AT-Verträge verändern die Bedingungen in den Betrieben

Dillingen. "AT" steht für außer Tarif. Wer zu diesem exklusiven Kreis von Mitarbeitern eines Unternehmens gehören wollte, der musste meist hoch qualifiziert sein, von dem wurde ein besonderes Maß an Verantwortungsbereitschaft verlangt und der genoss einen weitreichenden Handlungs- und Gestaltungsspielraum für Entscheidungen

 Bei einer Fachtagung zum Thema AT-Angestellte hörten die Besucher interessiert zu. Foto: Andreas Engel

Bei einer Fachtagung zum Thema AT-Angestellte hörten die Besucher interessiert zu. Foto: Andreas Engel

Dillingen. "AT" steht für außer Tarif. Wer zu diesem exklusiven Kreis von Mitarbeitern eines Unternehmens gehören wollte, der musste meist hoch qualifiziert sein, von dem wurde ein besonderes Maß an Verantwortungsbereitschaft verlangt und der genoss einen weitreichenden Handlungs- und Gestaltungsspielraum für Entscheidungen. Aber diese privilegierte Beschäftigungsgruppe stehe vor ihrer "Entzauberung", ist zumindest die Auffassung der IG-Metall Völklingen. Grund genug das alljährliche "Angestelltengespräch", eine Fachtagung des Angestelltenausschusses im IG-Metall Verwaltungsbezirk Völklingen, dem Thema "AT-Angestellte - zwischen Anspruch und Wirklichkeit" zu widmen. "AT-Verträge nehmen an Zahl und Problematik zu, sind in großem Maße diskussionsfähig und verändern die Bedingungen in den Betrieben", sagte der 2. Bevollmächtigte der IGM Völklingen, Guido Lesch. Zur Fachtagung und der Podiumsdiskussion hatten sich die Metaller Verstärkung engagiert: Der Oldenburger Betriebswirtschaftsprofessor Thomas Breisig hat sich auf der Grundlage systematischer Auswertung von Betriebsvereinbarung und Verträgen mit AT-Angestellten einen Überblick verschafft. Auch er kommt zu dem Schluss, dass aus dem ehedem exklusiven Kreis von Angestellten heute eher ein Massenphänomen geworden sei. Das, was von den AT-Angestellten verlangt werde, stehe sehr oft in keinem Verhältnis mehr zum Einkommen. Vielmehr nutzten die Arbeitgeber die Gelegenheit, junge Hochschulabsolventen mit AT-Verträgen zu ködern und somit auch das Tarifgefüge auszuhöhlen, kommentierte Lesch. Günther Ludwig, Vorsitzender des Angestelltenausschuss, nannte Zahlen: Von insgesamt 1100 Angestellten bei Saarstahl hätten 300 AT-Verträge, mehr als ein Viertel. Mithilfe konkreter Beispiele belegten Roman Riegler (Betriebsrat FLSmidth Koch Wadgassen), Stefan Ahr (Betriebsratschef Saarstahl) und Hans Weigel (AT-Angestellter bei Dürr), dass viele AT-Angestellte im Vergleich mit tariflichen Angestellten und bei Berücksichtigung aller Zulagen und Mehrarbeit weniger Gehalt beziehen als ihre Kollegen mit Tarifvertrag. Dr. Carolin Lehberger von der Arbeitskammer des Saarlandes kritisierte, dass Hochschulabsolventen mit AT-Verträgen "über den Tisch gezogen" würden. "Die Aufklärungsarbeit müsse schon in den Hochschulen beginnen, forderte sie.

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