Schwarzwild genießt himmlische Ruhe

Dillingen · Nachdem Schwarzwild immense Schäden an Grundstücken am angrenzenden Hüttenwald verursacht hat, erklärt der zuständige "Forstmeister" der Dillinger Hütte , dass Wild generell herrenlos ist, also niemandem gehört und damit auch nicht ersatzpflichtig ist, wenn befriedete Bezirke geschädigt werden.

Diese Information ist erstens nicht neu und zweitens hilft sie keinem der Betroffenen weiter.

Der Hüttenwald gilt unter jagdlichen Insider als Zuchtstation für Schwarzwild im Kreis Saarlouis. In diesen Kreisen ist auch bekannt, dass der zuständige Forstmeister sich seit Jahren bestandsreduzierenden Maßnahmen widersetzt. So werden zum Beispiel keinerlei Drückjagden durchgeführt, und es erfolgt auch keine Selektivbejagung der am Reproduktionsgeschehen überproportional beteiligten Frischlingsbachen.

Diese Bewirtschaftungsform verfolgt das Ziel, extrem hohe Wildbestände aufzubauen. Im Umkehrschluss bringt diese Populationsdichte einen schnellen Jagderfolg des Forstmeisters, falls mal Wildbret von den Hüttenverantwortlichen benötigt wird. Ansonsten genießt das Schwarzwild im Hüttenwald himmlische Ruhe zum Leidwesen der Anwohner und Nachbarrevierinhaber.

Aber was ist eigentlich ein Forstmeister? Solche Berufsbezeichnungen gab es zu der Zeit, als Otto von Bismarck noch Reichskanzler war. Die Herren waren damals leitende Beamte im Forstdienst und angesehene Personen bei Hofe, mit der Aufgabe für hohe Bestände zu sorgen, so dass bei adligen Gesellschaftsjagden den Gästen auch reichlich Wild vorgeführt werden konnte.

Fazit: Es gibt im Hüttenwald außer der antiquierten Berufsbezeichnung "Forstmeister" weitere Parallelen aus der Epoche des Eisernen Kanzlers zu beobachten. Einzige Ausnahme: Es finden keine Gesellschaftsjagden mehr statt.

Werner Schirra, Saarwellingen

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