Windkraft „Schockiert wegen gerodeter Flächen“

Bous · Windkraft stößt immer wieder auf Kritik an den Folgen für Wald und Anwohner. So auch in Bous, wo an der Gemeindegrenze zu Püttlingen drei Windkraftanlagen entstehen sollen.

 Solche Windräder sollen auch in Bous errichtet werden. Foto: Stefan Sauer/dpa

Solche Windräder sollen auch in Bous errichtet werden. Foto: Stefan Sauer/dpa

Foto: Stefan Sauer/dpa

"Ich bin Bouser Bürgerin und war schockiert, als ich die gerodeten Flächen unweit des Mathildeschacht-Denkmals gesehen habe", schrieb uns eine Leserin. "Ich schäme mich für den Bürgermeister und alle Verantwortlichen", geht es weiter. Letztlich fordert sie den "sofortigen Stopp". Die Bouser Bürger "wurden nur sehr dürftig informiert", wird kritisiert. Die Windräder kämen vor ein Krankenhaus, ein Wohngebiet und in die Nähe eines Bergmann-Denkmals.

Bürgermeister Stefan Louis handele "nur aus kommerzieller Sicht". Das bereits gefällte Holz solle man "an die Bürger verteilen zum Schwenken und direkt mit der Neupflanzung beginnen". Auf Nachfrage bei Bürgermeister Louis, stellte dieser dar, dass zu Informationsveranstaltungen im Vorfeld nur recht wenige Bürger gekommen seien.

Schon 2013 habe Bous das Gemeindegebiet gutachterlich untersuchen lassen. Daraufhin wurden die jetzigen Flächen in öffentlicher Sitzung vom Gemeinderat festgelegt. Das Gebiet floss in den Flächennutzungsplan ein. Rechtskräftig wurde der am 16. September 2016, nach vorheriger öffentlicher Auslegung und der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Außerdem erfolgte eine Information für Bouser Bürgerinnen und Bürger am 7. Februar dieses Jahres durch Saarforst und Dunoair. Diese Veranstaltung sei mehrfach öffentlich angekündigt gewesen.

Besagte Fläche gehört dem Saarforst. Sie liegt im östlichen Teil von Bous, im Waldgebiet an der Grenze zu den Städten Völklingen und Püttlingen sowie dem Schwalbacher Gemeindeteil Elm-Derlen. Dort will die Firma Dunoair drei Windenergieanlagen errichten. "Wir mussten eine Vorrangfläche für Windkraft ausweisen", erklärte Stefan Louis zu den rechtlichen Vorgaben. "Anderenfalls könnten Investoren auf jeder passenden Fläche in der Gemeinde Anlagen errichten und das notfalls gerichtlich erzwingen." Ein ähnliches Problem bestehe, wenn die Gemeinde so strenge Regelungen aufbringe, dass sie als Verhinderungsplanung gewertet werden könnten.

Für Zuwegung und ein erforderliches Umspannwerk werden Flächen der Gemeinde Bous genutzt. Das sind etwa elf Prozent der benötigten Gesamtfläche. Daraus ergibt sich eine elfprozentige Beteiligung an der zu erwartenden Pacht. Die ist abhängig vom Ertrag der Windkraftanlagen, jedoch erwarte die Gemeinde keine riesigen Beträge. Pro Windanlage sind 0,8 Hektar erforderlich, wofür insgesamt 2,4 Hektar Wald gerodet werden. Davon werden 1,2 Hektar nur temporär benötigt, die nach Betriebsbeginn wieder herzustellen sind.

Dauerhaft beanspruchen die drei Windkraftanlagen insgesamt 1,2 Hektar. Als Kompensation werden auf den Gemarkungen Sprengen und Saarwellingen 4,2 Hektar vorhandenen Fichtenbestandes in einen Hainsimsen-Buchenbestand überführt. Auch das soll unmittelbar nach Betriebsbeginn der Anlagen erfolgen. Die für das Umspannwerk auf einem Bouser Gemeindegrundstück gerodete Fläche von 0,2 Hektar kann nach Errichtung teilweise wieder bewachsen werden. Der dort gerodete Bestand an Bäumen und Sträuchern wurde im Vorfeld als nicht besonders erhaltenswert klassifiziert.

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