Konzert Händels Feuermusik erschallte auf der Kölner Gürzenich-Orgel

Dillingen · Orchestrale Werke der englischen Renaissance und Orgelmusik erwarteten das Publikum bei einem außergewöhnlichen Konzert im Dillinger Saardom.

Eine selbst komponierte Trompetenfanfare von Valentin Erny und Friedemann Schulz-Klingner, die ihre Instrumente von der Empore in den voll besetzten Saardom schmettern, begrüßt die musikbegeisterten Gäste auf eindringliche Art. Nicht immer stimmen die beiden so ganz überein, so dass in der „Sonate in D für 2 Trompeten“ von Franceschini Dissonanzen entstehen. Die beiden Trompeter sind Teil des „Krönungs-Orchesters, bestehend aus Musikern der „Deutschen Radio Philharmonie“ sowie des „Staatstheaters Saarbrücken“, die vorzüglich und intonationssicher musizieren. Sie zeigen sich als verlässliche Stütze für die Chöre von Thomas Bernardy, der die Gesamtleitung hat: Für die Krönungsmesse von Mozart hat Bernardy, Kantor des Saardoms, den Anderen Chor, den Heartchor und den Kirchenchor „Musica sacra“ zusammengestellt – ein homogener Klangkörper mit sehr guten Stimmen in allen Lagen.

Zunächst erinnert Bernardy Ohrwürmer aus der englischen Renaissance, die im Königshaus und in der Musikgeschichte Tradition haben: beispielsweise das „Jerusalem“ von Hubert Parry, das bei keiner „Last night of the Proms“ fehlt. Lukas Schmidt spielt es gekonnt in einer Orgelfassung. Er begleitet auch das Orchester an einer Orgel im Altarraum auf virtuose Art. Beeindruckend vom Anderen Chor interpretiert wird ebenso „Zadock the priest“, die wohl bekannteste britische Hymne der „Coronation Anthems“. Händel hatte sie anlässlich der Krönung Georges II. 1727 in London geschrieben. Sie wurde auch 1953 im Gottesdienst zur Krönung von Königin Elisabeth vorgetragen – ebenso wie das ergreifende „Ave verum“ von William Byrd.

Bernardy zeigt seine Virtuosität an der Kölner Gürzenich-Orgel mit dem feurigen Vortrag der „Feuermusik“-Ouvertüre von Händel. Das „Laudate dominum“ von Mozart, zauberhaft gesungen von Anne Kathrin Gratz, schafft den Übergang zur Wiener Klassik – zur Krönungsmesse, eine der schönsten Messen der Musikgeschichte.

Mozart hat seinen Salzburger Dienstherrn, den Erzbischof Colloredo zwar gehasst, hat diese Abneigung jedoch nicht an der Musik ausgelassen, die er für die erzbischöflichen Gottesdienste schrieb, heißt es. Im Gegenteil: In der in vielen Teilen unterschätzten Kirchenmusik Mozarts sind herrliche Juwelen verborgen. Faszinierend, wenn diese Juwelen auch hörbar werden. Thomas Bernardy stellt mit scharfen Akzenten und zügigen Tempi die repräsentative Seite dieses Werks in den Vordergrund und sucht nicht nach jenseitig Verklärtem. Hervorragend vom Chor gesungen das Sanctus, das sich mit dem punktierten Rhythmus dem Kyrie eng verwandt zeigt. Dazu kontrastiert das gelöst heitere Soloquartett im Benedictus. Erst zum jubelnden „Hosanna“ treten Chor und Instrumente erneut hinzu. Das gilt auch für die großen, cantablen Sopranpassagen, von denen es viele gibt und die an veritable Opernarien erinnern, zum Beispiel im „Agnus Dei“. Anne Kathrin Gratz, studierte Gesangsabsolventin, entpuppt sich als der Star des Abends, dagegen müssen die Solisten aus den Reihen der Chorgemeinschaft ihre Rolle wohl noch finden. Dennoch großes Lob für die Solisten, den warmen, transparenten Chorklang und das makellose Zusammenspiel mit dem Orchester.

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