, mal in Rot erzeugte das Licht mehrfach Gänsehaut. Die Sehnsucht nach Licht, spätestens, als es finster wurde über Duhamel, sie keimte wohl in jedem Zuschauer auf, gut nur, dass die vier Tänze da eine grelle Lampe dabeihatten.

Die Tänzerinnen und Tänzer überzeugten auf einem sehr schwierigen Untergrund, ausdrucksstark kamen sie immer wieder als Ganzes daher, nicht, ohne aber auch zu zeigen, wie sich die Einsamkeit jedes einzelnen Bergmannes anfühlt.

Vor der Premiere nutzte Tobias Hans in den Räumen der Repräsentanz die Gelegenheit, die Idee, das Feuer auf dem Schiff entlang von Saar und Ruhr weiterzutragen und daran zu erinnern, dass es ohne die Bergleute das Saarland so nicht gäbe, zu loben. „Sechs Jahre nach der Mettenschicht ist das hier eine herausragende kulturelle Umsetzung“, sagte er. Uwe Penth, Regionalbeauftragter Saar der RAG, zeigte sich erfreut, dass die Theatercrew die Grube Duhamel als Ort der Premiere ausgewählt hat. Mit der Schließung der letzten Zeche in diesem Jahr im Ruhrgebiet, gab Reinhard Klimmt, ehemaliger Ministerpräsident und nun Publizist und Berater, zu bedenken, dass es nun weitere Schritte geben muss, um die Zukunft in den ehemaligen Revieren zu gestalten.

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