Fliegendes Gemüse hilft Sprachbarrieren überwinden

Pachten · Ein Sprachförderkurs in den Ferien vermittelt 20 Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Pachten Deutschkenntnisse. Die Kinder sind erst kurze Zeit hier und sollen im September zur Schule gehen.

 Spielerisch deutsch lernen: Der Sprachunterricht von Christina Klein (rechts) und Anette Greis (hinten) im Pachtener Caritas-Gebäude in der Neustraße kommt bei den Flüchtlingskindern aus den vielen verschiedenen Ländern gut an. Foto: Rolf Ruppenthal

Spielerisch deutsch lernen: Der Sprachunterricht von Christina Klein (rechts) und Anette Greis (hinten) im Pachtener Caritas-Gebäude in der Neustraße kommt bei den Flüchtlingskindern aus den vielen verschiedenen Ländern gut an. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Radieschen, Kohlrabi und Ingwer fliegen durch die Luft. Im Unterricht von Anette Greis und Christina Klein kann das schon Mal vorkommen. Allerdings halten die beiden Lehrerinnen mit ihren 20 Schülern auch keinen Unterricht im herkömmlichen Sinne. Mit dem Zeigen und Zuwerfen von alltäglichen Dingen wie Gemüse versuchen die beiden, den Kindern beim Lernen der Namen dieser Alltagsgegenstände zu helfen.

Keine gemeinsame Sprache

Denn ihre Schüler sprechen fast kein Wort Deutsch. Sie sind alle erst seit Kurzem hier und wollen die Sprache so gut wie möglich lernen, bevor sie im September zur Schule gehen.

In dem Kurs in Pachten , der von der Caritas angeboten wird, sind Kinder und Jugendliche verschiedener Altersklassen und aus unterschiedlichen Ländern. Zwischen sieben und 17 Jahren sind die Schüler , sie kommen aus Syrien, Russland, Italien, Bulgarien und Afghanistan. Eine gemeinsame Sprache, mit der sich alle verständigen können, gibt es nicht.

Der Unterricht wird komplett auf Deutsch gehalten. Umso wichtiger sei es, beim Unterrichten "alle Sinne mit einzubeziehen", meint Anette Greis. Sehen, Tasten, Hören, auch Schmecken und Riechen wie etwa beim Thema "Gemüse ". Sprachbarrieren würden oftmals durch bildliche Darstellungen oder durch Körpersprache überwunden. Außerdem könnten sich Schüler die Namen von Dingen auf diesem Weg besser einprägen. Sie sollen alltägliche Begriffe erlernen: Farben, Zahlen, Monate und Wochentage, Kleidungsstücke, Nahrungsmittel und ein paar hiesige Benimmregeln.

Gegenseitiges Interesse

"Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell die Kinder lernen", sagt Jeniffer Philippi vom Migrationsdienst der Caritas . "Die meisten sind sehr, sehr motiviert." Auch die Kursleiterinnen schwärmen vom Engagement ihrer Schüler . "Die Mitarbeit ist ein Traum", findet Christina Klein.

Das Interesse daran, mehr über Sprache und Kultur zu lernen, beruht übrigens auf Gegenseitigkeit. "Man muss den Kindern zeigen: Wir wollen auch etwas von euch lernen", erklärt Klein. So können die Kinder ihren Lehrerinnen etwas beibringen über ihre Heimat, Kultur und Sprache. Dieser Austausch wird dann auch zwischen den Kursteilnehmern weitergeführt, die voneinander ständig neue Wörter und Formulierungen lernen.

"Wenn die Kinder Spaß haben und gar nicht merken, dass sie etwas lernen, dann funktioniert es am besten", meint Greis.

Und dass der Kurs Spaß macht, können die Kinder bestätigen. So meint zum Beispiel Ahed (13) aus Syrien, dass ihr die Spiele in der Gruppe sehr gut gefallen. Dadurch, dass ihnen die schwere deutsche Sprache auf solch eine lockere Art beigebracht wird, verlieren die Schüler die Angst vor der bevorstehenden Einschulung. Khalid (12) aus Afghanistan zum Beispiel freut sich auf seine Zeit in der Realschule, und seine Schwester Maria ist froh, bald in den Kindergarten zu gehen.

Zwei Wochen haben die Kinder im Kurs von Anette Greis und Christina Klein Deutsch gelernt. An vier Tagen in der Woche, drei Stunden täglich. Und das in den Ferien. Schule in den Ferien, ist das nicht doof? "Nein", meint Ahed. Ganz im Gegenteil: Sie findet es schade, dass es schon vorbei ist.

Der Sprachförderkurs in Pachten wurde im Rahmen des Projektes BIMS (Berufliche Integration von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund im Landkreis Saarlouis) angeboten. Weitere Kurse finden in Saarlouis statt. Insgesamt nahmen an diesen Kursen 37 Schüler teil.

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