Erinnerungen an schöne und schwere Tage

Dillingen · Alte Menschen, die in ein Heim umziehen, bringen oft Lieblingsfotos aus ihrem langen Leben mit. Darüber erzählen sie in einer SZ-Serie. Heute: Herbert Groß, der im Senioren-Palais Dillingen wohnt.

 Herbert Groß im Senioren-Palais Dillingen. Foto: Hartmann Jenal

Herbert Groß im Senioren-Palais Dillingen. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Erinnerungen von Jahrzehnten finden sich in dem schmalen Büchlein, das Herbert Groß, 88, zusammengestellt hat. "Opa, erzähl mal!", steht auf dem Buchdeckel. Groß sitzt in einem bequemen Sessel in seinem Zimmer im Senioren-Palais Dillingen und blättert durch die Seiten. Von etwa 1914 bis in die 60er Jahre enthalten sie Notizen, Geschichten und Informationen. Auch Gedichte finden sich darin. 196 habe er insgesamt verfasst, sagt Groß.

Und immer wieder tauchen eingeklebte Bilder auf, die er selbst am Computer bearbeitet hat. Groß blättert weiter zu einer Seite mit vier Fotos. Eines davon zeigt ihn mit acht Jahren im Sonntagsstaat. Auf einem weiteren schaut er keck in die Kamera. "Zwölf Jahre war ich da alt", erinnert sich Herbert Groß. Die Schuhe glatt poliert sitzt er auf der Eingangstreppe. Eine Pfeife, lang wie ein Spazierstock, hat er am Mund und einen Filzhut auf. "Ein Bauer war ich beim Erntedankfest. Das dürfte 1939 gewesen sein."

Aus demselben Jahr stammt das Bild links daneben. In kurzer Hose und Uniform steht er da in der Hauseinfahrt. Auf dem Rücken einen Tornister, darüber eine Wolldecke. "Das musste alles korrekt gepackt und zusammengelegt werden. Und dann sind wir zwei-, dreimal im Jahr zum Campen. In den Sommerferien auch für vier Wochen in Zeltlager bei Mettlach, Lebach und bis Tholey und Dreisbach. Alles zu Fuß."

Bei den Pimpfen sei er damals gewesen, dem Deutschen Jungvolk. "Das war am Anfang alles noch Spaß und Abenteuer, weil es ja nicht so viel Aufregendes für uns gab, wie heute", stellt Groß fest. "Aber vier Jahre später war ich bei der Flak in Bous. Und bei Kriegsende bin ich zu Fuß durch Bayern zurück nach Hause."

Die Bilder seien mit einer einfachen Box von Agfa gemacht worden. "Die hat mein älterer Bruder vor unserem Haus in der Torbogenstraße fotografiert." Das Haus stehe noch heute, es sei 1926 fertig geworden, erzählt Groß. "In dem Jahr, als ich auf die Welt kam."

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